Tz. 1

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

§ 64 FGO regelt die (äußere) Form der Klageerhebung. Sie stellt eine Sachentscheidungsvoraussetzung dar, deren Fehlen die Klage unzulässig macht, sodass sie durch Prozessurteil abzuweisen ist (s. Vor FGO Rz. 33). Die Vorschrift ist nicht abschließend, da eine elektronische Klageerhebung nach Maßgabe des § 52a FGO möglich ist (s. § 52a FGO Rz. 2). Die Regelung gilt auch im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes (§§ 69, 114 FGO). Die Erhebung der Klage geschieht durch Einreichung einer Schrift bei dem Gericht oder durch Erklärung zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle des FG. Anbringung bei der Finanzbehörde, die den angefochtenen Verwaltungsakt erlassen oder den Beteiligten bekannt gegeben hat oder nachträglich für den Steuerfall zuständig geworden ist (sachlich und örtlich), genügt zur Fristwahrung (§ 47 Abs. 2 und 3 FGO). Wesentlich ist, ob die Willensrichtung des Steuerpflichtigen auf gerichtlichen Rechtsschutz gerichtet ist. Daher kann ein Schreiben, mit dem lediglich Überprüfung durch eine Verwaltungsbehörde begehrt und billigkeitsähnliche Maßnahmen angeregt werden, nicht als Klage angesehen werden (BFH v. 07.12.1977, II R 96/75, BStBl II 1978, 70). Desgleichen kann in der Übersendung von Steuererklärungen ohne jegliche Erläuterung nach Ergehen der Einspruchsentscheidung in einem Schätzungsfall keine Klageerhebung gesehen werden (BFH v. 28.06.1989, I R 67/85, BStBl II 1989, 848; BFH v. 21.02.1991, V R 2/87, BFH/NV 1992, 44; s. auch BFH v. 27.02.2003, V R 87/01, BStBl II 2003, 505). § 64 FGO gilt auch für Anträge im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes (§§ 69, 114 FGO).

 

Tz. 2

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Nach § 64 Abs. 1 FGO ist die Klage schriftlich einzureichen, wenn sie nicht mündlich zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle (dazu s. Rz. 6) erhoben wird. Die Schriftform soll gewährleisten, dass aus dem Schriftstück der Inhalt der Erklärung, die abgegeben werden soll, und die Person, von der diese ausgeht, hinreichend zuverlässig entnommen werden können; zusätzlich muss feststehen, dass es sich nicht nur um einen Entwurf handelt, sondern dass das Schriftstück mit Wissen und Willen des Berechtigten dem Gericht zugeleitet worden ist (GmS-OBG v. 30.04.1979, GmS-OGB 1/78, NJW 1980, 172; auch BFH v. 22.06.2010, VIII R 38/08, BStBl II 2010, 1017). Die so verstandene Schriftform erfüllt auch ein Telegramm, ein Fernschreiben (BGH 28.10.1965, Ia ZB 11/65, NJW 1966, 1077) und eine Telekopie (Telefax; BGH v. 08.10.1997, XII ZB 124/97, NJW 1998, 762; BFH v. 31.03.2000, VII B 87/99, BFH/NV 2000, 1224; BFH v. 04.07.2002, V R 31/01, BStBl II 2003, 45; BVerfG v. 19.11.1999, 2 BvR 565/98, HFR 2000, 302), auch wenn sie von dem privaten Faxgerät eines Dritten abgesandt wird (BFH v. 26.03.1991, VIII B 83/90, BStBl II 1991, 463). Nachdem der GmS-OBG die Wirksamkeit von bestimmenden Schriftsätzen durch sog. Computerfax zugelassen hat, bei dem die Unterschrift bloß eingescannt ist (GmS-OBG v. 05.04.2000, GmS-OBG 1/98, NJW 2000, 2340), kann die Klage auch in dieser Form wirksam erhoben werden (krit. zur vom GmS-OBG getroffenen Unterscheidung zwischen Prozessen mit und ohne Vertretungszwang Schallmoser in HHSp, § 64 FGO Rz. 52 ff.). Die Klageerhebung in elektronischer Form, d. h. durch Übermittlung einer entsprechenden Datei per E-Mail oder Übersendung von Disketten bzw. CD-ROM ist nach Maßgabe des § 52a FGO zulässig (dazu die Erläuterungen dort; auch s. § 62 FGO Rz. 11).

 

Tz. 3

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Unterschrift des Klägers oder seines Prozessbevollmächtigten (und zwar die eigenhändige – nicht Faksimile: BFH v. 29.08.1969, III R 86/68, BStBl II 1970, 89) ist erforderlich, sonst ist die Klage unzulässig (BFH v. 29.07.1969, VII R 92/68, BStBl II 1969, 659). Die Unterzeichnung unter fremdem Namen genügt nicht (BFH v. 03.05.2005, X B 190/03, BFH/NV 2005, 1824). Bei juristischen Personen ist die Unterschrift des gesetzlichen Vertreters erforderlich (BFH v. 24.07.1973, VII R 92/68, BStBl II 1973, 823). Eigenhändige Unterschrift auf Begleitschriftsatz reicht aus (BFH v. 29.08.1969, III R 86/68, BStBl II 1970, 89; BGH v. 30.03.1986, VII ZB 21/85, BGHZ 97, 251). BFH v. 03.10.1986, III R 207/81, BStBl II 1987, 131, bejaht ausnahmsweise schriftliche Klageerhebung ohne eigenhändige Unterzeichnung der Klageschrift, wenn aus dem Schriftsatz (ggf. einschließlich weiterer Unterlagen) hinreichend sicher auf die Urheberschaft geschlossen werden kann und der Briefumschlag vom Verfasser handschriftlich mit dessen Absenderangabe versehen ist (auch BFH v. 31.03.2000, VII B 87/99, BFH/NV 2000, 1224; BVerwG v. 07.11.1973, VI C 124.73, HFR 1974, 174). Unschädlich ist, wenn zwar nicht die "Erstschrift", aber das am selben Tag beim FG eingegangene, als "Zweitschrift" bezeichnete Schriftstück die eigenhändige Unterschrift trägt (BFH v. 27.07.1977, I R 207/75, BStBl II 1978, 11; BGH v. 26.03.1986, V ZB 3/85, VersR 1986, 686: beigefügte beglaubigte Abschrift). Das Erford...

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