Rz. 1539

[Autor/Stand] Dabei wird die Bundesrepublik Deutschland nur als Transitland zum Durchschmuggeln von einfuhrabgabepflichtigen Waren wie Alkohol oder Zigaretten aus einem anderen EU-Staat in ein Drittland genutzt[2]. Nur wenn die durchgeschmuggelten Waren in den freien Verkehr gelangen, könnten deutsche Steuerinteressen verletzt sein. Das ist aber bereits dann der Fall, wenn sie bei der Einfuhr nicht gestellt werden und deshalb nicht in einem gemeinschaftlichen Versandverfahren befördert werden (Art. 226 UZK)[3].

Häufig tauschen die Täter auch Frachtpapiere über die in einem Versandverfahren transportierten Tarnwaren aus, um zu verhindern, dass der deutsche Zoll die Zollbehörden des Empfängerstaates unterrichtet[4]. Zum Entziehen von Waren aus der zollamtlichen Überwachung s. auch Rz. 1549. Die Einfuhrabgaben entstehen in diesen Fällen des vorschriftwidrigen Verbringens in das Gebiet der EU nach Art. 79 Abs. 1 Buchst. a UZK[5]. Fraglich kann in diesen Fällen neben der Frage der Steuerschuldnerschaft auch der Vorsatz sein, wenn der Täter davon ausging, dass wegen der ständigen Versiegelung der Transportbehältnisse während der Beförderung durch Deutschland und ohne Umladung keine deutsche Steuer entsteht und deshalb auch keine Anmeldepflicht gegeben sei. Eine Einfuhrabgabenverkürzung ist auch möglich durch Einschaltung eines inländischen Unternehmers in die Lieferung von Textilien aus Asien nach Italien und Vortäuschung einer steuerfreien innergemeinschaftlichen Lieferung (§ 4 Nr. 1 Buchst. b, § 6a UStG), weil der italienische Unternehmer seine Zollkontingente ausgeschöpft hat[6].

Zu Sprachproblemen bei Durchleitung von Tabakwaren durch die EU s. Weidemann[7].

Zum Doppelbestrafungsverbot in diesen Fällen s. § 385 Rz. 1359 ff. m.w.N. zur Rspr.[8]

[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.02.2022
[2] Vgl. dazu auch Möller/Retemeyer in Bender/Möller/Retemeyer, C III Rz. 173, C VI Rz. 1710, D I Rz. 38.
[3] Jäger in JJR8, § 370 AO Rz. 449.
[4] Vgl. nur BGH v. 24.10.2002 – 5 StR 600/01, BGHSt 48, 52 = NJW 2003, 446 = NStZ 2003, 211 = StV 2003, 562 = wistra 2003, 100 (147); BGH v. 27.11.2002 – 5 StR 127/02, BGHSt 48, 108 = NJW 2003, 907 = wistra 2003, 266; BGH v. 21.2.2001 – 5 StR 368/00, NStZ 2001, 379 = wistra 2001, 263 m. Anm. Harms, NStZ 2002, 251; zu Rechtsfragen um den Transitschmuggel mit Zigaretten vgl. Bender, wistra 2001, 161.
[5] EuGH v. 3.3.2005 – C-195/03, ECLI:EU:C:2005:131, ZfZ 2005, 192 (194).
[6] BGH v. 18.8.1998 – 5 StR 550/97, HFR 1999, 408 = wistra 1999, 345 m. Bespr. Harms, NStZ-RR 1999, 129 (130).
[7] Weidemann, wistra 2016, 209.
[8] Vgl. nur BGH v. 9.6.2008 – 5 StR 342/04, wistra 2008, 470 = NJW 2008, 2931; EuGH v. 18.7.2007 – C-288/05, NJW 2007, 3412; EuGH v. 9.3.2006 – C-436/04, NJW 2006, 1781.

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