Entscheidungsstichwort (Thema)

Richtlinie 91/308/EWG. Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zweck der Geldwäsche. Verpflichtung der Rechtsanwälte zur Unterrichtung der zuständigen Behörden über alle Tatsachen, die ein Indiz für eine Geldwäsche sein könnten. Recht auf ein faires Verfahren. Berufsgeheimnis und Unabhängigkeit der Rechtsanwälte

 

Beteiligte

Ordre des barreaux francophones et germanophone u. a

Ordre des barreaux francophones et germanophone

Ordre français des avocats du barreau de Bruxelles

Orde van Vlaamse balies

Nederlandse Orde van advocaten bij de balie te Brussel

Conseil des ministres

 

Tenor

Die in Art. 6 Abs. 1 der Richtlinie 91/308/EWG des Rates vom 10. Juni 1991 zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche – in der Fassung der Richtlinie 2001/97/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Dezember 2001 – vorgesehenen Pflichten zur Information und zur Zusammenarbeit mit den für die Bekämpfung der Geldwäsche zuständigen Behörden, die den Rechtsanwälten in Art. 2a Nr. 5 dieser Richtlinie auferlegt worden sind, verstoßen angesichts von Art. 6 Abs. 3 Unterabs. 2 der Richtlinie nicht gegen das Recht auf ein faires Verfahren, wie es durch Art. 6 EMRK und Art. 6 Abs. 2 EU gewährleistet wird.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 234 EG, eingereicht von der Cour d'arbitrage, jetzt Cour constitutionelle (Belgien), mit Entscheidung vom 13. Juli 2005, beim Gerichtshof eingegangen am 29. Juli 2005, in dem Verfahren

Ordre des barreaux francophones et germanophone,

Ordre français des avocats du barreau de Bruxelles,

Orde van Vlaamse balies,

Nederlandse Orde van advocaten bij de balie te Brussel

gegen

Conseil des ministres,

Beteiligte:

Rat der Anwaltschaften der Europäischen Union,

Ordre des avocats du barreau de Liège,

erlässt

DER GERICHTSHOF (Große Kammer)

unter Mitwirkung des Präsidenten V. Skouris, der Kammerpräsidenten P. Jann, C. W. A. Timmermans, A. Rosas, K. Lenaerts, E. Juhász (Berichterstatter) und J. Klučka, des Richters J. N. Cunha Rodrigues, der Richterin R. Silva de Lapuerta sowie der Richter K. Schiemann, A. Borg Barthet, M. Ilešič und J. Malenovský,

Generalanwalt: M. Poiares Maduro,

Kanzler: M.-A. Gaudissart, Referatsleiter,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 12. September 2006,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • des Ordre des barreaux francophones et germanophone und des Ordre français des avocats du barreau de Bruxelles, vertreten durch F. Tulkens und V. Ost, avocats,
  • des Orde van Vlaamse balies und des Nederlandse Orde van advocaten bij de balie te Brussel, vertreten durch M. Storme, avocat,
  • des Rates der Anwaltschaften der Europäischen Union, vertreten durch M. Mahieu, avocat,
  • des Ordre des avocats du barreau de Liège, vertreten durch E. Lemmens, avocat,
  • der belgischen Regierung, vertreten durch M. Wimmer als Bevollmächtigten im Beistand von L. Swartenbroux, avocat,
  • der italienischen Regierung, vertreten durch I. M. Braguglia als Bevollmächtigten im Beistand von P. Gentili, avvocato dello Stato,
  • der zyprischen Regierung, vertreten durch E. Rossidou-Papakyriakou und F. Komodromos als Bevollmächtigte,
  • der österreichischen Regierung, vertreten durch C. Pesendorfer als Bevollmächtigte,
  • der slowakischen Regierung, vertreten durch R. Procházka als Bevollmächtigten,
  • des Europäischen Parlaments, vertreten zunächst durch A. Caiola und C. Castillo del Carpio, dann durch A. Caiola und M. Dean als Bevollmächtigte,
  • des Rates der Europäischen Union, vertreten durch M. Sims und M.-M. Josephides als Bevollmächtigte,
  • der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, vertreten durch W. Bogensberger und R. Troosters als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 14. Dezember 2006

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

1 Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Gültigkeit von Art. 2a Nr. 5 der Richtlinie 91/308/EWG des Rates vom 10. Juni 1991 zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche (ABl. L 166, S. 77) in der Fassung der Richtlinie 2001/97/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Dezember 2001 (ABl. L 344, S. 76) (im Folgenden: Richtlinie 91/308).

2 Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen von Klagen, die jeweils der Ordre des barreaux francophones et germanophone (Kammer der französischsprachigen und deutschsprachigen Anwaltschaften), der Ordre français des avocats du barreau de Bruxelles (Französische Rechtsanwaltskammer der Brüsseler Anwaltschaft), der Orde van Vlaamse balies (Kammer der flämischen Anwaltschaften) und der Nederlandse Orde van advocaten bij de balie te Brussel (Niederländische Rechtsanwaltskammer der Brüsseler Anwaltschaft) beim vorlegenden Gericht erhoben haben und mit denen beantragt wird, bestimmte Artikel des Gesetzes vom 12. Januar 2004 zur Abänderung des Gesetzes vom 11. Januar 1993 zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche, des Gesetzes vom 22. März 1993 über den...

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