Rn. 404

Stand: EL 160 – ET: 10/2022

Dem in § 264 Abs 2 S 1 HGB, dh in den ergänzenden Vorschriften für KapGes formulierten True and fair view-Gebot wonach der JA einer KapGes ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft zu vermitteln hat, hat keine GoB-Qualität und verdrängt insbesondere andere GoB nicht (Krumm in Blümich, § 5 EStG Rz 89 mwN (Dezember 2021): kein overriding principle; aA Kort, FR 2001, 53, 59f). Die True and fair view-Klausel hat in ihrer spezifischen Übernahme in deutsches Recht in Zusammenhang mit Maßgeblichkeitsfragen ersichtlich bislang auf die steuerliche Gewinnermittlung keinen Einfluss genommen. Der BFH hat bisher hierauf nie abgehoben, sondern die Frage der steuerlichen Relevanz ausdrücklich offengelassen (BFH v 07.08.2000, GrS 2/99, BStBl II 2000, 632).

Dem True and fair view-Prinzip ist nach hM vielmehr eine Hilfsfunktion zur Lückenschließung und Beantwortung von Auslegungsfragen beizumessen (zB Störk/Rimmelspacher in BeBiKo, § 264 HGB Rz 31 (13. Aufl 2022); Reiner in MüKo, HGB, 4. Aufl 2020, § 264 HGB Rz 57; vgl auch ADS, § 264 HGB Rz 45ff (6. Aufl 1997); Hoffmann, DB 1995, 1821) und ergänzt die GoB (vgl auch BFH v 07.08.2000, GrS 2/99, BStBl II 2000, 632 zum Realisations- und zum Vorsichtsprinzip; BFH v 15.09.2004, I R 5/04 BStBl II 2009, 100 zum Vorsichtsprinzip). Der Rechtsgedanke wird zT durch Kodifikation der wirtschaftlichen Betrachtungsweise (Bsp § 39 AO, s Rn 35ff) ausgefüllt.

 

Rn. 405–406

Stand: EL 160 – ET: 10/2022

vorläufig frei

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