Silver Worker haben höchste Lebenszufriedenheit

Die Lebenszufriedenheit der Deutschen steigt. Das zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft. Besonders zufrieden sind die sogenannten Silver Worker, also 66- bis 70-Jährige, die über das Renteneintrittsalter hinaus weiterarbeiten. Angesichts des Fachkräftemangels ist das für Unternehmen eine positive Botschaft.

Trotz Pandemie und Inflation in den vergangenen Jahren ist die Lebenszufriedenheit der Deutschen gestiegen. So zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Zwischen 2005 und 2021 stieg die durchschnittliche Lebenszufriedenheit von 6,8 auf 7,4 Skalenpunkte. Um das zu ermitteln, wurde jährlich zwischen 1.363 und 2.734 Menschen im Alter von 61 bis 70 Jahren die Frage gestellt: "Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?". Die Befragten ordnen sich auf einer zehnstufigen Antwortskala  von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) ein.

Silver Worker haben höchste Lebenszufriedenheit 

Laut IW zeigen die Befunde einen positiven Zusammenhang zwischen Arbeit und Lebenszufriedenheit im Alter. Die Silver Worker, also die arbeitenden 66- bis 70-Jährigen, erreichten 2021 einen Mittelwert von 7,6 Skalenpunkten. Die nicht erwerbstätigen Gleichaltrigen kommen auf 7,5 Skalenpunkte. Noch auffälliger ist der Unterschied unter den 61- bis 65-Jährigen: Während die durchschnittliche Lebenszufriedenheit unter den Erwerbstätigen bei 7,5 Skalenpunkten liegt, erreichen die anderen ihrer Altersgruppe nur 7,1 Punkte.

Immer mehr Menschen arbeiten länger. So zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts: Während 2012 noch weniger als die Hälfte (47 Prozent) der 60- bis 64-Jährigen erwerbstätig war, ist dieser Anteil zehn Jahre später auf 63 Prozent gestiegen. Dieser Trend zeigt sich auch unter den 65- bis 69-Jährigen: Hat 2012 etwa jeder Zehnte von ihnen (11 Prozent) gearbeitet, so war es 2022 bereits fast jeder Fünfte (19 Prozent).

Silver Worker länger im Betrieb halten

Denn der Bedarf an Fachkräften ist da: 2023 konnten Unternehmen rund 570.000 Stellen nicht besetzen. Das geht aus einer IW-Studie zum Fachkräftemangel hervor. Deutschland gehe dadurch viel Geld verloren, heißt es in der Studie. Die Fachleute des IW argumentieren: Wenn Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde das deutsche Produktionspotenzial im Jahr 2024 um 1,1 Prozent oder 49 Milliarden Euro höher liegen. Da die aktuelle IW-Arbeitsmarktfortschreibung von einerm weiteren Anstieg des Fachkräftemangels ausgeht, wächst auch der Verlust für die deutsche Wirtschaft bis zum Jahr 2027 auf 74 Milliarden Euro.

Würden ältere Beschäftigte erst später aus dem Erwerbsleben aussteigen, trage dies besonders dazu bei, die Fachkräftelücke zu schließen, argumentiert Studienautor Alexander Burstedde. Er rät: "Unternehmen könnten ihre erfahrenen Mitarbeiter mit passenden Angeboten länger im Betrieb halten."

Weiterarbeit stärkt Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwert

Die Gründe für die Weiterarbeit im Alter sind unterschiedlich. Vor allem soziale Kontakte spielen laut der IW-Studie zur Lebenszufriedenheit eine wichtige Rolle. Der regelmäßige soziale Austausch vermittle ein Gefühl der Zugehörigkeit. Zudem werde Arbeit häufig als sinnstiftend empfunden, was das Wohlbefinden stärken und das Selbstwertgefühl steigern könne. Finanzielle Gründe seien bei der Entscheidung für oder gegen das Weiterarbeiten dagegen nachrangig. "Spaß und soziale Kontakte sind wichtige Motive bei der Entscheidung weiterzuarbeiten", meint ​Ruth Schüler, Rentenexpertin beim IW.

Über den kompletten Beobachtungszeitraum hinweg bleibt die Gruppe der nicht erwerbstätigen 61- bis 65-Jährigen die Gruppe mit der geringsten Lebenszufriedenheit. "Unsere Zahlen zeigen, dass der frühe Erwerbsausstieg keine Garantie für eine hohe Lebenszufriedenheit ist", ergänzt die Verhaltensökonomin Jennifer Potthoff.


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