Rz. 66

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften und ihren Gesellschaftern ist ein Leistungsaustausch möglich (BFH vom 23.07.1959, Az: V 6/58 U, BStBl III 1959, 379 und vom 05.12.2007, Az: V R 60/05, BStBl II 2009, 486; Abschn. 1.6 Abs. 1 S. 1 UStAE).

 

Rz. 67

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Für die Frage, ob im Verhältnis zwischen Gesellschaft und Gesellschafter entgeltliche Leistungen i. S. d. § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG vorliegen, gelten keine Besonderheiten, so dass es nur darauf ankommt, ob zwischen Leistendem und Leistungsempfänger ein Rechtsverhältnis besteht, das einen Leistungsaustausch, also einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Leistung und einem erhaltenen Gegenwert begründet (BFH vom 18.07.2001, Az: V B 14/01, BFH/NV 2001, 1621; BFH vom 06.06.2002, Az: V R 43/01, BStBl II 2003, 36 und vom 05.12.2007, Az: V R 60/05, BStBl II 2009, 486; zum Vertrauensschutz bei der umsatzsteuerrechtlichen Beurteilung von Gesellschafterleistungen an die Gesellschaft BFH vom 28.04.2006, Az: V B 217/04, BFH/NV 2006, 1716; Abschn. 1.1 Abs. 12 und Abschn. 1.6 UStAE). Das der Leistung zugrunde liegende Rechtsverhältnis kann sich allerdings auch aus gesellschaftsvertraglichen Vereinbarungen ergeben (BFH vom 05.12.2007, Az: V R 60/05, BStBl II 2009, 486). Somit können Leistungen eines Gesellschafters an die Gesellschaft ihren Grund sowohl in einem schuldrechtlichen Austauschverhältnis als auch in einem gesellschaftsrechtlichen Verhältnis haben (Abschn. 1.6 UStAE). Geschäftsführungsleistungen eines GmbH-Geschäftsführers können als selbständig i. S. d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 UStG zu beurteilen sein. Die Organstellung des GmbH-Geschäftsführers steht dem nicht entgegen (BMF vom 21.09.2005, Az: IV A 5 – S 7104 – 19/05, BStBl I 2005, 936; BFH vom 10.03.2005, Az: V R 29/03, BStBl II 2005, 730).

 

Rz. 68

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Die umsatzsteuerrechtliche Behandlung von Leistungen der Gesellschafter an die Gesellschaft richtet sich danach, ob es sich um Leistungen handelt, die als Gesellschafterbeitrag durch die Beteiligung am Gewinn und Verlust der Gesellschaft abgegolten werden, oder um Leistungen, die gegen (Sonder-)Entgelt ausgeführt werden und damit auf einen Leistungsaustausch gerichtet sind (BFH vom 10.06.2002, Az: V B 135/01, BFH/NV 2002, 1504). Ausführlich zu Leistungen zwischen Gesellschaft und Gesellschafter sowie Geschäftsführungs- und Vertretungsleistungen eines Gesellschafters vgl. BMF vom 31.05.2007, Az: IV A 5 – S 7100/07/0031, BStBl I 2007, 503; zur Geschäftsführung als umsatzsteuerliche Leistung vgl. OFD Frankfurt a. M. vom 27.06.2007, Az: S 7100 A – 82 – St 11.

 

Rz. 69

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Steuerbare entgeltliche Leistungen i. S. d. § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG liegen vor, wenn sie auf konkreten Leistungsbeziehungen der Gesellschafter zur Gesellschaft beruhen, die auf den Austausch der Leistungen gegen Entgelt gerichtet sind (z. B. BFH vom 08.11.1995, Az: V R 8/94, BStBl II 1996, 176; vom 18.12.1996, Az: XI R 12/96, BStBl II 1997, 374, jeweils m. w. N.; vgl. ferner BFH vom 06.06.2002, Az: V R 43/01, BStBl II 2003, 36, unter Hinweis auf BFH vom 10.05.1990, Az: V R 47/86, BStBl II 1990, 757; vom 05.05.1994, Az: V R 76/92, BFH/NV 1995, 356; vom 24.08.1994, Az: XI R 74/93, BStBl II 1995, 150; vom 08.11.1995, Az: V R 8/94, BStBl II 1996, 176, m. w. N.). Diese Unterscheidung entspricht der Rechtsprechung des EuGH (vgl. EuGH vom 27.01.2000, Rs. C-23/98 – Heerma, Slg. I-2000, 419, UR 2000, 121, Rn. 13). Zwischen der erbrachten Leistung und dem hierfür erhaltenen Gegenwert muss ein unmittelbarer Zusammenhang bestehen (EuGH vom 03.03.1994, Rs. C-16/93, Tolsma, HFR 1994, 357).

 
Praxis-Beispiel

Der Gesellschafter einer oHG erhält neben seinem Gewinnanteil (nach Anzahl der Mitgesellschafter und dem Kapitaleinsatz bemessen) für die Geschäftsführung eine Vorabvergütung von 50.000 EUR als Festbetrag.

Lösung:

Die Vorabvergütung ist Sonderentgelt; der Gesellschafter führt seine Geschäftsführungsleistungen im Rahmen eines Leistungsaustauschs aus.

 

Rz. 70

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Persönlich haftende Gesellschafter erhalten je nach gesellschaftsvertraglichen Regelungen für die Haftungsübernahme eine besondere Vergütung (sog. Haftungsvergütung). Da die Haftungsübernahme eines persönlich haftenden Gesellschafters regelmäßig unabdingbar mit dem Gesellschafterstatus verbunden ist, wird die Haftungsvergütung grundsätzlich nicht im Rahmen eines eigenen Leistungsaustausches gewährt. Die isoliert gewährte Haftungsvergütung stellt somit keinen umsatzsteuerbaren Vorgang dar. Erbringt der persönlich haftende Gesellschafter jedoch auch steuerbare Geschäftsführungs- und Vertretungsleistungen und erhält hierfür eine Vergütung, so erhöht die Haftungsvergütung die Bemessungsgrundlage und unterliegt ebenfalls der Umsatzsteuer (BMF vom 31.05.2007, Az: IV A 5 – S 7100/07/0031, BStBl I 2007, 503).

 

Rz. 71

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Die für einen Leistungsaustausch erforderliche synallagmatische Verknüpfung zwischen einer von der Gesellschaft erbrac...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Weimann, Umsatzsteuer - national und international (Schäffer-Poeschel). Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge