Tz. 2

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Prüfungsanordnung sowie der voraussichtliche Prüfungsbeginn und die Namen der Prüfer sind dem von der Prüfung betroffenen Stpfl. angemessene Zeit vor Beginn der Prüfung bekannt zu geben (§ 197 Abs. 1 Satz 1 AO). Der Prüfungsbeginn muss nicht minutengenau angegeben werden, die taggenaue Angabe reicht (BFH v. 12.06.2006, XI B 123/05, BFH/NV 2006, 1781).

 

Tz. 3

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Welche Frist angemessen ist, lässt sich nur nach den Umständen des Einzelfalles unter Berücksichtigung des Prüfungsumfangs und der konkreten beim Stpfl. herrschenden Verhältnisse bestimmen. Mit der Frist soll dem Stpfl. ermöglicht werden, sich auf die bevorstehende Prüfung vorzubereiten; er soll sich ohne unzumutbaren Aufwand auf die Prüfung einstellen können (BFH v. 26.07.2000, XI B 22/00, BFH/NV 2001, 181). Es kommt deshalb darauf an, welche Vorbereitungshandlungen die konkrete Prüfung vom Stpfl. verlangt (BFH v. 04.02.1988, V R 57/83, BStBl II 1988, 413 m. w. N.). Bei Großbetrieben sind i. d. R. vier, bei anderen Betrieben zwei Wochen angemessen (§ 5 Abs. 4 BpO, s. Anh. 3). In Einzelfällen, insbes. bei Anordnung ergänzender oder erweiternder Prüfungen, kann die Bekanntgabe der Prüfungsanordnung auch mit dem Prüfungsbeginn zusammenfallen (BFH v. 29.04.2004, X B 155/03, BFH/NV 2004, 1510 m. w. N.); in diesem Fall darf die Behörde auch den drohenden Ablauf der Festsetzungsfrist berücksichtigen (BFH v. 24.02.1989, III R 36/88, BStBl II 1989, 445). Die Nichteinhaltung der Frist führt nicht zu einem Verwertungsverbot (BFH v. 26.06.1997, XI B 174/96, BFH/NV 1998, 17).

 

Tz. 4

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Lediglich ausnahmsweise, wenn dadurch der Prüfungszweck gefährdet würde, muss keine Frist eingehalten werden. Dies wird insbes. dann der Fall sein, wenn die Finanzbehörde Grund zu der Annahme hat, dass der Stpfl. falsche Erklärungen abgegeben hat und versuchen könnte, bis zum Prüfungsbeginn den wirklichen Sachverhalt zu verschleiern. Unterlassen werden kann die Prüfungsanordnung nicht; sie kann bis zum Abschluss der Außenprüfung wirksam ergehen (BFH v. 27.10.2003, III B 13/03, BFH/NV 2004, 312).

 

Tz. 5

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Da die Einhaltung der Frist im Interesse des Stpfl. vorgeschrieben ist, kann er nach § 197 Abs. 1 Satz 2 AO darauf verzichten. Lässt der Stpfl. sich auf die Prüfung ein, obwohl er sie für unangemessen kurz anberaumt hält, liegt darin ein Verzicht.

 

Tz. 6

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Die Festlegung des Prüfungsbeginns und des Prüfungsorts sind selbstständig anfechtbare Verwaltungsakte (AEAO zu § 196, Nr. 1 Satz 2 m. w. N. und AEAO zu § 197, Nr. 10; BFH v. 19.05.2016, X R 14/15, BStBl II 2017, 97 m. w. N.), für die eine bestimmte Form nicht vorgeschrieben ist und die daher mündlich ergehen können (BFH v. 19.05.2016, X R 14/15, BStBl II 2017, 97 m. w. N. für Festlegung des Prüfungsbeginns). Sie können mit der Prüfungsanordnung verbunden werden (§ 5 Abs. 3 BpO).

 

Tz. 7

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Die Benennung des Prüfers hat keinen Verwaltungsaktscharakter und ist nicht anfechtbar (h. M., BFH v. 09.04.2009, IV S 5/09, BFH/NV 2009, 1080 m. w. N.; BFH v. 15.05.2009, IV B 3/09, BFH/NV 2009, 1401; Seer in Tipke/Kruse, § 197 AO Rz. 2; von Wedelstädt, AO-StB 2004, 325, 325 m. w. N.; AEAO zu § 196, Nr. 1 Satz 3 i. V. m. § 5 Abs. 3 BpO; a. A. BFH v. 26.08.1991, IV B 135/90, BFH/NV 1992, 509; Gosch in Gosch, § 196 AO Rz. 107 und § 197 AO Rz. 29; Tormöhlen, AO-StB 2013, 192, 194); allerdings räumt der BFH (v. 29.04.2002, IV B 2/02, BStBl II 2002, 507) dem Stpfl. ein Recht auf gerichtliche Überprüfung der Festlegung des Außenprüfers ein, wenn aufgrund des bisherigen Verhaltens des Prüfers – über die bloße Besorgnis der Befangenheit hinaus – zu befürchten ist, dass der Prüfer Rechte des Stpfl. verletzen wird, ohne dass diese Rechtsverletzung durch spätere Rechtsbehelfe rückgängig gemacht werden kann.

 

Tz. 7a

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Nimmt die Gemeinde mit einem Gemeindebeamten nach § 21 Abs. 3 i. V. m. Abs. 1 und 2 FVG (s. § 195 AO Rz. 3) an der Außenprüfung teil, ist die Teilnahme an der Prüfung in der Prüfungsanordnung des FA als selbstständiger Verwaltungsakt anzuordnen (BVerwG v. 27.01.1995, 8 C 30/92, BStBl II 1995, 522; FinMin NRW v. 26.06.1996, S 0403 - 7 - V C V, DB 1996, 1446; Gosch in Gosch, § 195 AO Rz. 30; Krumm in Tipke/Kruse, § 21 FVG Rz. 2b; Schmieszek in HHSp, § 19 FVG Rz. 8; a. A. FG Köln v. 19.05.1981, VIII 40/79, EFG 1982, 256; FG Ddorf v. 17.01.2017, 10 V 3186/16 A (AO), EFG 2017, 543).

 

Tz. 7b

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Wirkt das BZSt an der Außenprüfung nach § 19 FVG mit, ist die Beteiligung des BZSt dem Stpfl. in der Prüfungsanordnung oder gesondert mitzuteilen; auch dabei handelt es sich um einen selbstständig anfechtbaren Verwaltungsakt (s. § 196 AO Rz. 24; Gosch in Gosch, § 196 AO Rz. 107; Schmieszek in HHSp, § 19 FVG Rz. 17; von Wedelstädt, AO-StB 2004, 325, 326).

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