Änderung von Steuerbescheiden infolge Verlustabzugs

  • Erneute Ausübung des Wahlrechts der Veranlagungsart

    Ehegatten können das Wahlrecht der Veranlagungsart (z. B. getrennte Veranlagung) grundsätzlich bis zur Unanfechtbarkeit eines Berichtigungs- oder Änderungsbescheids ausüben und die einmal getroffene Wahl innerhalb dieser Frist frei widerrufen. § 351 Abs. 1 AO kommt insoweit nicht zur Anwendung (>BFH vom 19.5.1999 – BStBl II S. 762).

  • Rechtsfehlerkompensation

    Mit der Gewährung des Verlustrücktrags ist insoweit eine Durchbrechung der Bestandskraft des für das Rücktragsjahr ergangenen Steuerbescheids verbunden, als – ausgehend von der bisherigen Steuerfestsetzung und den dafür ermittelten Besteuerungsgrundlagen – die Steuerschuld durch die Berücksichtigung des Verlustabzugs gemindert würde. Innerhalb dieses punktuellen Korrekturspielraums sind zugunsten und zuungunsten des Stpfl. Rechtsfehler i. S. d. § 177 AO zu berichtigen (>BFH vom 27.9.1988 – BStBl 1989 II S. 225).

  • Rücktrag aus verjährtem Verlustentstehungsjahr

    Im Verlustentstehungsjahr nicht ausgeglichene Verluste sind in einen vorangegangenen, nicht festsetzungsverjährten VZ auch dann zurückzutragen, wenn für das Verlustentstehungsjahr selbst bereits Festsetzungsverjährung eingetreten ist (>BFH vom 27.1.2010 – BStBl II S. 1009).

Besondere Verrechnungskreise

Im Rahmen des § 2b, § 15 Abs. 4 Satz 1 und 2 sowie Satz 3 bis 5 und 6 bis 8, § 22 Nr. 2, 3 und § 23 EStG gelten gesonderte Verlustverrechnungsbeschränkungen (besondere Verrechnungskreise) >BMF vom 29.11.2004 (BStBl I S. 1097).

Bindungswirkung

Für nicht feststellungsverjährte Jahre kann ein Verlustvortrag auch dann erstmals gesondert festgestellt werden, wenn für das Verlust-entstehungsjahr kein Einkommensteuerbescheid existiert und auch nicht mehr erlassen werden kann, weil bereits Festsetzungsverjährung eingetreten ist (>BFH vom 13.1.2015 – BStBl II S. 829).

Insolvenzverfahren (Konkurs-/Vergleichs- und Gesamtvollstreckungsverfahren)

Verluste, die der Stpfl. vor und während des Konkursverfahrens erlitten hat, sind dem Grunde nach in vollem Umfang ausgleichsfähig und nach § 10d EStG abzugsfähig (>BFH vom 4.9.1969 – BStBl II S. 726).

Sanierungsgewinn

Ertragsteuerliche Behandlung von Sanierungsgewinnen; Steuerstundung und Steuererlass aus sachlichen Billigkeitsgründen (§§ 163, 222, 227 AO) >BMF vom 27.3.2003 (BStBl I S. 240) unter Berücksichtigung der Änderungen durch BMF vom 5.4.2016 (BStBl I S. 458); zur Anwendung des BMF-Schreibens auf Gewinne aus einer Restschuldbefreiung (§§ 286 ff. InsO) und aus einer Verbraucherinsolvenz (§§ 304 ff. InsO) >BMF vom 22.12.2009 (BStBl 2010 I S. 18).

(Anhang 16 VIII 1)

(Anhang 16 VIII 2)

Verlustabzug bei Ehegatten

>§ 62d EStDV

Verlustabzug in Erbfällen

Verlustvortragsbegrenzung – Beispiel

Zusammenveranlagte Stpfl. (Verlustvortragsbegrenzung; Auswirkung bei Zusammenveranlagung, Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags)

               
      Ehemann   Ehefrau  
  Spalte 1 2 3   4  
  Einkünfte im lfd. VZ aus          
  § 15   1.750.000   1.250.000  
  § 22 Nr. 2 i. V. m. § 23   2.500.000   500.000  
  § 22 Nr. 3   250.000   250.000  
             
  Verbleibender Verlustabzug aus dem vorangegangen VZ          
  nach § 10d Abs. 2   6.000.000   2.000.000  
  § 22 Nr. 2 i. V. m. § 23   500.000   4.500.000  
  § 22 Nr. 3       1.000.000  
             
  Berechnung der S. d. E. im lfd. VZ          
  § 15   1.750.000   1.250.000  
  § 22 Nr. 2 i. V. m. § 23   2.500.000   500.000  
  Verlustvortrag aus dem vorangegangenen VZ          
  Höchstbetragsberechnung          
  S. d. E. § 22 Nr. 2 i. V. m. § 23 3.000.000        
  unbeschränkt abziehbar 2.000.000        
  Verbleiben 1.000.000        
  davon 60 % 600.000        
  Höchstbetrag 2.600.000        
             
  Verhältnismäßige Aufteilung          
  Ehemann:          
  500.000 x 2.600.000            
  5.000.000   260.000        
  Ehefrau:          
  4.500.000 x 2.600.000            
  5.000.000   2.340.000        
  Verlustvortrag max. in Höhe der positiven Einkünfte   260.000   500.000  
  Zwischensumme   2.240.000   0  
  Übertragung Verlustvolumen          
  2.340.000 – 500.000 1.840.000 1.840.000      
  Einkünfte § 22 Nr. 2 i. V. m. § 23   400.000   0  
             
  § 22 Nr. 3   250.000   250.000  
  Verlustvortrag aus dem vorangegangenen VZ          
  max. in Höhe der positiven Einkünfte   250.000   250.000  
  Einkünfte § 22 Nr. 3   0   0  
             
  S. d. E.   2.150.000   1.250.000  
             
  G. d. E.   3.400.000      
  Verlustvortrag § 10d          
  Berechnung Höchstbetrag          
  G. d. E. 3.400.000        
  unbeschränkt abziehbar 2.000.000        
  Verbleiben 1.400.000        
  davon 60 % 840.000        
  Höchstbetrag 2.840.000 2.840.000      
  Verhältnismäßige Aufteilung          
  Ehemann:          

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