Rz. 47

[Autor/Stand] Im Ermittlungsverfahren besteht für die Staatsanwaltschaft/BuStra die in ihrem Ermessen[2] stehende Möglichkeit nach § 160b StPO mit den Verfahrensbeteiligten den Verfahrensstand zu erörtern.[3] Der wesentliche Inhalt ist aktenkundig zu machen. Die Zielsetzung der Norm ist es, dass die Gesprächsmöglichkeiten zwischen BuStra/Staatsanwaltschaft und Verfahrensbeteiligten gefördert werden und damit – wo dies Aufgabe und Funktion des Strafverfahrens zulassen – ein offenerer Verhandlungsstil unterstützt wird, der – sachgerecht eingesetzt – das Verfahren insgesamt fördern kann.[4]

 

Rz. 48

[Autor/Stand] Gegenstand der Erörterung, auch ggf. im Rahmen einer gemeinsamen Tatsächlichen Verständigung[6], können die Strukturierung des weiteren Verfahrensablaufs, Wiedergutmachung oder konsensuale Verfahrensbeendigungen nach §§ 153, 153a StPO, § 398 AO, Beschränkungen nach §§ 154, 154a StPO, der Erlass eines Strafbefehls oder eine Unternehmensgeldbuße sein.[7] Der Gegenstand solcher Erörterungen beschränkt sich nicht auf eine bloße "Bestandsaufnahme" der Ermittlungen. Der Zusatz der "Geeignetheit zur Verfahrensförderung" verdeutlicht, dass auch der weitere Fortgang des Strafverfahrens eingeschlossen ist.[8] Die Verfahrensbeteiligten können auch über die vorläufige Bewertung der Beweissituation und den möglichen Verfahrensausgang sprechen.[9]

 

Rz. 49

[Autor/Stand] Zur Norm des § 160b StPO verhält sich in steuerlicher Hinsicht die Norm des § 364a AO, wonach auf Antrag des Einspruchsführers die Finanzbehörde vor Erlass einer Einspruchsentscheidung den Sach- und Rechtsstand erörtern soll. Beide Normen im Zusammenspiel betrachtet, verdeutlichen, dass konsensuale Verfahrensweisen – ungeachtet der Kritik und der restriktiven Tendenzen bei Anwendung der Norm des § 257c StPO[11] – insbesondere im Steuerstrafrecht de lege lata angelegt sind.

 

Rz. 50– 59

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Peters, Stand: 01.10.2022
[2] Jahn in MünchKomm, § 160b StPO Rz. 21.
[3] Kritisch auch zum Verhältnis zu § 257c StPO vgl. Jahn in MünchKomm, § 160b StPO Rz. 20.
[4] LG Bonn v. 7.3.2016 – 27 KLs 4/15, juris Rz. 258 f.; kritischer Jahn in MünchKomm, § 160b StPO Rz. 3 ff.
[Autor/Stand] Autor: Peters, Stand: 01.10.2022
[6] Zur Zulässigkeit vgl. bereits BFH v. 11.12.1984 – VIII R 131/76, BStBl. II 1985, 354 = DB 1985, 1218 = FR 1985, 306; BFH v. 5.10.1990 – III R 19/88, BStBl. II 1991, 45 = DB 1991, 213; BFH v. 6.2.1991 – I R 13/86, BStBl. II 1991, 673 = DB 1991, 1710; BFH v. 8.9.1994 – V R 70/91, BStBl. II 1995, 32 = DB 1995, 193 = UR 1995, 69 m. Anm. Weiss; BFH v. 13.12.1995 – XI R 43/89, XI R 44/89, XI R 45/89, BStBl. II 1996, 232 = FR 1996, 386 = FR 1996, 377 = DB 1996, 964; BFH v. 31.7.1996 – XI R 78/95, BStBl. II 1996, 625 = DB 1996, 2475; sowie implizit auch zu Steuerstrafverfahren vgl. BMF v. 30.7.2008 – IV A 3-S 223/07/10002, BStBl. I 2008, 831; ergänzt durch BMF v. 15.4.2019 – IV A 3-S 0223/07/10002, BStBl. I 2019, 447.
[7] Zum Ganzen auch Jahn in MünchKomm, § 160b StPO Rz. 3 ff., der von einer konsensverfahrensrechtlichen Vorfeldnorm spricht.
[8] Zur Verneinung einer gerichtlichen Mitteilungspflicht nach § 243 Abs. 4 StPO vgl. BGH v. 18.8.2021 – 5 StR 199/21, NStZ 2022, 55; BGH v. 25.2.2015 – 5 StR 258/13, NStZ 2015, 417 = wistra 2015, 238.
[9] LG Bonn v. 7.3.2016 – 27 KLs 4/15 Rz. 258 f.
[Autor/Stand] Autor: Peters, Stand: 01.10.2022
[11] Grundlegend BVerfG v. 19.3.2013 – 2 BvR 2628/10, 2 BvR 2883/10, 2 BvR 2155/11, BVerfGE 133, 168 = ZWH 2013, 166; vgl. auch BGH v. 23.9.2021 – 1 StR 43/21, wistra 2022, 120, juris; BGH v. 27.4.2021 – 2 StR 1/21, juris; BGH v. 30.3.2021 – 2 StR 383/20, wistra 2021, 456; BGH v. 4.3.2020 – 2 StR 352/19 juris; BGH v. 9.10.2019 – 1 StR 545/18, juris; BGH v. 11.5.2016 – 1 StR 71/16, juris; BGH v. 10.2.2015 – 4 StR 595/14, juris; zum Ganzen auch Niemöller/Schlothauer/Weider, Gesetz zur Verständigung im Strafverfahren, 2010; vgl. auch Deiters, Legalitätsprinzip und Normgeltung, 2007, 17 ff.; Pflaum, Kooperative Gesamtbereinigung von Besteuerungs- und Steuerstrafverfahren, 2010; Hettinger, JZ 2011, 292.
[Autor/Stand] Autor: Peters, Stand: 01.10.2022

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