Über das Unternehmen: Immobilien und auch Fast Food
McDonald’s ist, betrachtet man die Unternehmensstruktur, eigentlich eine Real-Estate-Company und nach der katholischen Kirche der weltweit zweitgrößte Immobilienbesitzer. Rund 70 % der über 43.000 Restaurants weltweit befinden sich im eigenen Besitz und werden an Franchisenehmer oder Betriebsgesellschaften vermietet. Mit etwa 2,2 Millionen Mitarbeitenden in über 100 Ländern ist McDonald’s global aufgestellt, in 18 auch mit eigenen Restaurants und ja, McDonald’s verkauft auch Burger.
Strategische Transformation der Finanzfunktion bei McDonald’s
Vor rund 2,5 Jahren hat McDonald’s ein globales Transformationsprogramm gestartet, um die globale Finanzfunktion zu modernisieren und zu vereinheitlichen. Ziel dieser Initiative ist es, die Finanzabteilung von einer primär transaktionalen Einheit zu einer strategisch beratenden Funktion weiterzuentwickeln. Die Einführung moderner Systeme und Data Analytics soll die Transparenz, Geschwindigkeit und Datenqualität in der Finanzberichterstattung deutlich verbessern.
Gründe für die Transformation der globalen Finanzsysteme
Vor Beginn der Transformation waren die globalen Finanzsysteme von McDonald’s geprägt durch eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme, Prozesse, Berichte und Aufgaben:
- über 600 verschiedene Finanzsysteme,
- bis zu 20 Varianten einzelner Prozesse und
- mehr als 1.500 finanzielle Berichte
wurden vor Beginn der Transformation identifiziert. Rund 50% der Zeit im Finanzbereich wurde zudem für rein transaktionale, "ausführende" Aufgaben benötigt. Und das alles, obwohl McDonald’s überall auf der Welt dasselbe Geschäftsmodell hat.
Diese komplexe Gemengelage ging mit mangelnder Standardisierung und erschwerter Konsistenz sowie Effizienz einher. Viele der eingesetzten Systeme waren technisch stark veraltet und mussten ersetzt werden. Die Umsatzkonsolidierung für rund 130 Mrd. US-Dollar erfolgte bis vor Kurzem noch auf einer veralteten Plattform. Solche Bedingungen führten zu ineffizienten, fehleranfälligen Prozessen und erschwerten eine schnelle, datenbasierte Entscheidungsfindung. Der hohe manuelle Aufwand, fehlende Standardisierung und die Abhängigkeit von instabilen Übergangslösungen zeigten deutlich: Eine umfassende Transformation war notwendig, um die Finanzfunktion zu modernisieren und strategisch neu auszurichten.
Die Vorgehensweise stellte Philipp Claussen, bis Juli 2025 Director Enterprise Finance Data, Analytics & AI | GBS von McDonald’s, auf der Fachkonferenz Reporting & Konsolidierung 2025 vor.
Zielbild der Finanzfunktion: vom Transaktionsbearbeiter zum strategischen Partner
McDonald’s verfolgt das Ziel, die Finanzabteilung als strategischen Partner des Geschäfts zu etablieren. Die Finanzexperten sollen künftig nicht nur Daten sammeln und aufbereiten oder als Business Partner aktiv bei der Steuerung und Entwicklung der operativen Einheiten unterstützen.
Ziel ist es, noch einen Schritt weiterzugehen und als strategischer Berater wichtige unternehmensweite strategische Initiativen zu gestalten und zu steuern. Dies erfordert eine Umstellung auf datengetriebene Entscheidungsprozesse, bei denen valide und zeitnahe Informationen bereitgestellt werden.
Durch Self-Service-Reporting erhalten die Fachbereiche direkten Zugriff auf interaktive Dashboards und Kennzahlen, wodurch die Abhängigkeit von manuellen Reports sinkt. Gleichzeitig werden Routineprozesse durch Automatisierung entlastet, sodass Kapazitäten für analytische und beratende Tätigkeiten freiwerden. Das angestrebte Operating Model verbindet somit Effizienzsteigerung mit einer qualitativen Weiterentwicklung der Finanzfunktion.
Aufbau und Komponenten des Global Modernization Program
Die Finance Transformation bei McDonald’s basiert auf einem integrierten, programmatisch gesteuerten Ansatz mit dem Ziel, die definierte "Finance Vision" konsequent in die Praxis umzusetzen. Grundlage dafür ist ein klares Verständnis der angestrebten Zielbilder sowie ein strukturierter Umsetzungsplan, der alle relevanten Ebenen der Finanzorganisation einbezieht.
Im Zentrum der Transformation stehen fünf miteinander verzahnte Bereiche:
- Das Operating Model definiert den Umfang und die Art der Finanzservices, legt fest, wie diese effizient erbracht werden, und strukturiert die Zusammenarbeit zwischen Finance und seinen internen Stakeholdern.
- Im Bereich Organisation & Talent geht es darum, die zukünftigen Anforderungen an Kompetenzen, Führungsprofile und Kapazitäten zu bestimmen, um die Finanzfunktion personell und kulturell zukunftsfähig aufzustellen.
- Ergänzend werden im Bereich Prozessoptimierung zentrale Finanzprozesse von Grund auf neu gedacht – mit Fokus auf End-to-End-Betrachtung, Standardisierung und Automatisierung zur Steigerung der Effizienz und Prozessqualität.
- Parallel dazu wird mit dem Technologie-Enablement eine moderne Systemlandschaft geschaffen, die bestehende Anwendungen für Planung, Konsolidierung, ERP und Reporting in Konzern und Märkten ablöst und durch integrierte, leistungsfähige Lösungen ersetzt.
