Hapag-Lloyd Nachhaltigkeitsstrategie

Hapag-Lloyd, die fünftgrößte Linienreederei der Welt, befindet sich aktuell in einem weiterhin schwierigen und volatilen Marktumfeld. Trotz dieser externen Herausforderungen vollzieht Hapag-Lloyd seit einiger Zeit eine ambitionierte nachhaltigkeitsorientierte Transformation. Mark Frese, CFO & CPO von Hapag-Lloyd, konstatiert, dass beide Themen parallel gemeistert werden müssen und stellt konkrete Maßnahmen für die Umsetzung vor.

Für die Linienrederei Hapag-Lloyd steigt der Druck, sich auf ein ungünstiges Marktumfeld einzustellen. Dieses Marktumfeld ist geprägt von operativen Herausforderungen wie die Überlastung von Häfen und geopolitischen Konflikten. Hinzu kommen makroökonomische Trends wie die Inflation und ein sinkendes Wachstum, welche den Druck auf die Frachtraten erhöhen dürften. Nichtsdestotrotz hat Hapag-Lloyd seine "Strategy 2023" nachgeschärft. Diese fokussiert sich nun noch stärker auf Qualität und Nachhaltigkeit. In der aktualisierten Nachhaltigkeitsstrategie spielt dabei die Umsetzung der ehrgeizigen Dekarbonisierungsmaßnahmen eine besonders wichtige Rolle.

Dekarbonisierung des Geschäfts

Die Dekarbonisierungsmaßnahmen sollen dazu führen, dass

  1. bis 2030 die CO2-Intensität der gesamten Flotte um 30 % im Vergleich zum Referenzjahr 2019 gesenkt werden soll und
  2. das Unternehmen 2045 klimaneutral ist.

Eine wichtige Rolle spielen dabei Biofuels, welche 80 % weniger Emissionen erzeugen als herkömmliche Treibstoffe. Erste Tests sind erfolgsversprechend verlaufen, allerdings sind Biofuels noch nicht in ausreichender Menge verfügbar. Mark Frese betonte außerdem, dass sich Hapag-Lloyd den Forderungen des World Shipping Council anschließt. Der wichtigste Branchenverband der internationalen Linienreederei fordert zur Dekarbonisierung der Branche unter anderem

  • die Einführung einer globalen CO2-Steuer,
  • die Entwicklung einer globalen Produktion und Versorgung mit emissionsfreien Kraftstoffen und
  • festgelegte Normen für Neubauten.

Investitionen in neue Schiffe und Modernisierungsprogramm

Eine bereits umgesetzte Dekarbonisierungsmaßnahme ist die Investition von 2 Mrd. EUR in 22 moderne und effiziente Großschiffe. Diese haben einen flexiblen Antrieb, welcher für zukünftige Treibstoffgenerationen geeignet ist, da die Schiffe mittelfristig mit synthetisch erzeugtem Methangas klimaneutral betrieben werden sollen. Als Übergangskraftstoff für die neuen Schiffe dient LNG (Flüssiggas), welches eine CO2-Einsparung von 15 bis 25 % ermöglicht und zu einer Reduktion von Schwefeldioxiden und Partikeln um mehr als 90 % beiträgt. Außerdem wurde ein umfassendes Programm gestartet, bei dem 150 Schiffe innerhalb der nächsten 5 Jahre technisch überarbeitet werden. Dadurch werden die CO2-Emissionen deutlich reduziert, durch Maßnahmen wie zum Beispiel neue und optimierte Schrauben oder strömungsoptimierte Wulstbugs, welche den Strömungswiderstand im Wasser verringern und somit die Kraftstoffeffizienz erhöhen.

Grüne Finanzierungen der Investitionen

Die Neubauten wurden über sog. syndizierte Green Loans finanziert. In der näheren Vergangenheit hat Hapag-Lloyd die erste nachhaltigkeitsverknüpfte Unternehmensanleihe mit einem Volumen von 300 Mio. EUR platziert, eine revolvierende Kreditfazilität vertraglich verlängert und dabei das Volumen von 360 auf 500 Mio. USD erhöht. Frese legte dar, dass die großen Summen, die investiert werden müssen, um die Flotten in der Schifffahrtsbranche klimaneutral zu machen, den Anforderungen der EU-Taxonomie sowie den Green Loan- und Green-Bond-Prinzipien entsprechen sollten. Dabei würden Banken eine entscheidende Rolle spielen, indem sie die Qualität von grünen Transaktionen beurteilen, um unter anderem Emittenten und Investoren vor Greenwashing zu schützen. Mark Frese beendete den Vortrag mit einem Hinweis auf die Krisen der letzten Jahre und dem optimistischen Fazit, dass wir aus diesen für die zukünftigen Herausforderungen lernen können.