Rz. 6

Nach Ablauf der in der Androhung gesetzten Frist kann die Finanzbehörde geeignete Sicherheiten pfänden. Wie sich aus der Verwendung des Worts "kann" ergibt, liegt die Pfändung im Ermessen der Behörde. Das Ermessen bezieht sich sowohl auf die Frage, ob sie überhaupt von der Möglichkeit des § 336 Abs. 1 AO Gebrauch macht, als auch auf die Auswahl der geeigneten Sicherheiten[1].

 

Rz. 7

Nach § 336 Abs. 2 S. 2 AO gelten für die Pfändung die §§ 262323 AO entsprechend. Daraus, dass Gegenstand dieser Verweisung auch die Vorschriften über die Vollstreckung in das unbewegliche Vermögen[2] sind, ergibt sich, dass der Begriff "pfänden" nicht im rechtstechnischen Sinne zu verstehen ist. Gegenstand einer Pfändung i. S. d. § 336 AO können deshalb nicht nur bewegliche Sachen[3], Forderungen[4] und andere Vermögensrechte[5] sein, sondern auch Gegenstände des unbeweglichen Vermögens, bei denen die Vollstreckung durch Eintragung einer Sicherungshypothek[6] erfolgt[7]. Die Stellung eines Steuerbürgen[8] kann nach § 336 AO nicht erzwungen werden[9].

 

Rz. 8

Gegenstand einer Pfändung nach § 336 Abs. 1 AO können nur "geeignete" Sicherheiten sein. Dazu gehört prinzipiell auch Bargeld[10]. Allerdings wird die Pfändung von Bargeld dem Zweck der zu erzwingenden Sicherheitsleistung im Allgemeinen nicht entsprechen, weil sie auf den Entzug von Liquidität hinausläuft, die durch den Verzicht auf eine vorläufige Steuerfestsetzung[11] bzw. die Bestimmung eines abweichenden Fälligkeitszeitpunkts[12] gerade geschont werden soll[13].

Entsprechend § 247 AO ist dem Pflichtigen die Befugnis einzuräumen, den gepfändeten Sicherungsgegenstand durch eine andere Sicherheit zu ersetzen.

 

Rz. 9

Aufgrund der Verweisung in § 336 Abs. 2 S. 2 AO gelten die Pfändungsverbote der §§ 295, 319 AO und die gem. § 322 Abs. 1 S. 2 AO bei der Vollstreckung in das unbewegliche Vermögen anwendbaren Schutzvorschriften auch für die Pfändung nach § 336 Abs. 1 AO.

 

Rz. 10

Die "Pfändung" soll der Finanzbehörde die gleiche Rechtsstellung verschaffen, die sie bei freiwilliger Sicherheitsleistung erlangt hätte. Daraus ergibt sich, dass § 336 AO der Finanzbehörde nur ein Sicherungs- aber kein Verwertungsrecht gewährt. Die in § 336 Abs. 2 S. 2 AO enthaltene Verweisung auf die Vorschriften über die Pfandverwertung[14] geht damit zu weit. Die Verwertung der durch die Pfändung erlangten Sicherheiten darf nur unter den Voraussetzungen des § 327 AO, d. h. dann erfolgen, wenn die Forderung, zu deren Absicherung die Sicherheitsleistung erzwungen wurde, bei Fälligkeit nicht erfüllt wird[15].

[1] Hohrmann, in HHSp, AO/FGO, § 336 AO Rz. 10; Neumann, in Beermann/Gosch, AO/FGO, § 336 AO Rz. 7; Kruse, in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 336 AO Rz. 6.
[7] Hohrmann, in HHSp, AO/FGO, § 336 AO Rz. 10; Neumann, in Beermann/Gosch, AO/FGO, § 336 AO Rz. 7.
[9] Hohrmann, in HHSp, AO/FGO, § 336 AO Rz. 10; Neumann, in Beermann/Gosch, AO/FGO, § 336 AO Rz. 6.
[13] Kruse, in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 336 AO Rz. 5; Neumann, in Beermann/Gosch, AO/FGO, § 336 AO Rz. 7.
[15] Hohrmann, in HHSp, AO/FGO, § 336 AO Rz. 12; Kruse, in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 336 AO Rz. 7; Neumann, in Beermann/Gosch, AO/FGO, § 336 AO Rz. 8.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Steuer Office Excellence. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge