3 Fragen an Caroline Hegenbarth

Vernetzt mit Makeln


Makler, Verwalter, EU-Politik: 3 Fragen an Caroline Hegenbarth

Das EU-Parlament hat das Wohnen zur Priorität erklärt. Die Bundesgeschäftsführerin des IVD mischt mit – sie vertritt die Interessen von deutschen Maklern und Verwaltern im europäischen Dachverband CEPI. 3 Fragen an Caroline Hegenbarth.

Die Bundesgeschäftsführerin des Immobilienverbands Deutschland (IVD), Carolin Hegenbarth, wurde zum 1.1.2025 zur Vorständin im europäischen Dachverband CEPI gewählt: Die European Association of Real Estate Professions ist Ansprechpartner für das neue Wohnungskomitee des EU-Parlaments und die Housing Task Force der EU-Kommission. Sie vertritt 200.000 Makler und Verwalter aus 18 Ländern.

Frau Hegenbarth, wie bringt sich CEPI konkret in die europäische Wohnungsbaupolitik ein – und welchen Einfluss kann ein Berufsverband dabei tatsächlich nehmen?

Caroline Hegenbarth: Ich nenne Ihnen ein konkretes Beispiel: Die Niederlande, ein sehr gutes Maklerland mit nahezu 100-prozentiger Maklerquote und einer deutlich höheren Umschlagquote als in Deutschland. Dort kauft man ein Haus und verkauft es oft schon nach drei Jahren wieder – eine ganz andere Kultur. Um die Mieter in diesem Umfeld zu schützen, wurde das Mietrecht beim Eigenbedarf verschärft. Viele Eigentümer haben daraufhin ihre vermieteten Wohnungen verkauft.

Die komplette L'Immo-Folge mit Gastgeber Dirk Labusch und Caroline Hegenbarth                                      

Das hat zwar zunächst den Markt belebt, doch das eigentliche Ziel, die Mieter zu schützen, ging verloren, weil diese Wohnungen dem Mietwohnungsmarkt entzogen wurden. Auf solche Erfahrungen kann der CEPI verweisen – und sie fließen in die politische Arbeit auf europäischer Ebene ein. Kürzlich hat die EU in einem Bericht ausdrücklich die zunehmende Regulierung des Mietrechts in Deutschland als Gefahr für notwendige Investitionen in den Wohnungsbau angemahnt.

Welche Lerneffekte zeigen sich im europäischen Austausch – und wo kocht Deutschland noch sein eigenes Süppchen?

Nächstes Jahr geht in Deutschland unter dem Namen Smart Deal System (SDS ) ein Tool für Gemeinschaftsgeschäfte live – eine Idee, die ursprünglich aus den USA stammt und nach Europa kam. Im CEPI berichten Makler aus vielen Ländern, dass sie bereits mit solchen Tools arbeiten. Man kann also viel voneinander lernen.

Einstieg in den Maklerberuf in Deutschland vergleichsweise leicht

Fast einzigartig in Europa sind die geringen Berufszugangshürden für Makler: Hier reicht überspitzt gesagt ein polizeiliches Führungszeugnis. Länder wie Frankreich oder sogar Andorra sind deutlich weiter. In Frankreich etwa braucht man ein Hochschulstudium, Berufserfahrung – und doppelt so viele Weiterbildungsstunden wie in Deutschland. Außerdem gibt es dort offizielle Register für Makler und Verwalter. Was das betrifft, zählt Deutschland zu den nicht reglementierten Ländern.

Die CEPI fordert mehr Chancengleichheit für Makler und Verwalter in Europa, auch weil es teils gravierende Wettbewerbsnachteile gibt. Wie zeigt sich das in der Praxis?

Deutsche Makler können in Ländern wie Frankreich nicht dauerhaft tätig sein. Temporäre Einsätze sind zwar möglich, aber oft kompliziert. Ein berührendes Beispiel: Eine Maklerin aus Aschaffenburg sitzt seit mehr als einem Jahr in Haft auf Zypern. Sie hatte dort Urlaub gemacht und in Nordzypern Immobilien verkauft – ohne zu wissen, dass dies aufgrund des ungelösten Konflikts zwischen Zypern und der Türkei problematisch ist. Viele Immobilien in der Region gelten als enteignet und dürfen nicht einfach verkauft werden.

Warum eine deutsche Maklerin in Zypern in Haft sitzt

Seitdem durchlebt sie unter schlechten Bedingungen ein zermürbendes Verfahren – mit mehr als 40 Anhörungen, die oft verschoben wurden, etwa wegen fehlender Übersetzer oder Unterlagen. Das zeigt: Wer im Ausland makelt, muss die rechtlichen Rahmenbedingungen sehr genau kennen – selbst bei vorübergehender Tätigkeit.

Das ist ein redaktionell überarbeiteter Auszug aus dem L'Immo-Podcast mit Caroline Hegenbarth. 


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