aa) Vorgehensweise der Kostenaufschlagsmethode

 

Rz. 721

[Autor/Stand] Funktionsweise: Selbstkosten zzgl. Gewinnaufschlag. Bei der Kostenaufschlagsmethode[2] wird der Verrechnungspreis dadurch bestimmt, dass zunächst die Selbstkosten des liefernden/leistenden Unternehmens ermittelt und diese anschließend um einen angemessenen Gewinnaufschlag erhöht werden. Die Ermittlung der Kosten soll dabei anhand von Kalkulationsmethoden erfolgen, die der Liefernde oder Leistende auch bei seiner Preispolitik gegenüber Fremden zugrunde legt bzw. die betriebswirtschaftlichen Grundsätzen entsprechen.[3] Anwendung findet die Kostenaufschlagsmethode insb. in den Fällen, in denen für die ausgetauschten Lieferungen oder Leistungen keine Marktpreise als Vergleichsmaßstäbe zur Verfügung stehen, etwa weil

  • es sich um nicht marktfähige, konzernspezifische Güter oder Dienstleistungen handelt,
  • vorliegende Marktpreise nicht repräsentativ bzw. aufgrund einer fehlenden Vergleichbarkeit der Verhältnisse nicht brauchbar sind,
  • tatsächlich vereinbarte Marktpreise nicht feststellbar bzw. nachweisbar sind oder
  • gewisse Lieferungen oder Leistungen – wie auch unter fremden Dritten – nach der Kostenaufschlagsmethode abgerechnet werden müssen, wie zB Spezialaufträge.
[Autor/Stand] Autor: Baumhoff, Stand: 01.11.2015
[2] Vgl. BMF v. 23.2.1983 – IV C 5 - S 1341 - 4/83, BStBl. I 1983, 218 – Tz. 2.2.4 – VWG; vgl. Anhang 2 Verwaltungsanweisungen S. V 5 ff.; Tz. 2.39 ff. OECD-Leitlinien 2010.
[3] Vgl. BMF v. 23.2.1983 – IV C 5 - S 1341 - 4/83, BStBl. I 1983, 218 – Tz. 2.2.4 – VWG; vgl. Anhang 2 Verwaltungsanweisungen S. V 5 ff.

bb) Anwendungsbereich

 

Rz. 722

[Autor/Stand] Zumeist "Ultima Ratio". Sind die Anwendungsvoraussetzungen sowohl für die Preisvergleichs- als auch für die Wiederverkaufspreismethode nicht erfüllt, was bei der Fülle und Verschiedenartigkeit der in einem internationalen Unternehmensverbund ausgetauschten Güter und Dienstleistungen oft der Fall ist, kommt der Kostenaufschlagsmethode in der Praxis letztlich die Rolle der "Ultima Ratio" zu. Vor diesem Hintergrund gilt sie insb. im Bereich der konzerninternen Dienstleistungen (zB in Form von Verwaltungsleistungen oder der Lohnfertigung und Auftragsforschung) sowie bei der konzerninternen Lieferung von Halbfertigfabrikaten als Regelmethode. Nach Auffassung der Finanzverwaltung ist die Kostenaufschlagsmethode insb. anzuwenden, wenn das betreffende Unternehmen "Routinefunktionen" ausübt und nur geringe Risiken trägt.[2]

 

Rz. 723

[Autor/Stand] Ermittlung eines hypothetischen Vergleichspreises. Da die Kostenaufschlagsmethode die Ermittlung eines hypothetischen Vergleichspreises zum Ziel hat, stellt sie die praktische Ausgestaltung des hypothetischen Fremdvergleichs dar, als dessen Maßstab und neutraler Bezugspunkt die Sorgfalt des ordentlichen Geschäftsleiters fungiert (Anm. 313 ff.). Dieser entscheidet im Einzelfall über die Ordnungsmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der zugrunde zu legenden Kalkulationsmethoden. Wenn der Gewinnaufschlag mittels des tatsächlichen Fremdvergleichs ermittelt wird, stellt dies eine Kombination aus tatsächlichem und hypothetischem Fremdvergleich dar. Die besonderen Schwierigkeiten der Kostenaufschlagsmethode liegen dabei in der Ermittlung der Selbstkosten, die ua. als Bezugsbasis für den Gewinnaufschlag dienen, sowie in der Bestimmung des Gewinnaufschlags selbst.

[Autor/Stand] Autor: Baumhoff, Stand: 01.11.2015
[2] Vgl. BR-Drucks. 352/08 v. 23.5.2008, 16; BMF v. 13.10.2010 – IV B 5 - S 1341/08/10003 – DOK 2010/0598886, BStBl. I 2010, 774 – Tz. 2.2.2.1, Rz. 66 – Verwaltungsgrundsätze Funktionsverlagerung; vgl. Anhang 2 Verwaltungsanweisungen S. V 251 ff.
[Autor/Stand] Autor: Baumhoff, Stand: 01.11.2015

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