a) Sonderregelungen
Rz. 24
[Autor/Stand] Nach zahlreichen nicht-steuerlichen Gesetzen bzw. steuerlichen Nebengesetzen des Bundes- sowie des Landesrechts werden jedoch einige Vorschriften des materiellen Steuerstrafrechts durch Sonderregelungen für entsprechend anwendbar erklärt.
b) Bundesrechtliche Regelungen
Rz. 25
[Autor/Stand] Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang bundesrechtlichen Bestimmungen zu. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit ist insb. auf folgende Regelungen hinzuweisen:
- §§ 370–412 AO gelten entsprechend für Abgaben zu Marktordnungszwecken, die nach den Regelungen i.S.d. § 1 Abs. 2 des Gesetzes zur Durchführung der gemeinsamen Marktorganisationen hinsichtlich Marktordnungswaren erhoben werden (§ 12 Abs. 1 Satz 1 MOG). Zu beachten ist, dass nach § 35 MOG die Vorschriften der §§ 370–412 AO unabhängig vom Recht des Tatorts auch für solche Taten gelten, die außerhalb des Geltungsbereichs des MOG begangen werden, was sich auch auf Zölle für Marktordnungswaren und Ausfuhrabgaben erstreckt.
- § 370 Abs. 1–4, §§ 371, 375 Abs. 1 und § 376 AO sowie die Bußgeldvorschriften der §§ 378, 379 Abs. 1 und 4 AO und der §§ 383 und 384 AO gelten entsprechend für die Arbeitnehmersparzulage (§ 14 Abs. 3 Satz 1 5. VermBG), für das Strafverfahren wegen einer solchen Straftat sowie der Begünstigung einer Person, die eine solche Tat begangen hat, gelten die §§ 385–408 AO, für das Bußgeldverfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit die §§ 409–412 AO entsprechend; für die frühere Bergmannsprämie (§ 5a Abs. 2 Satz 1 BergPG; außer Kraft getreten am 31.12.2011); die "Berlinzulage" (§ 29a Abs. 1 BerlinFG) und die Wohnungsbauprämien (§ 8 Abs. 2 Satz 1 WoPG).
- Der Gesetzgeber geht für das betrügerische Erlangen von Investitionszulagen von einer Strafbarkeit nach §§ 263, 264 StGB als Betrug bzw. Subventionsbetrug aus (vgl. § 15 InvZulG 2010; § 20 BerlinFG). Andererseits sind nach § 14 InvZulG 2010, § 20 Abs. 6 BerlinFG die für Steuervergütungen geltenden Vorschriften der AO mit Ausnahme des § 163 AO entsprechend anzuwenden; Steuervergütungen sind aber Steuervorteile i.S.d. § 370 Abs. 1 AO (§ 370 Rz. 425). Nach § 15 InvZulG 2010, § 20 BerlinFG gelten für eine Straftat nach §§ 263, 264 StGB bzw. § 264 StGB, die sich auf Investitionszulagen bezieht, die §§ 385 ff. AO entsprechend. Für das Erschleichen von Eigenheimzulagen nach § 15 Abs. 2 EigZulG wird für die Strafbarkeit nach § 263 StGB, soweit sie sich auf die Eigenheimzulage bezieht, ebenfalls auf §§ 385 ff. AO verwiesen.
c) Landesrechtliche Regelungen
Rz. 26
[Autor/Stand] Für die nicht durch § 1 AO erfassten Landessteuern (s. Rz. 23) sind die Regelungen der AO nur anwendbar, soweit dies landesrechtlich besonders bestimmt ist. Verweisungen auf die AO enthalten insb. die Kommunalabgabengesetze der Länder; sie verweisen zumeist nur auf die Verfahrensvorschriften und stellen in Anlehnung an §§ 370, 378 AO eigene Straf- und Bußgeldtatbestände auf:
- § 3, § 7 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 8 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG BW i.d.F. v. 17.3.2005 (GBl. 30.3.2005, S. 206); Art. 13 Abs. 1, 5, Art. 14 Abs. 1 Satz 2, Art. 15 Satz 2 KAG Bay. i.d.F. v. 4.4.1993 (GVBl. 1993, 264); § 1 Nr. 1 AO-AnwendungsG Berlin i.d.F. v. 21.6.1977 (GVBl. 1977, 1394); § 12 Abs. 1, 2, § 14 Abs. 1, 3, § 15 Abs. 4 KAG Bdb. i.d.F. v. 31.3.2004 (GVBl. 2004 I, 174); § 3 Abs. 1 Nr. 1 AbgabenG Bremen v. 15.5.1962 (GBl. 1962, 139); § 1 Nr. 1, § 2 Abs. 1 Nr. 1, § 3 Nr. 1, 4 AbgabenG Hamburg v. 17.2.1976 (GVBl. 1976, 45); § 4 Abs. 1, 2, § 5 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 5a Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Hess. v. 17.3.1970 (GVBl. I 1970, 225); § 12 Abs. 1, § 16 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 17 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG MV i.d.F. v. 12.4.2005 (GVOBl. MV 2005, 146); § 11 Abs. 1, 4, § 16 Abs. 3, 4, § 18 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Nds. i.d.F. v. 23.1.2007 (GVBl. 2007, 41); § 12 Abs. 1, 3, § 17 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 20 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG NRW v. 21.10.1969 (GV. NRW 1969, 712); § 3 Abs. 1, § 15 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 16 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Rh.-Pf. v. 20.6.1995 (GVBl. 1995, 175); § 12 Abs. 1, 3, § 13 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 14 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Saarl. i.d.F. v. 29.5.1998 (ABl. 1998, 691); § 3 Abs. 1, § 5 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 6 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Sachs. v. 26.8.2004 (SächsGVBl. 2004, 418); § 13 Abs. 1, 3, § 13a Abs. 1 Satz 5, § 15 Abs. 3, 4, § 16 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 KAG Sa.-Anh. i.d.F. v. 13.12.1996 (GVBl. LSA 1996, 405); § 11 Abs. 1 Satz 2, § 16 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3, § 18 Abs. 1 Satz 2, Abs. 5 KAG Schl.-Holst. i.d.F. v. 10.1.2005 (GVOBl. Schl.-Holst. 2005, 27); § 15 Abs. 1, § 16 Abs. 1 Satz 2, § 17 Satz 2 Thür. KAG v. 19.9.2000 (GVBl. 2000, 301).
- In den Kirchensteuergesetzen der Länder werden die Strafvorschriften der AO nicht für anwendbar erklärt (vgl. z.B. § 8 Abs. 2 KiStG NW = Gesetz über die Erhebung von Kirchensteuern im Land Nordrhein-Westfalen; § 21 KiStG MV = Gesetz über die Erhebung von Kirchensteuern im Land Mecklenburg-Vorpommern). Nach § 6 Abs. 1 des Niedersächsischen Gesetzes über die Erhebung von Steuern durch...
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