Controlling rockt!

Vom Zahlenknecht zum Businesshecht – Die neue Rolle des Controllers im Zeitalter der KI


Die neue Rolle des Controllers im Zeitalter der KI

Die EARN-Formel zeigt, wie KI das Controlling verändern kann: Automatisierung entlastet von Routineaufgaben, ermöglicht tiefere Analysen und fördert strategisches Denken. Der Controller wird vom „Zahlenknecht“ zum „Businesshecht“, einem strategischen Gestalter und Innovator, wie Prof. Nicole Jekel in ihrer Controller Magazin-Kolumne zeigt.

Mit KI kann der Erfolg einer Organisation nachhaltig profitabel gesichert werden. KI ist wie geschaffen fürs Controlling. Und Controlling ist auch geschaffen für KI. Dies führt zur Frage: Wie können wir KI optimal im Controlling nutzen? Da immer noch gilt „a fool with a tool is still a fool“ und mit KI gilt „a fool with AI makes the disaster faster“, brauchen wir eine gute Strategie. Wir bedienen uns hier der EARN-Formel, mit den Elementen Eingabe, Ausgabe, Rolle und Neues. Diese Formel beschreibt den Transformationsprozess, der den Controller von einem reinen 'Zahlenknecht' zu einem 'Businesshecht' wandelt – einem strategischen Gestalter und Innovator. Gehen wir nun Schritt für Schritt durch die EARN-Formel.

1. Eingabe

Traditionell war das Controlling stark von der manuellen Datenanalyse geprägt: Planzahlen wurden in Excel-Tabellen eingetragen, Berichte erstellt und Zahlenwerke analysiert. Traditionell war dies der Bereich, in dem der Controller die Daten sammelte, sortierte und in Systeme einpflegte. Heute übernehmen Automatisierungstechnologien und KI diese Aufgaben. Sie erfassen Daten effizienter, fehlerfreier und mit '24/7' rund um die Uhr, wodurch der Controller von repetitiven Tätigkeiten entlastet wird.

Mit der Unterstützung von KI, kann ein Großteil dieser repetitiven Aufgaben heute automatisiert werden. Die Basisarbeit – das Sammeln und Einpflegen von Daten – wird zunehmend von KI übernommen. Einfache Aufgaben, die früher viel Zeit in Anspruch nahmen, werden effizienter erledigt. Routineaufgaben wie das Erstellen von Berichten werden durch KI-gestützte Systeme automatisiert, wodurch Fehler minimiert und Prozesse beschleunigt werden. Dies verschafft dem Controller Freiräume, um sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Dieser Wandel ermöglicht es dem Controller, sich auf wertschöpfendere Aufgaben zu konzentrieren. Anstatt sich durch endlose Datenmengen zu kämpfen, kann er sich auf die Interpretation und Anwendung dieser Daten fokussieren. Die KI liefert ihm die Basisdaten, und er nutzt diese, um tiefergehende Analysen durchzuführen.

Als Controller haben wir mehr Zeit, um nachzudenken, die Ergebnisse zu bewerten und letztlich zu entscheiden, welche Wege wir weiter verfolgen. Dabei wird die KI natürlich schon von uns trainiert.

2. Ausgabe

In der Ausgabephase geht es um die Transformation dieser Daten in verwertbare Ergebnisse. Früher bestand die Aufgabe des Controllers oft darin, Berichte zu erstellen und Zahlenwerke zu analysieren. Doch heute, mit den Möglichkeiten der KI, wird dieser Prozess revolutioniert. KI-gestützte Systeme sind in der Lage, komplexe Analysen in Echtzeit durchzuführen und dabei verschiedene Szenarien zu berechnen. Der Controller erhält nicht nur einfache Berichte, sondern tiefgehende Analysen, die ihm helfen, strategische Entscheidungen zu treffen. Anstatt sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren, richtet er seinen Blick auf zukunftsorientierte Handlungsempfehlungen. So wird aus einer reinen Datenanalyse eine ergebnisorientierte Arbeitsweise, die das Unternehmen nachhaltig nach vorne bringt.

Da Berichte manchmal leider nicht gelesen werden, kann nun mithilfe von Chatbots der Bericht gedreht werden, indem die Kunden mit dem Bericht sprechen bzw. Fragen an den Bericht stellen wie: Was bedeuten die Informationen des Berichts konkret für meine Abteilung im Marketing oder im Einkauf?

Daher können wir nun noch kundenorientierter und zielgruppenspezifischer die Daten ausgeben und entsprechend auch die Wünsche für neue Berichte hinzunehmen. Die KI ermöglicht es, komplexe Szenarien zu berechnen und dabei alle denkbaren Fälle zu berücksichtigen. Der Controller wird zum Dirigenten, der die Ergebnisse bewertet und strategisch lenkt.

