Zusammenfassung

 
Überblick

Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler. Aber nicht umsonst bedeutet Lernen auch Fehler zu machen und diese einzugestehen. Nur wer es schafft, konstruktiv mit Fehlern und damit auch Kritik umzugehen, sammelt im besten Fall wertvolle Erfahrungen, um Kompetenzen, Prozesse, Regeln etc. weiterzuentwickeln. Dafür braucht es eine offene bzw. konstruktive Fehlerkultur im Unternehmen.

Der Beitrag zeigt, warum eine positive bzw. offene Fehlerkultur wichtig ist und wie sich Unternehmen aktiv und ohne Schuldzuweisungen mit Fehlern auseinander setzen. Damit werden im besten Fall Fehler vorgebeugt und die Leistung verbessert.

1 Fehlerkultur in Unternehmen

Fehlerquelle Mensch

Die möglichen Ursachen für Fehler sind vielfältig: mangelnde Fachkenntnisse, fehlende Konzentration, Arbeitsüberlastung, Konflikte mit Kollegen, fehlerhafte Anweisungen, unklare Verantwortlichkeiten und Defizite im Führungsstil der Vorgesetzten sind nur einige davon. Daher bedarf es einer positiven bzw. offenenen Fehlerkultur, die festlegt, wie ein Unternehmen zu Fehlern steht und wie die Führungskräfte und Mitarbeiter damit umgehen sollen. Die Fehlerkultur ist Teil der Unternehmenskultur und hat Einfluss auf die Unternehmensperformance.

Säulen einer Fehlerkultur

Die im Unternehmen gelebte Fehlerkultur besteht aus folgenden drei Säulen:

  • Säule 1 – Werte und Normen: Diese zeigen, welche Einstellung das Unternehmen zu Fehlern hat und wie damit und mit den Fehlerfolgen umgegangen werden soll. Werte und Normen zeigen auch den Stellenwert der Fehlerkultur im Unternehmen. Sie sind Vorgaben für das Verhalten der Führungskräfte und Mitarbeiter.
  • Säule 2 – Kompetenzen: Führungskräfte und Mitarbeiter werden sich jedoch nur entsprechend der Werte und Normen verhalten, wenn sie über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Dabei handelt es sich insbesondere um die Kommunikations-, Sozial- und die Methodenkompetenz.
  • Säule 3 – Instrumente: Wichtig ist schließlich, dass die zur Umsetzung der Fehlerkultur erforderlichen Tools, Methoden und Techniken bekannt sind und angewendet werden. Diese beziehen sich auf die Fehlererkennung, Fehleranalyse und die Erarbeitung von Korrekturmaßnahmen zur Beseitigung der Fehlerursachen.

2 Ausprägungen von Fehlerkulturen

Obwohl die Fehlerkultur in jedem Unternehmen spezifisch ausgeprägt ist, lassen sich zwei Arten von Fehlerkulturen unterscheiden, eine destruktive und eine positive bzw. offene Fehlerkultur.

2.1 Destruktive Fehlerkultur

Eine destruktive Fehlerkultur zeigt sich häufig daran, dass sich Mitarbeiter für ihre Fehler schämen und diese als Makel empfinden. Die Vorgesetzten reagieren beim Auftreten eines Fehlers mit Schuldzuweisungen und Bestrafung, schlimmstenfalls mit Bloßstellung. Eine derartige Fehlerkultur erzeugt bei den Mitarbeitern ein Klima aus Versagensängsten, Selbstvorwürfen und Unsicherheit. Die Gefahr von Wiederholungsfehlern steigt. Außerdem versuchen die Mitarbeiter, Fehler zu verschweigen und zu vertuschen. Die Folge ist, dass dem Unternehmen hohe Aufwendungen zur Beseitigung von Mängeln, Umsatzverluste und ein Reputationsschaden drohen. Abbildung 1 zeigt die Wirkungskette einer destruktiven Fehlerkultur.

Quelle: Kratz, H.-J.: Aus Fehlern wird man klug – Warum irren menschlich ist und was Führungskräfte daraus lernen können, Regensburg 2021, S. 23 (modifiziert)

Abb. 1.: Wirkungskreis einer destruktiven Fehlerkultur

 
Achtung

Zehnerregel der Fehlerkosten beachten

Die Zehnerregel der Fehlerkosten (rule of ten) besagt, dass die Kosten der Fehlerbehebung in jeder einzelnen Stufe der Wertschöpfungskette, also von der Entwicklung über die Arbeitsvorbereitung, die Fertigung, die Endprüfung bis zur Auslieferung um den Faktor 10 steigen. Je später der Fehler entdeckt wird, desto höher sind somit die Kosten, diesen zu beheben.

Abb. 2: Die Zehnerregel der Fehlerkosten steigt progressiv an.

2.2 Offene bzw. positive Fehlerkultur

Im Gegensatz dazu werden in einer offenen Fehlerkultur Fehler als Chance für Veränderungen und Verbesserungen gesehen. Es wird nicht nach Schuldigen gesucht, sondern danach gefragt, worin die Ursache für einen Fehler liegt und wie er beseitigt werden kann. Der Führungsstil der Vorgesetzten ist kooperativ. Fehler werden gemeinsam mit den Mitarbeitern analysiert. Ihnen wird Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht. In einer offenen Fehlerkultur werden moderate Risiken eingegangen und Fehler nicht vertuscht, denn je früher ein Fehler entdeckt und gemeldet wird, desto:

  • größer ist die Wahrscheinlichkeit ihn zu beseitigen, bevor er seine negativen Wirkungen entfalten kann,
  • schneller ist die image-schädigende Fehlersuche beendet und es können Vertrauensverluste, Imageschäden und Kundenverluste vermieden werden,
  • eher lassen sich Folgefehler vermeiden,
  • geringer ist die Gefahr, dass Fehler zur Gewohnheit werden, der nur mit großem Aufwand entgegengewirkt werden kann,
  • eher lassen sich die Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen in Grenzen halten,
  • geringer sind die Fehlerkosten und die Sicherheitsrisiken.[1]
[1] Vgl. Kratz, H.-J.: Chef-Checkliste Mitarbeiterführung, 12. Auflage, Regensburg 2022, S. 167 f.

3 Erfolgsfaktoren einer offenen Fehlerkultur

Nun stellt sich die Frage nach A...

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