Studie: Berlin mausert sich zu einem führenden Tech-Hub in Europa

Berlin wird von Savills als "Tech-Lifestyle-City" unter den Top 12 weltweit gehandelt. Jetzt spielt auch noch der Brexit der deutschen Hauptstadt in die Hände: Sie könnte sich neben London zum europäischen Tech- und Businesszentrum entwickeln – und zum Hotspot auch für Immobilieninvestoren.

Berlin ist schon länger ein Magnet sowohl für etablierte Technologieunternehmen als auch für Startups und "bietet darüber hinaus auch die städtischen Räume, um weiter wachsen zu können", erklärt Jan-Niklas Rotberg, Director und Teamleader Office Agency Berlin bei Savills. Weil die deutsche Hauptstadt auch in den Kategorien Luft- und Lebensqualität überzeugen kann, hat Savills Berlin in seinem kürzlich veröffentlichten Spotlight "Tech Cities" unter den Top 12 der Tech-Lifestyle-Städte weltweit gelistet. Sonst haben das in Europa nur Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen und Stockholm geschafft.

Mit dem Brexit verliert London an Beliebtheit

Das zieht entsprechende Talente an, wie eine sehr lebendige Gründerszene beweist, aber auch Investoren. Die neu gedachte "Siemensstadt 2.0" oder "The Urban Tech Republic" sind nur zwei Beispiele. Laut Savills will und kann sich Berlin zum neuen Tech- und Businesszentrum in Europa entwickeln. Hier könnte der Brexit der deutschen Hauptstadt in die Hände spielen. "Denn London als konkurrierender europäischer Tech-Hub wird voraussichtlich an Beliebtheit einbüßen", prognostiziert Rotberg.

Zu den wichtigsten Kriterien für einen erfolgreichen Technologiestandort zählen laut Savills das Geschäftsumfeld (wie Investoren, Innovationen, Bedingungen für Startups), das Tech-Umfeld selbst (wie Risikokapital oder technische Infrastruktur), die Attraktivität der Stadt (wie Freizeit, Umwelt oder Lebenshaltungskosten), Fachkräfte (etwa das Bildungsniveau und ausländische Talente) und die Immobilienpreise (Mietpreise oder Kosten für Coworking).

Ob Tech-Megastadt oder Newcomer: Sie ziehen Venture Capital Investments an

Kernmerkmale für eine "Tech City" sind, dass mindestens ein wichtiges Technologiezentrum in der Region vorhanden ist und dass sich die Stadt als Hotspot für Venture Capital Investitionen erweist. Außerdem sind Tech Cities üblicherweise Talentmagnete. Das Savills-Spotlight unterscheidet drei Kategorien: Tech-Megastädte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern,  Tech-Lifestyle-Städte (wie Berlin) mit weniger als fünf Millionen Einwohnern und aufstrebende Tech-Städte. Während die Mega- und Lifestyle-Städte bereits eine starke Tech-Industrie haben und den Großteil der Venture Capital Investitionen im Technologiebereich anziehen, sind die aufstrebenden Technologiestandorte noch Newcomer. Eine Reihe von ihnen schließt Savills zufolge wegen des enormen Zuwachses an Investitionen bald zu den Tech-Metropolen auf.

Mit gleich vier Tech-Megastädten Beijing, Shanghai, Hangzhou und Shenzhen ist China derzeit in diesem Bereich führend. Aufstrebende Tech-Städte sind zum Beispiel Eindhoven (Niederlande), Manchester (Großbritannien), Kapstadt (Südafrika) und Bogotá (Kolumbien). Sie haben laut Savills in den vergangenen Jahren große Sprünge bei den Venture Capital Investments gemacht. Entscheidend für den Erfolg der florierenden lokalen Tech-Industrie sind unter anderem die verhältnismäßig niedrigen Lebenserhaltungskosten, heißt es in dem Bericht.

Büros bleiben gefragt, auch Coworking: aber nur mit Breitbandinternet

"In all den gelisteten Städten haben Tech-Unternehmen in den letzten Jahren neue Büroflächen angemietet. Sogar während der Pandemie wurden große Deals angekündigt", sagt Jeremy Bates, Head of Occupational Marktes EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) bei Savills. Viele Firmen hätten sich zwar für flexibles Arbeiten entschieden, seien sich aber auch bewusst, wie wichtig ein Firmensitz mit Vorzeige-Charakter für die Vermittlung von Unternehmenswerten oder die Gewinnung von Mitarbeitern sei.

Den Tech-Talenten sind vor allem zwei Dinge wichtig: Der Zugang zum Breitbandinternet und Coworking Spaces. Bei diesen Kriterien schneidet Savills zufolge im weltweiten Vergleich die australische Metropole Melbourne am besten ab, gefolgt von Eindhoven. Auch Berlin befindet sich unter den Top 20 des "Digital Nomad Essential Index", den Savills und die firmeneigene Flexible Workspace Plattform Workthere erstellen. Allerdings haben die Tech-Talente hier Abstriche bei der Verfügbarkeit von Breitbandinternet und den verhältnismäßig hohen Lebenserhaltungskosten gemacht – dafür gehört Berlin zusammen mit Stockholm und Barcelona in punkto Luftqualität zu den globalen Spitzenreitern.

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