Energieeffizienz: An den Mietern führt kein Weg vorbei

In Deutschland wird immer noch mehr als die Hälfte der Wohnungen mit Erdgas beheizt – viel Potenzial für den Umstieg auf effiziente Technologien, wie eine Techem-Studie zeigt. Energiesparen mit optimierten digitalen Lösungen sei das Ziel. Auf dem Weg dahin komme man an den Mietern nicht vorbei.

Ein Großteil der Immobilien in Deutschland schneidet bei der Energieeffizienz schlecht ab. Zudem ist ein Drittel der Heizungsanlagen älter als 25 Jahre. Das sind Ergebnisse der Verbrauchskennwerte-Studie 2021 (VKW-Studie) des Energiedienstleisters Techem. Ausgewertet wurden dafür die Daten von rund 92.000 Energieausweisen zum Endenergie- und Wasserverbrauch sowie der Analyse der Kosten für Heizung und Warmwasser aus 2,1 Millionen Wohnungen in rund 176.000 Mehrfamilienhäusern.

Dabei könnte ein hochautomatisierter Heizungsanlagenbetrieb entscheidend für einen emissionsarmen Immobiliensektor sein, fassen die Studienautoren zusammen. Durch kontinuierliches Heizungsmonitoring und eine optimierte Betriebsführung sei eine Effizienzsteigerung in der konventionellen Wärmeerzeugung im Bestand von etwa 15 Prozent möglich, die Dämmung der Gebäudehülle biete Einsparpotenzial von 30 bis 50 Prozent – und das Nutzerverhalten, insbesondere beim Lüften, ermögliche noch einmal zehn bis 15 Prozent Verbrauchsreduktion.

Energieeffizienz: Gemeinsam Lösungen entwickeln

Bei der Energiewende gehe es nicht mehr nur um Dekarbonisierung, sondern auch um die europäische Abhängigkeit von fossilen Energieimporten aus Russland und um die Verbesserung der innereuropäischen Energieversorgungsinfrastruktur, schreiben die Studienautoren. Das Ziel müsse sein, Energie einzusparen, erneuerbare und CO2-neutrale Energiequellen sowie die dafür erforderlichen Infrastrukturen auszubauen, in der Breite zu etablieren sowie die Nutzung der Energie kontinuierlich durch Effizienzsteigerungen zu verbessern. Noch immer wird laut VKW-Studie mehr als die Hälfte (rund 52 Prozent) der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt.

In Zeiten einer Gaskrise und der notwendigen Dekarbonisierung im Gebäudebestand sollten alle Marktakteure gemeinsam Energieeffizienzlösungen entwickeln, heißt es da. Handlungsempfehlungen könnten aus wissenschaftlichen Arbeiten abgeleitet werden. Auch Daten aus Forschungsprojekten wie "BaltBest", das Techem in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) realisiert hat, sollen helfen, den Wärmeenergieverbrauch gemeinsam mit Partnern aus der Wohnungswirtschaft in neuen Projekten zu reduzieren. "Mit dem Ziel, die eingesetzten Maßnahmen stetig weiterzuentwickeln. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045", erklärte Techem-CEO Matthias Hartmann am Rande der Expo Real in München.

CO2-Ausstoß in Mietshäusern: Das Heizen macht's

Die Relevanz des Nutzerverhaltens wird den Autoren zufolge insbesondere beim Blick auf die CO2-Emissionen deutlich, die durch Raumheizung und Warmwasser in Mehrfamilienhäusern entstehen. Diese seien witterungsbereinigt im Jahr 2020 gegenüber 2018 um etwa 13 Prozent gesunken, obwohl die Verbräuche im selben Zeitraum nahezu stagnierten. Daraus schließen die Experten von Techem, dass die Ursache für diese Emissionssenkung nicht in einem geänderten Verbrauchsverhalten lag, sondern im veränderten Energiemix und den damit verbundenen veränderten Emissionsfaktoren.

"Auf dem Weg zu einer höheren Energieeffizienz kommen wir nicht an den Mietenden vorbei", betonte Dr.-Ing. Arne Kähler, Leiter des Techem Research Institute on Sustainability (TRIOS) und einer der Autoren der Studie. Das Ziel: Energie mit durchdachten digitalen Lösungen einzusparen, erneuerbare und CO2-neutrale Energiequellen sowie die dafür erforderlichen Infrastrukturen auszubauen, in der Breite zu etablieren sowie die Nutzung der Energie kontinuierlich durch Effizienzsteigerungen zu verbessern – "und dabei die gesamte Wärmekette im Gebäude von der Wohnung bis in den Keller im Blick zu haben", so Kähler weiter.

Wärmepumpen: Potenzial für Betriebsoptimierung

Bei der Energiewende und der erforderlichen Verminderung der Abhängigkeit von Erdgas sowie anderen fossilen Energieträgern spielen nach Ansicht von Techem elektrisch betriebenen Wärmepumpen ebenfalls eine Schlüsselrolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sei im Jahr 2020 bereits nahezu jede zweite Heizung im Neubau eine Wärmepumpe gewesen, heißt es in der Studie. Ein Jahr später waren Wärmepumpen mit 50,6 Prozent demnach das bevorzugte primäre Wärmeerzeugungssystem – Tendenz stark steigend. Während der Anteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern bei 53,9 Prozent lag, waren es bei Mehrfamilienhäusern 30,6 Prozent.

Techem geht davon aus, dass diese Werte in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen werden. Die Studie zeige, dass das schlummernde Effizienzpotenzial bei Wärmepumpen im Bestand, mit mehr als 50 Prozent, enorm sei. "Durch eine Kombination aller Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudehülle, des Verhaltens der Nutzenden sowie der Anlageneffizienz könnte – das zeigen die vorliegenden Daten – ein Gesamtpotenzial zur Vermeidung von zirka 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im deutschen Mehrfamilienhausbestand erschlossen werden", so Techem-Chef Hartmann abschließend.

Techem "Verbrauchskennwerte-Studie 2021"


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dpa