3. Rolle

Mit der sich verändernden Arbeitsweise verändert sich auch die Rolle des Controllers. Er ist nicht mehr nur der 'Zahlenknecht', der sich um die Erstellung von Berichten kümmert, sondern entwickelt sich zu einem strategischen Partner des Managements. Vom Instrumentenspieler werden wir nun immer mehr zum Dirigenten: In dieser Rolle dirigiert er nicht nur die Prozesse, sondern bewertet die Ergebnisse, die durch KI und Automatisierung erzeugt werden. Er übernimmt die Verantwortung für die strategische Ausrichtung des Unternehmens und unterstützt das Management bei wichtigen Entscheidungen. Dabei trainiert der Controller die KI. Er wird zum Coach der KI. Und zudem hat unser Controller mehr Zeit, um den Kunden auch die Themen noch näher zu bringen. Diese neue Rolle erfordert nicht nur technisches Verständnis, sondern auch Kreativität und die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszudenken.

Der Controller von heute ist mehr als nur ein Zahlenjongleur. Dank KI kann er sich von der operativen Hektik lösen und strategische Entscheidungen treffen. Statt selbst alle Zahlen zu analysieren, dirigiert er ein Ensemble von Technologien, die ihm präzise und umfassende Daten liefern. So wird aus dem 'Zahlenknecht' ein 'Businesshecht', der die Geschicke des Unternehmens maßgeblich mitgestaltet. Diese neue Rolle erfordert jedoch auch eine neue Denkweise. Es geht nicht mehr darum, Berichte nur zu erstellen, sondern auch die richtigen Fragen zu stellen. Statt endloser Berichterstattung muss der Controller heute in der Lage sein, die entscheidenden Insights herauszufiltern und Handlungsempfehlungen zu geben.

4. Neues

Der letzte Buchstabe der EARN-Formel 'N' widmet sich dem Neuen – der Innovation und Kreativität, die heute im Controlling erforderlich sind. KI eröffnet dem Controller die Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu identifizieren, unkonventionelle Ideen zu entwickeln und kreative Lösungsansätze zu finden. Statt nur auf bewährte Methoden zu setzen, fordert die EARN-Strategie den Controller auf, mutig zu sein und neue Wege zu beschreiten. Die KI dient dabei als Katalysator für Innovationen, indem sie den Controller mit neuen Perspektiven und Denkansätzen versorgt. In dieser Phase wird der Con­troller zum Innovator, der aktiv dazu beiträgt, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. 2022 wurde bereits MIKA, ein erster KI-CEO, eingeführt. Ganz soweit würde ich noch nicht gehen, aber einem Aufsichtsrat bzw. einem Vorstand eine KI an die Seite als Turbo-Duo zu geben, das wäre beispielsweise eine Innovation.

Zusammenfassung und Ausblick

Die EARN-Strategie zeigt eindrucksvoll, wie sich das Berufsbild des Controllers im digitalen Zeitalter wandelt. Durch Automatisierung und den Einsatz von KI wird der Con­troller nicht überflüssig, sondern gewinnt an Bedeutung. Er wird zum 'Businesshecht', der die Geschicke des Unternehmens mitgestaltet und es strategisch in die Zukunft führt. Abb. 1 zeigt ein Arbeitsblatt auf, das uns einlädt, über die EARN-Formel in unserer Organisation nachzudenken und Ideen zu sammeln, wie die E-, A-, R- und N-Formel-Teile umgesetzt werden können.

Arbeitsblatt

Abb. 1: Arbeitsblatt, um mit KI und der EARN-Formel den Erfolg Ihres Unternehmens nachhaltig profitabel zu sichern

Fassen wir zusammen: Mit der nun eher automatisierten Eingabe verschaffen wir uns Entlastung und werden zudem effizienter und auch effektiver, da wir mehr Zeit haben, um Themen zu bewerten, über sie nachzudenken und kritisch zu reflektieren. Zudem haben wir mehr Zeit, uns mit Menschen im Dialog auseinanderzusetzen und um uns zu beraten. Wenn es um die Ausgabe geht, so können wir dadurch noch zielgruppenspezifischer auf die Wünsche unserer Kunden eingehen. Wir stellen fest: Unsere Rolle wandelt sich. Wir werden hier vom Geigenspieler nun ein Orchestrator, ein Prompter, ein Versteher, ein Berater, ein Coach von KI und Menschen. Letztlich haben wir Zeit, um auch über Neues nachzudenken und auch dies gemeinsam mit KI und Menschen kreativ und strategisch zu erschaffen, die Zukunft des Controllings und des Unternehmens proaktiv zu steuern. Durch diese Transformation werden Controller vom Zahlenknecht zum unverzichtbaren Businesshecht – ein Schlüsselspieler in der Welt von morgen.

To Go’s:

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  • ... Controlling rockt deine Woche!

Quelle: Der Artikel erschien erstmals in Controller Magazin 6/2025.


Schlagworte zum Thema:  Künstliche Intelligenz (KI) , Controlling
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