- Der fünfte Bereich – Data & Analytics – bildet den Rahmen für das folgende Kapitel. Ziel ist es, eine integrierte "Finance 360°"-Fähigkeit zu etablieren, die vernetzte Daten, standardisiertes Reporting und moderne Analysemöglichkeiten miteinander verbindet. Die technische Grundlage schafft ein klar definiertes Governance-Modell, das Verantwortlichkeiten für Datenqualität regelt und über einen zentral gepflegten Metriken-Katalog die Konsistenz und Nachvollziehbarkeit der verwendeten Kennzahlen sicherstellt. So entsteht eine verlässliche Basis für fundierte Entscheidungen – sowohl im operativen Alltag als auch in der strategischen Steuerung.
Nutzerzentrierter Ansatz für neue Reporting- & Analytics-Lösung
Mit der Einführung moderner Reporting- und Analysetools transformiert McDonald’s seine Finanzberichterstattung nun grundlegend. Nutzer können im neuen System von der konsolidierten Gewinn- und Verlustrechnung bis auf einzelne Rechnungen und Buchungen detailliert drillen – was die Nachvollziehbarkeit und Analysemöglichkeiten erheblich verbessert. Insbesondere das Modul Oracle Fusion Data Intelligence ermöglicht eine nahezu Echtzeit-Transparenz bei Ausgaben und beschleunigt damit Analyseprozesse deutlich.
Ein zentraler Bestandteil der Entwicklung war ein nutzerzentrierter Design-Ansatz. Ausgehend von den relevanten Finanzbereichen wurden zunächst typische Nutzerrollen (Finance Personas) definiert (s. Abb. 1).
Für jede dieser Rollen wurden die zentralen geschäftlichen Fragestellungen identifiziert und daraus die passenden Kennzahlen, Use Cases und Tools abgeleitet (S. Abb. 2). So entstand eine Lösung, die sich konsequent an den tatsächlichen Informationsbedarfen der Anwender orientiert – nicht an bestehenden Systemen.
Darüber hinaus stellt McDonald’s den Märkten interaktive FP&A-Dashboards zur Verfügung, die Ist-Werte, Planungen und Vorjahreszahlen vergleichen und nach unterschiedlichen Kanälen sowie Regionen aufschlüsseln. Die Integration von Tableau als Visualisierungstool erlaubt es den Nutzern, Berichte dynamisch zu filtern, Zeitreihen zu analysieren sowie persönliche Dashboards zu erstellen und zu teilen. Diese neue Berichtswelt schafft eine datengetriebene und benutzerfreundliche Umgebung für Finanzexperten und Entscheidungsträger.
Im globalen Designansatz wurden drei zentrale Bestandteile festgelegt:
- standardisierte Reporting Packages mit einem abgestimmten Set an KPIs und automatisierten Datenflüssen,
- kuratierte Datenzugriffe zur eigenständigen Durchführung von Ad-hoc-Analysen sowie
- fortgeschrittene Analytics Use Cases, die durch domänenübergreifende Datenverknüpfung neue Geschäftseinblicke ermöglichen.
Die Lösung deckt drei Analysearten ab:
- transaktionales Reporting zur Unterstützung operativer Abläufe,
- deskriptives Reporting zur Beurteilung von Leistung und Trends sowie
- prädiktive und präskriptive Tools für Prognosen, Ursachenanalysen und Entscheidungsunterstützung.
Technologisch basiert die Finance Analytics Architektur auf einer durchgängigen, mehrschichtigen Struktur: Ausgangspunkt sind die zugrunde liegenden Finanzsysteme, aus denen die Daten über Oracle Fusion Data Intelligence standardisiert und angereichert werden. Diese werden in der zentralen Global Data & Analytics Platform (GDAP) konsolidiert und für analytische Zwecke bereitgestellt. Darauf aufbauend ermöglicht Tableau als Front-End eine interaktive, rollenbasierte Nutzung – von Standardberichten bis hin zu fortgeschrittenen Analysen (S. Abb. 4).
Leitprinzipien für eine zukunftsfähige Finanzorganisation
Die Transformation der Finanzfunktion bei McDonald’s zeigt eindrucksvoll, wie tiefgreifender Wandel gelingen kann, wenn er konsequent an den Bedürfnissen des Geschäfts ausgerichtet wird. Im Mittelpunkt stand stets der konkrete Mehrwert für das Unternehmen: Finanzdaten und Analysen wurden so aufbereitet, dass sie individuelle, geschäftsrelevante Einblicke liefern – angepasst an die jeweilige Rolle der Nutzerinnen und Nutzer. Anstatt bestehende Strukturen eins zu eins zu digitalisieren, verfolgte McDonald’s bewusst einen "Clean Slate"-Ansatz. Das bedeutete, Prozesse und Systeme nicht einfach zu modernisieren, sondern grundsätzlich zu hinterfragen und neu zu denken – mit dem Ziel, genau das bereitzustellen, was für die Finanzarbeit tatsächlich gebraucht wird.
Ein zentrales Element war die Schaffung eines einheitlichen, zentralen Zugangs zu allen relevanten Finanzdaten und Analysen. Diese Transparenz, gepaart mit einer harmonisierten Systemlandschaft und einheitlichen Prozessen, schafft nicht nur Vertrauen in die Datenqualität, sondern stärkt auch die Zusammenarbeit über Hierarchie- und Ländergrenzen hinweg. Diese Prinzipien – Geschäftsrelevanz, mutiges Neudenken, Zentralisierung und Konsistenz – haben wesentlich dazu beigetragen, die Finanzfunktion von McDonald’s strategisch neu aufzustellen und fit für die Zukunft zu machen.