a) Rechtslage bis 31.12.2020

aa) Der Grundsatz

 

Rn. 13

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Die FinBeh konnten diese Bescheinigung grds weder rechtlich noch tatsächlich prüfen (BFH BStBl II 2005, 171; 2007, 373; R 7h Abs 4 S 2 EStR 2012). Es handelt sich nämlich um einen Grundlagenbescheid (iSd §§ 171 Abs 10, 175 Abs 1 Nr 1 AO; BFH IX R 13/04, BStBl II 2007, 373; BFH v 22.10.2014, X R 15/13, BStBl II 2015, 367; BFH v 06.05.2014, IX R 15/13, BFH/NV 2014, 1818; BFH v 06.05.2014, IX R 16/13, BFH/NV 2014, 1729; BFH v 06.05.2014, IX R 17/13, BFH/NV 2014, 1731; BFH IX R 17/15, BStBl II 2017, 523; BFH X R 6/16, BStBl II 2018, 272; BFH IX B 81/16, DStR 2016, 2644; FG He 3 K 2594/07, DStRE 2013, 136 rkr; Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 7h EStG Rz 52), an den die FinBeh iRd gesetzlich vorgegebenen Umfangs gebunden waren (BFH IX R 13/04, BFH/NV 2006, 284; BFH BFH/NV 2002, 105; BStBl II 1997, 398; 2007, 373; 2009, 596; BFH v 22.10.2014, X R 15/13, BStBl II 2015, 367; BFH IX B 81/16, DStR 2016, 2644; R 7h Abs 4 S 3 EStR 2012; OFD Ffm v 15.08.2016, DStR 2016, 2652; Kaligin, DStR 2009, 1763). Die Bindungswirkung umfasste die in s Rn 11 (1)–(3) genannten Kriterien.

 

Rn. 13a

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Eine Vorbehaltsklausel, dass die Bescheinigung nicht alleinige Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Steuervergünstigung ist und die FinBeh die weiteren steuerlichen Voraussetzungen prüft, betraf nur spezifisch steuerliche Voraussetzungen und änderte an dieser Bindungswirkung nichts (BFH IX R 17/15, BStBl II 2017, 523).

 

Rn. 13b

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Diese Bescheinigung musste allerdings den formellen Mindestanforderungen eines schriftlichen VA entsprechen, dh insb

(1) hinreichend bestimmt iSd § 119 Abs 1 AO sein, dh, eine eindeutige Aussage zu den Voraussetzungen des § 7h Abs 1 EStG für die betreffende Baumaßnahme enthalten, andernfalls entstand keine Bindungswirkung (FG He 3 K 2594/07, DStRE 2013, 136 rkr; Kulosa in Schmidt, § 7h EStG Rz 7, 40. Aufl 2021; Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 7h EStG Rz 51).
(2) nicht nichtig sein (§ 125 AO), sonst entsteht ebenfalls keine Bindungswirkung (BFH X R 6/16, BStBl II 2018, 272), zB wenn die Behörde zu den Voraussetzungen des § 7h Abs 1 EStG (s Rn 11) keine bindende oder gar keine Entscheidung trifft.

ab) Ausnahme?

 

Rn. 13c

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

§ 7h EStG begünstigte nicht (und begünstigt nach wie vor nicht, s Rn 5a5f) Aufwendungen für einen Neubau oder ein bautechnisch neues Gebäude. Ob sich die Bindungswirkung (s Rn 13) auch darauf erstreckte, wenn die Gemeindebehörde zwar die Bescheinigung erteilte, aber ganz offensichtlich ein solcher Neubau oder ein bautechnisch neues Gebäude vorlag, war jahrelang umstritten, aber seit 2015 geklärt (gleiches Problem bei § 7i EStG, s § 7i Rn 18a (Handzik)):

(1) für Bindungswirkung, dh, FA konnte diese Frage nicht selbst überprüfen: BFH IV, BStBl II 2003, 916; BFH XI, BStBl II 2005, 171; BFH IX R 13/04, BFH/NV 2006, 284; BFH IX, BStBl II 2007, 373; BFH v 22.10.2014, X R 15/13, BStBl II 2015, 367; BFH IX R 17/15, BStBl II 2017, 523; BFH X R 6/16, BStBl II 2018, 272; BFH IX B 81/16, DStR 2016, 2644).
(2) gegen Bindungswirkung, dh, FA konnte diese Frage selbst überprüfen: BFH X, BStBl II 2004, (gegenüber der unter (1) genannten Entscheidung BFH IV, BStBl II 2003, 916 als "Abgrenzung" bezeichnet, mE aber eher eine Divergenz, der GrS hätte angerufen werden müssen. Gleiches gilt für die Entscheidung BFH X, BStBl II 2009, 596, ebenfalls als "Abgrenzung" bezeichnet). Nunmehr hat jedoch der X. Senat (BFH v 22.10.2014, X R 15/13, BStBl II 2015, 367) seine bisherige Auffassung ausdrücklich aufgegeben und folgt dem IX. Senat; dem hat sich die FinVerw angeschlossen (zB OFD Ffm v 15.08.2016, DStR 2016, 2652).

Stellungnahme: Wenn man die Funktion der Bescheinigung der Gemeindebehörde als Grundlagenbescheid ernst nehmen will, muss man diese auch akzeptieren (glA Kleeberg, FR 2005, 365). Dass jetzt auch der X. Senat sich für die Bindungswirkung ausspricht und damit dem IX. Senat folgt, ist zu begrüßen.

 

Rn. 13d

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Allerdings hat dies den Gesetzgeber auf den Plan gerufen, und zwar

  • zuerst im Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften v 12.12.2019 (BGBl I 2019, 2652) mit insb der Einfügung des § 7g Abs 1a EStG ab 01.01.2019 (s Rn 5d5f)
  • und danach insb mit der Einfügung "nicht offensichtlich rechtswidrigen" Bescheinigung in § 7h Abs 2 S 1 EStG ab 01.01.2021 durch JStG 2020 v 21.12.2020, BGBl I 2020, 3096 (s Rn 15b15d).

ac) Das Remonstrationsrecht der FinBeh

 

Rn. 14

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Wenn man die Bindungswirkung lt s Rn 13b (1) bejahte (was zutreffend war), hatte die FinBeh nur ein Remonstrationsrecht, wenn die Bescheinigung für Maßnahmen erteilt worden war, bei denen die Voraussetzungen nicht vorlagen, dh, sie konnte die Gemeindebehörde zur Überprüfung veranlassen sowie um Rücknahme/Änderung der Bescheinigung bitten (BFH IX R 13/04, BFH/NV 2006, 284; BFH BFH/NV 2002, 105; BStBl II 1997, 398; 2007, 373; BFH v 22.10.2014, X R 15/13, BStBl II 2015, 367; FG He 3 K 2594/07, ...

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