Stellplatzpflicht macht Wohnungsbau teurer und aufwändiger
Die hohen Vorgaben in vielen Landesbauordnungen und kommunalen Stellplatzsatzungen verpflichten Bauherren, bei neuen Immobilien auch Plätze für Autos zu schaffen – egal, ob sie gebraucht werden oder nicht. Das treibt die Preise und den Flächenverbrauch deutlich nach oben, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zeigt.
"Die Kommunen müssen sich bei ihren Vorschriften an den tatsächlichen Bedürfnissen orientieren", sagt IW-Ökonom und Studienautor Philipp Deschermeier. Die Stellplatzpflicht verschwende wertvollen Platz und erschwere noch mehr Menschen den Weg in die eigenen vier Wände.
Stellplätze: teurer und flächenintensiver
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass der Bedarf an Stellplätzen bundesweit stark variiert und abhängig ist von der Lage, dem Haushaltstyp und der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Der durchschnittliche Stellplatzbedarf liegt bei 1,3 Plätzen pro Haushalt.
Die Aufschläge für Parkplätze auf Kaufpreise und Mieten in Wohnungsinseraten liegen im Schnitt für eine Neubauwohnung mit Tiefgaragenstellplatz bei zehn Prozent. Im Bestand sind die Preisaufschläge mit Werten bis zu 47 Prozent laut IW deutlich höher.
Die Autoren empfehlen, dass sich die hohen Kosten für die Bereitstellung von Stellplätzen künftig stärker in den Neubaupreisen wiederfinden müssen, damit das für die Nutzer transparent wird.
Die Studienergebnisse im Überblick:
- Bei der vorgeschriebenen Anzahl an Stellplätzen im Wohnungsneubau liegt ein Kostentreiber im Wohnungsbau vor, der weder zur aktuellen Marktlage noch zu den Zielen der Mobilitätswende passt. Die Philosophie der Reichsgaragenordnung von 1939, den damals existierenden Mangel an Stellplätzen durch erhöhte Anforderungen im Neubau als staatlich verordnete Angebotsausweitung mit Sicherheitspuffer zu kompensieren, wirkt immer noch nach und führt zu einer Dominanz von Parkplatzanforderungen gegenüber Wohnungsmarkt- und Nachhaltigkeitszielen.
- Aus ökonomischer Sicht können sowohl Park- als auch Stellplätze als Komplementärgut zur Wohnimmobilie gesehen werden, wobei sich strukturelle Unterschiede in der Ausstattung von Parkmöglichkeiten zwischen Wohnstandortlagen und Marktsegmenten (Neubauwohnungen versus Bestandswohnungen, Kaufangebote versus Mietangebote) zeigen.
- Der Stellplatzbedarf eines Haushalts variiert stark, abhängig von der räumlichen Lage und dem Haushaltstyp. Eine weitere wesentliche Einflussgröße ist die Qualität der ÖPNV-Anbindung sowie die Nähe und Verfügbarkeit von öffentlich zugänglichen Parkplätzen. In Metropolen hat ein Haushalt im Durchschnitt 0,8 Pkw. Im kleinstädtischen, dörflichen Raum ist der Pkw-Bestand pro Haushalt mit 1,6 Pkw doppelt so hoch. Die mit einem Regressionsmodell abgeleiteten Stellplatzbedarfe reichen von knapp über null bis deutlich über zwei. Familienhaushalte haben den höchsten Bedarf.
- Anhand von Regressionsanalysen von Wohnungsangeboten wurden statistisch signifikante Preisaufschläge für Stellplätze ermittelt, die sich jedoch stark nach Lage, Segment und Stellplatzart unterscheiden und zumeist nicht kostendeckend sind. Die Spannweite der Median-Parkplatzmieten für Tiefgaragenstellplätze in 70 Großstadtstandorten reicht von 40 bis 120 Euro pro Monat. Dabei besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Siedlungsdichte und Bodenwerten.
Methodik
Für die Studie wurde auf Basis der Daten der Mobilität in Deutschland – einer Befragung im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums – untersucht, wie groß der tatsächliche Bedarf an Stellplätzen ist. Mithilfe eines Modells haben die Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln dafür Faktoren wie die Anbindung an den ÖPNV, die Familiengröße und den finanziellen Status einbezogen. Auftraggeber der Studie ist die BPD Immobilienentwicklung GmbH.
IW-Gutachten "Stellplätze im Wohnungsbau. Bedarfe und Preise"
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