Deloitte: Wohninvestmentmärkte – Gewinner und Verlierer

In Deutschland legten die Kaufpreise für Wohnimmobilien im vergangenen Jahr nur zögerlich zu – ab Ende 2023 erwartet Deloitte im aktuellen Property Index eine Stabilisierung des Marktes. Zum ersten Mal wurde Israel aufgenommen: Vor allem Tel Aviv boomt.

Der europäische Wohnimmobilienmarkt ist weiter unter Druck und entwickelt sich im "Property Index 2023" der Unternehmensberatung Deloitte sehr heterogen. Gründe sind die hohe Inflation sowie die gestiegenen Zinsen und Energiekosten.

Wohninvestmentmärkte: Uneinheitliche Entwicklung in Europa

In einigen Ländern legten die Wohnungspreise laut Studie stark zu, andere Immobilienmärkte brachen regelrecht ein. Besonders starke Preiszuwächse beim Immobilienkauf verzeichneten die südosteuropäischen Länder Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Kroatien mit jeweils weit mehr als 20 Prozent, während die durchschnittlichen Preise (Euro-Basis) etwa in Großbritannien mit minus 18,8 Prozent und Dänemark mit minus 9,7 Prozent zum Teil dramatisch sanken.

"Die Immobilienbranche war im vergangenen Jahr mit beispiellosen Herausforderungen konfrontiert, die die Entwicklung der europäischen Wohnungsmärkte stark beeinflusst haben", erklärt Michael Müller, Partner und Sector Lead Real Estate bei Deloitte. "Dies dürfte auch die sehr unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Ländern erklären."

Quadratmeterpreise: München bleibt teuerste deutsche Stadt

München hat den Rang als teuerste deutsche Immobilienstadt im aktuellen Index behauptet: Der Quadratmeterpreis ist laut Deloitte von 10.500 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2021 auf 11.400 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2022 gestiegen und liegt damit 237,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Berlin und Hamburg zogen die Preise leicht an und liegen nun jeweils erstmals 150 Prozent über dem bundesweiten Schnitt.

In Deutschland hat sich der Immobilienboom abgebremst, die Kaufpreise legten nur noch vereinzelt relevant moderat zu, während die Mieten infolge des Wohnungsmangels und der rückläufigen Bautätigkeit weiterhin deutlich anstiegen, heißt es in dem Marktreport.

Israel: Neuling und Shooting-Star im Deloitte-Index

Bemerkenswert ist laut Deloitte die Entwicklung in Israel, das in diesem Jahr erstmals im Ranking berücksichtigt wird, wenn es auch nicht in Europa liegt. Israel war 2022 das teuerste Land für Immobilienkäufer mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 5.701 Euro.

Die internationale Metropole Tel Aviv ist dabei zugleich die teuerste Stadt Europas mit durchschnittlich 14.740 Euro pro Quadratmeter. Damit ist Paris, bisher Spitzenreiter im Deloitte-Ranking, abgelöst. Zugleich verzeichnet Israel selbst mit einem Plus von 14,1 Prozent (Euro-Basis) einen Boom bei den Immobilienpreisen.

Wohnungsmieten in Deutschland steigen dynamisch

Die Mieten in den deutschen Großstädten stiegen weiter an. Laut Deloitte ist dafür der anhaltende Wohnungsmangel verantwortlich, besonders in den Metropolregionen. Verschärft werde die Situation derzeit vor allem durch die Zuwanderung infolge des Krieges in der Ukraine und die damit verbundene erhöhte Nachfrage, insbesondere im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.

Unter Druck steht der deutsche Immobilienmarkt Deloitte zufolge auch durch die erhebliche Erhöhung der Finanzierungskosten nach den Zinsanstiegen, die sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt haben. Das bedeutet höhere Baukosten und erhebliche Risiken unter anderem für die Entwicklung neuer Wohnungen. Die Renditen der Projektentwickler verringern sich dadurch drastisch.

Deloitte-Experte Müller bleibt trotzdem optimistisch: "Das Marktumfeld für Wohnimmobilien wird in Deutschland aufgrund der verschiedenen exogenen Faktoren herausfordernd bleiben, ab Ende des Jahres 2023 ist aber eine Stabilisierung auf dem Investitionsmarkt zu erwarten."

Deloitte-Studie "Property Index 2023" (PDF/englisch)


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Schlagworte zum Thema:  Immobilienpreis, Wohnungsmarkt