Entscheidungsstichwort (Thema)

Gemeinschaftliches Versandverfahren, Warengestellung bei Bestimmungszollstelle, Pflichtverletzung bei Warengestellung, Unterlassene Beendigung eines Versandverfahrens

 

Leitsatz (amtlich)

Die Art. 203 und 204 der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates vom 12. Oktober 1992 zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften in der durch die Verordnung (EG) Nr. 1791/2006 des Rates vom 20. November 2006 geänderten Fassung sind dahin auszulegen, dass eine Verletzung der Pflicht, eine in das externe gemeinschaftliche Versandverfahren überführte Ware der Bestimmungszollstelle zu gestellen, eine Zollschuld nicht auf der Grundlage von Art. 204 der Verordnung Nr. 2913/92 in der durch die Verordnung Nr. 1791/2006 geänderten Fassung, sondern auf der Grundlage von Art. 203 der Verordnung Nr. 2913/92 in der durch die Verordnung Nr. 1791/2006 geänderten Fassung entstehen lässt, wenn die betreffende Ware aus dem Zollgebiet der Europäischen Union verbracht wurde und der Inhaber dieses Verfahrens nicht in der Lage ist, Dokumente vorzulegen, die Art. 365 Abs. 3 der Verordnung (EWG) Nr. 2454/93 der Kommission vom 2. Juli 1993 mit Durchführungsvorschriften zu der Verordnung Nr. 2913/92 in der Fassung der Verordnung (EG) Nr. 993/2001 der Kommission vom 4. Mai 2001 oder Art. 366 Abs. 2 und 3 der Verordnung Nr. 2454/93 in der Fassung der Verordnung (EG) Nr. 1192/2008 der Kommission vom 17. November 2008 entsprechen.

 

Normenkette

EWGV 2913/92 Art. 203-204

 

Beteiligte

B & S Global Transit Center

B & S Global Transit Center BV

Staatssecretaris van Financien

 

Verfahrensgang

Hoge Raad der Nederlanden (Niederlande) (Beschluss vom 13.06.2014; ABl. EU 2014, Nr. C 315/39)

 

Tatbestand

„Vorlage zur Vorabentscheidung ‐ Zollkodex der Gemeinschaften ‐ Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 ‐ Art. 203 und 204 ‐ Externes gemeinschaftliches Versandverfahren ‐ Verordnung (EWG) Nr. 2454/93 ‐ Art. 365, 366 und 859 ‐ Entstehung der Zollschuld ‐ Entziehung aus der zollamtlichen Überwachung ‐ Nichterfüllung einer Verpflichtung ‐ Unterlassene Beendigung des Versandverfahrens ‐ Verbringen der Waren aus dem Zollgebiet der Europäischen Union“

In der Rechtssache C-319/14

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Hoge Raad der Nederlanden (Oberster Gerichtshof der Niederlande) mit Entscheidung vom 13. Juni 2014, beim Gerichtshof eingegangen am 3. Juli 2014, in dem Verfahren

B & S Global Transit Center BV

gegen

Staatssecretaris van Financiën

erlässt

DER GERICHTSHOF (Fünfte Kammer)

unter Mitwirkung des Präsidenten der Vierten Kammer T. von Danwitz (Berichterstatter) in Wahrnehmung der Aufgaben des Präsidenten der Fünften Kammer sowie der Richter D. Šváby, A. Rosas, E. Juhász und C. Vajda,

Generalanwalt: M. Szpunar,

Kanzler: M. Ferreira, Hauptverwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 20. Mai 2015,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

‐ der B & S Global Transit Center BV, vertreten durch B. Boersma, adviseur,

‐ der niederländischen Regierung, vertreten durch M. Bulterman, M. Noort und C. Schillemans als Bevollmächtigte,

‐ der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von A. Collabolletta, avvocato dello Stato,

‐ der Europäischen Kommission, vertreten durch L. Grønfeldt und H. Kranenborg als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 16. Juli 2015

folgendes

Urteil

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Art. 203 und 204 der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates vom 12. Oktober 1992 zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften (ABl. L 302, S. 1) in der durch die Verordnung (EG) Nr. 1791/2006 des Rates vom 20. November 2006 (ABl. L 363, S. 1) geänderten Fassung (im Folgenden: ZK) sowie einiger Bestimmungen der Verordnung (EWG) Nr. 2454/93 der Kommission vom 2. Juli 1993 mit Durchführungsvorschriften zu der Verordnung Nr. 2913/92 (ABl. L 253, S. 1, im Folgenden: ZK-DVO), nämlich der Art. 365 und 859 ZK-DVO in der Fassung der Verordnung (EG) Nr. 993/2001 der Kommission vom 4. Mai 2001 (ABl. L 141, S. 1, im Folgenden: Art. 365 ZK-DVO bzw. Art. 859 ZK-DVO) sowie des Art. 366 ZK-DVO in der Fassung der Verordnung (EG) Nr. 1192/2008 der Kommission vom 17. November 2008 (ABl. L 329, S. 1, im Folgenden: Art. 366 ZK-DVO).

Rz. 2

Es ergeht in einem Rechtsstreit zwischen der B & S Global Transit Center BV (im Folgenden: B & S) und dem Staatssecretaris van Financiën (Finanzstaatssekretär) über die Entrichtung der Zölle, die B & S schulden soll, weil sie durch unterlassene Beendigung von externen gemeinschaftlichen Versandverfahren (im Folgenden: Versandverfahren) Waren, die sie in diese Verfahren überführt hatte, der zollamtlichen Überwachung entzogen haben soll.

Rechtlicher Rahmen

Zollkodex

Rz. 3

Art. 37 ZK bestimmt:

„(1) Waren, die in das Zollgebiet der Gemeinschaft verbracht werden, unterliegen vom Zeitpunkt des Verbringens an der zollamtlichen Überwachung. Sie können nach dem geltenden Rech...

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