Heizen: Öl, Gas, Pellets oder Wärmenetz – was ist günstiger?

Heizkessel mit Öl oder Gas, optional mit Solarthermie, Holzpellets und Hackschnitzel – oder doch lieber das Wärmenetz? Welche Technologie ist kostengünstiger, wenn der Heizungstausch kommt? Ein neuer Preisrechner soll Hauseigentümern bei der Entscheidung helfen.

Die Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) steht noch bevor. Im September gehen die Verhandlungen um Nachbesserungen weiter. Wenn das sogenannte Heizungsgesetz in Kraft tritt, sollen nach derzeitigem Stand nur noch Heizungsanlagen eingebaut werden dürfen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden.

Ist dann ein Heizungstausch fällig, stellt sich für Eigentümer von Wohngebäuden die Frage: Einzelheizung oder Wärmenetz – was ist wirtschaftlicher? Mit dem neuen Wärmepreisrechner der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) lässt sich ausrechnen, welche Heizungstechnologie voraussichtlich kostengünstiger ist. Auch die steigende CO2-Bepreisung fließt unter anderem in die Berechnung mit ein.

Bislang ist die Auswahl zwischen acht Einzelheizungstechnologien im Wärmepreisrechner möglich. Standardheizkessel mit Öl oder Gas, Brennwertkessel mit Öl oder Gas – optional auch mit Solarthermie – sowie Holzpellet- und Hackschnitzelheizungen. Wer sich an ein Wärmenetz anschließen lässt, benötigt keine eigene Heizungsanlage.

Mehrfamilienhaus: Das Wärmenetz hat die Nase vorn

Am Beispiel eines typischen Mehrfamilienhauses mit sieben Parteien zeigt sich, dass die Nutzung eines Wärmenetzes günstiger ist. Die Vollkosten liegen pro Jahr rund 1.300 Euro (knapp 37.000 Euro) unter denen eines Gasbrennwertkessels (38.000 Euro). Nicht berücksichtigt in der Rechnung hat KEA-BW die Förderung eines Wärmenetzanschlusses.

Aktuell liegt die Förderung bei bis zu 40 Prozent. Das Beispielhaus hat eine Wohnfläche von 600 Quadratmetern und verbraucht rund 12.000 Kubikmeter Gas pro Jahr. Der angenommene Arbeitspreis liegt bei knapp 16 Cent pro Kilowattstunde, beim Wärmenetz bei 14 Cent – beide Preise sind aktuelle typische Werte. Die Beratung für Eigentümer von Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohneinheiten wird mit maximal 1.700 Euro unterstützt.

Einfamilienhaus: Förderung und Beratung lohnt sich

In einem Ein- oder Zweifamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche kommt der Preisrechner von KEA-BW auf jährliche Vollkosten von etwa 8.900 Euro im Wärmenetz. Die jährlichen Vollkosten bei einem Erdgasbrennwertkessel liegen um rund 900 Euro höher bei etwa 9.800 Euro. Auch hier ist die Förderung eines Wärmenetzanschlusses nicht berücksichtigt.

Ein detaillierter Kostenvergleich ist mit dem Rechner nicht möglich. Die Preisentwicklung bei Brennstoffen und Energiedienstleistungen lässt sich für die kommenden 20 Jahre zudem nur bedingt prognostizieren. Eine weitere Orientierung, auch was den Nutzen von energetischen Sanierungsmaßnehmen angeht, erhalten Hauseigentümer bei einer Gebäudeenergieberatung. Die Kosten werden vom Staat zum großen Teil übernommen: Für eine Vor-Ort-Beratung in Ein- oder Zweifamilienhäusern gibt es bis zu 1.300 Euro Zuschuss.

Zum KA-BW-Wärmepreisrechner

Ein Kostenvergleich zwischen Wärmenetz und Wärmepumpe ist laut KEA-BW aktuell noch nicht möglich, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen werden.

Heizungstausch: Der Wärmepumpe-Check

Ob ein Bestandsgebäude für den Betrieb einer Wärmepumpe geeignet ist, lässt sich auch laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online bislang nur mit Fachkräften vor Ort bestimmen. Mit dem digitalen Wärmepumpen-Check, den co2online mit Verbraucherschutzorganisationen, Energieberatern und Ingenieuren entwickelt hat, sollen Eigentümer mit ein paar Angaben zum Gebäude einen Eignungstest machen können.

Zum digitalen Wärmepumpen-Check von co2online

AEE-Wärmekompass: Heizungssysteme online vergleichen

Ob privater oder gewerblicher Immobilieneigentümer: Wer sich eine Heizung anschaffen will, kann sich außerdem mit dem Online-Wärmekostenrechner der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) einen Überblick über Wirtschaftlichkeit und Klimabilanz verschaffen. Der Wärmekompass liefert eine unabhängige Vollkostenanalyse auf Basis der tatsächlichen Verbrauchsdaten.

Der Überblick berücksichtigt die durchschnittlichen Anschaffungs- sowie Betriebskosten und den CO2-Ausstoß der erfassten Heizungen für unterschiedliche Gebäudetypen: Altbau, Neubau, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien und größere Gebäudekomplexe. Die Daten für die Berechnungen kommen vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung an der Universität Stuttgart (IER, Universität Stuttgart).


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Schlagworte zum Thema:  Heizung, Wärmepumpe, Erneuerbare Energien