Rz. 1

[Autor/Stand] § 18 ErbStG ist eine beinahe vergessene Norm, die als Steuerbefreiungsvorschrift zwischen den Steuerberechnungsvorschriften kaum auffällt. Sie gilt seit 1922 nahezu unverändert,[2] wurde aber in der späteren Praxis fast völlig negiert.[3] Dabei ist die von ihr erfasste Problematik durchaus brisant, denn der Gesetzgeber geht offenbar davon aus, dass Mitgliedsbeiträge an Personenvereinigungen – das können nicht nur Vereine sein, sondern neben Kapitalgesellschaften insb. auch Personengesellschaften[4] – grundsätzlich der Schenkungsteuer unterliegen können (s. Anm. 13 ff.).[5]

 

Rz. 2

[Autor/Stand] Im Fokus der Aufmerksamkeit stand bislang eher eine mögliche Umsatzsteuerpflicht und/oder Körperschaftsteuerpflicht von Mitgliederbeiträgen.[7] Doch vor knapp zehn Jahren weckte der II. BFH-Senat – dem Fußballsport sei Dank – die Vorschrift des § 18 ErbStG aus ihrem Dornröschenschlaf.[8] Künftig müssen allerdings nicht nur Sportvereine, sondern auch andere Personenvereinigungen, wie z.B. Berufs- und Wirtschaftsverbände sowie andere körperschaftsteuerpflichtige Vereine,[9] zusätzlich an eine potenzielle Schenkungsteuerpflicht denken.[10] Dies gilt vor allem, wenn (Gegen-)Leistungen von Mitgliedern im Hinblick auf ihre Entgeltlichkeit und damit korrespondierend auch ihre Unentgeltlichkeit zu beurteilen sind (s. hierzu § 7 ErbStG Anm. 69 ff.).

 

Rz. 3

[Autor/Stand] Auch für gemeinnützige Vereine kann durchaus eine Schenkungsteuerpflicht in Betracht kommen; dies ist keineswegs unproblematisch.[12] Zuwendungen (Spenden) an derart privilegierte Vereinigungen sind eben nur dann nach § 13 Abs. 1 Nr. 16 Buchst. b Satz 1 ErbStG schenkungsteuerfrei, wenn die Gemeinnützigkeitsregeln (§§ 51 ff. AO) beachtet werden.[13] Und sie unterliegen im Übrigen alle einer zehnjährigen Nachversteuerung (§ 13 Abs. 1 Nr. 16 Buchst. b Satz 2 ErbStG), die stets droht, falls eine Außenprüfung oder bspw. die Insolvenz des Vereins[14] zur Versagung der Gemeinnützigkeit führt (s. § 20 ErbStG Anm. 19). Im Übrigen sind Vorteilszuwendungen an wirtschaftliche Geschäftsbetriebe steuerbegünstigter Personenvereinigungen grundsätzlich schenkungsteuerbar.[15]

 

Rz. 4

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[2] § 22 Abs. 1 Nr. 17 ErbStG i.d.F. v. 20.7.1922, RGBl. I 1922, 610 (703).
[3] S. aber FG Köln v. 30.5.2000 – 9 K 1766/91, EFG 2000, 1260 (allerdings ohne Erörterung der Norm), m. Anm. st, EFG-Beilage 2000, 174.
[4] Allgemein: http://www.juraforum.de/lexikon/personenvereinigung; https://de.wikipedia.org/wiki/Personenvereinigung. Zu Personengesellschaften ausdrücklich BFH v. 7.12.1988 – II R 150/85, BStBl. II 1989, 237; Hartmann, DB 1996, 2250 (unter 1.); a.A. Wohlschlegel (Daragan), ZEV 1995, 94.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[7] UStAE 1.4 Abs. 1 u. 2, 10.4; BFH v. 18.6.2009 – V R 77/07, BFH/NV 2009, 1912 (m.w.N.); R/H 8.11 KStR/H 2015.
[8] BFH v. 15.3.2007 – II R 5/04, BStBl. II 2007, 472 = ErbStB 2007, 159 m. Komm. Wefers; H.U. Viskorf, ZEV 2007, 291; BFH v. 6.6.2007 – II R 17/06, BFH/NV 2007, 2387.
[9] So zu Recht Eggers, DStR 2007, 1752 (unter 3.).
[10] Ausführlich Eggers, DStR 2007, 1752; Mückl, StuW 2007, 122; Steiner, ErbStB 2007, 204. Lesenswert auch Finger, DStBl. 1921, 439; Kipp, ErbStG i.d.F. v. 22.8.1925, § 3 ErbStG Anm. 179.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[12] So aber Eggers, DStR 2007, 1752 (unter 3.).
[13] Dies war im Urteilssachverhalt des BFH v. 15.3.2007 – II R 5/04, BStBl. II 2007, 472 (unter II.10.), gerade nicht der Fall.
[14] Hartmann, ErbStB 2007, 334 (Komm. zu BGH v. 23.4.2007 – II ZR 190/06, DB 2007, 1734).
[15] Hess. FG v. 7.11.2014 – 1 K 763/12, nv.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017

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