Um den Begriff der Dauerhaftigkeit zu konkretisieren, könnte es zunächst naheliegen, auf die gesetzlichen Vorgaben des § 9 Abs. 1 S. 3 Nr. 4, 4a S. 3, Abs. 4 EStG abzustellen.[18] Diese Vorschrift ordnet einen pauschalierten Abzug von Aufwendungen für Fahrten eines Arbeitnehmers zu seiner ersten Tätigkeitsstätte bzw. zu einem anderen Ort oder Tätigkeitsgebiet an, das der Arbeitnehmer nach den dienst- oder arbeitsrechtlichen Festlegungen bzw. nach weiteren Absprachen und Weisungen zur Aufnahme seiner beruflichen Tätigkeit dauerhaft und typischerweise arbeitstäglich aufsucht.

Kriterium der Dauerhaftigkeit: Wie sich aus den gesetzlichen Vorgaben ergibt, ist zur Bestimmung

  • der ersten Tätigkeitsstätte oder
  • eines dieser gleichzustellenden Arbeitsortes

maßgeblich auf das Kriterium der Dauerhaftigkeit abzustellen. Nach § 9 Abs. 4 S. 3 EStG ist von einer dauerhaften Zuordnung in diesem Sinne insbesondere dann auszugehen, wenn der Arbeitnehmer unbefristet, für die Dauer des Dienstverhältnisses oder über einen Zeitraum von 48 Monaten hinaus an einer solchen Tätigkeitsstätte tätig werden soll.[19] Für die Beurteilung, ob eine dauerhafte Zuordnung vorliegt, ist nach Auffassung der Finanzverwaltung "[...] die auf die Zukunft gerichtete prognostische Betrachtung (Ex-ante-Betrachtung) maßgebend."[20]

Die Inbezugnahme dieser gesetzlichen Vorgaben zum Zwecke der Interpretation des in § 4 Abs. 5 S. 1 Nr. 6c S. 2 EStG enthaltenen Dauerhaftigkeitsmerkmals mag auf den ersten Blick sicherlich als naheliegend erscheinen.

[18] So tendenziell Seifert, StuB 2023, 74 (78).
[19] Ausführlich hierzu BMF v. 25.11.2020 – IV C 5 - S 2353/19/10011 :006 – DOK 2020/1229128, BStBl. I 2020, 1228 = BeckVerw 497025, Tz. 14 ff. = EStB 2020, 478 (Günther); Krüger in Schmidt, EStG, 41. Aufl. 2022, § 9 Rz. 303; Thürmer in Brandis/Heuermann, Ertragsteuerrecht, EStG § 9 Rz. 275 ff., 550 ff. (Nov. 2022); vgl. auch BFH v. 12.5.2022 – VI R 32/20, BFH/NV 2022, 1341 = FR 2022, 1133 = EStB 2022, 409 (Bleschick); BFH v. 14.5.2020 – VI R 24/18, BStBl. II 2020, 770 = FR 2021, 175 = DStR 2020, 2238 Rz. 14 ff. = EStB 2020, 431 (Gehm); BFH v. 11.4.2019 – VI R 40/16, BStBl. II 2019, 546 = FR 2021, 179 = DStR 2019, 1510 Rz. 27 = EStB 2019, 304 (Gehm); BFH v. 10.4.2019 – VI R 6/17, BStBl. II 2019, 539 = FR 2021, 385 = DStR 2019, 1514 = EStB 2019, 304 (Gehm).
[20] BMF v. 25.11.2020 – IV C 5 - S 2353/19/10011 :006 – DOK 2020/1229128, BStBl. I 2020, 1228 = BeckVerw 497025, Tz. 15 = EStB 2020, 478 (Günther).

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