Rz. 6

§ 97 Abs. 1 Nr. 1 BewG erfasst unmittelbar qua Aufzählung die AG, KGaA, GmbH (wegen § 5a GmbHG inklusive UG; vgl. Eisele in R/T, § 97 Rz. 5 m. w. N.) und SE. Unter § 97 Abs. 1 Nr. 1 BewG fallen wie bei der KSt (vgl. H 1.1 KStR "Beginn der Steuerpflicht") auch bereits die Vor-Gesellschaften (die nach wirksamer Beurkundung der Gründung entstehen), wenn es im weiteren Verlauf des Gründungsvorgangs auch zur Eintragung der Gesellschaft im Handelsregister kommt (vgl. Wälzholz in V/S/W, § 97 BewG Rz. 3 ff. m. w. N.). Die GmbH & Co. KG ist selbst als Publikumsgesellschaft keine KapG (BFH vom 25.06.1984, BStBl II 1984, 751).

 

Rz. 7

Unklar ist noch, ob die Norm einen weitergehenden Regelungsumfang hat. Es wird vertreten, dass die Aufzählung der erfassten Rechtsformen in § 97 Abs. 1 Nr. 1 BewG nicht abschließend sein soll. Dann würden darunter auch ausländische Rechtsformen (wie z. B. eine irische Ltd. oder eine Schweizer AG, nicht jedoch eine britische Ltd., die nach dem Brexit zum 31.12.2020 ab dem 01.01.2021 als Personenunternehmen angesehen wird, vgl. OLG München vom 05.08.2021, NZG 2021, 1518, s. dazu auch § 97 Abs. 1 Nr. 5 Satz 1 am Ende BewG sowie Rz. 16; zur Anwendung der erbschaftsteuerlichen Vorschriften s. gleich lautender Ländererlass vom 13.12.2021, DStR 2022, 153 sowie Bron/Bellgardt, ErbStB 2021, 186; zur unveränderten ertragsteuerlichen Betrachtung als Körperschaft s. BFH vom 13.10.2021, DStR 2022, 250) mit Sitz oder Geschäftsleitung im Inland fallen, die in Deutschland als KapG angesehen werden (bejahend Wälzholz in V/S/W, § 97 Rz. 2; Dötsch in Stenger/Loose, § 97 Rz. 247; a. A Fehrenbacher in W/J, § 97 BewG Rz. 15; zum Typenvergleich ausländischer Gesellschaften mit tabellarischer Auflistung s. BMF vom 24.12.1999, BStBl I 1999, 1076 mit Änderungen in BStBl I 2000, 1509; 2004, 411 und 917; 2009, 888; 2014, 1258; zur Anwendung des vereinfachten Ertragswertverfahrens auf ausländische KapG siehe R B 199.2 ErbStR).

 

Rz. 8

Die erfassten KapG sind unbeschränkt körperschaftsteuerpflichtig (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 KStG). Nach den §§ 8 Abs. 2 KStG, 2 Abs. 2 Satz 1 GewStG gilt ihre Tätigkeit stets und in vollem Umfang als Gewerbebetrieb. Es kommt also nicht darauf an, ob und aus welchen Gründen die KapG ein Gewerbe betreibt oder nicht (s. BFH vom 05.03.1969, BStBl II 1969, 350; BFH vom 13.12.1960, BStBl III 1961, 66). Ein Gewerbebetrieb liegt auch vor, wenn die KapG nur das eingezahlte Kapital oder Beteiligungen verwaltet (BFH vom 26.01.1962, BStBl III 1962, 247) oder nur eine vermögensverwaltende Tätigkeit ausübt (BFH vom 20.10.1976, BStBl II 1977, 96). Nach dem BFH gilt die Tätigkeit einer KapG auch dann in vollem Umfang als Gewerbebetrieb, wenn die Tätigkeit nicht unter eine der sieben Einkunftsarten des § 2 Abs. 1 EStG fällt (BFH vom 22.08.1999, BStBl II 1991, 250). Auch auf das Vorliegen einer Gewinnerzielungsabsicht kommt es für die Anwendung des § 97 Abs. 1 Nr. 1 BewG nicht an (vgl. Wälzholz in V/S/W, § 97 BewG Rz. 2 m. w. N.).

 

Rz. 9

Eine KapG bzw. der Anteil an einer KapG gilt auch dann nur als eine bewertungsrechtliche Einheit, wenn die KapG mehrere Betriebe unterhält (vgl. Eisele in R/T, § 97 Rz. 4; Wälzholz in V/S/W, § 97 Rz. 2 m. w. N.).

 

Rz. 10

Ob der Anteilsinhaber eine Person des privaten oder des öffentlichen Rechts ist und die GmbH zur Verfolgung privater oder hoheitlicher Zwecke betreibt, ist für die Bewertung der Gesellschaft unerheblich (vgl. Wälzholz in V/S/W, § 97 Rz. 2; zu den Besonderheiten bei der Bewertung gemeinnütziger Körperschaften siehe gleichlautender Erlass vom 09.10.2013, BStBl I 2013, 1362 sowie Kirchhain/Lorenz, DStR 2014, 1941 und Mannek, NWB 2013, 3449).

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