OFD Frankfurt, 7.9.2000, S 2221 A - 46 - St II 27

NachR 101 Abs. 1 EStR können unter den dort genannten Voraussetzungen Beiträge der Mitglieder von Religionsgemeinschaften, die mindestens in einem Bundesland als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind, aber während des ganzen Kalenderjahres keine Kirchensteuer erheben, wie Kirchensteuern abgezogen werden.

Ergänzend weise ich auf Folgendes hin:

Bemessungsgrundlage für den Abzug ist nicht die für den betreffenden Veranlagungszeitraum festgesetzte, sondern die in diesem Veranlagungszeitraum tatsächlich gezahlte Einkommensteuer (Differenz zwischen der im Veranlagungszeitraum gezahlten und der erstatteten Einkommensteuer, vgl. Niedersächsisches FG, Urteil vom 27.4.1993, XV 394/90, EFG 1993 S. 781).

Demnach kommt zum Beispiel für den Veranlagungszeitraum 1994 in Hessen ein Abzug freiwilliger Beiträge an die oben genannten Gemeinschaften bis zur Höhe von 9 % der vom Steuerpflichtigen im Jahr 1994

geleisteten Lohnsteuer,
  Einkommensteuervorauszahlungen,
  Einkommensteuernachzahlungen für vorangegangene Jahre und des
gezahlten Kirchgelds
vermindert um etwaige (Einkommensteuer-)Erstattungsbeträge sowie um die Kürzungsbeträge nach § 51a Abs. 2 EStG,

als Sonderausgaben im Sinne von § 10 Abs. 1 Nr. 4 EStG in Betracht.

Diesen Betrag übersteigende Beiträge können unter den Voraussetzungen des § 10b Abs. 1 EStG als Spenden berücksichtigt werden R 101 Abs. 2 EStR).

Als Anlage zu dieser Verfügung ist ein Verzeichnis der in Hessen als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannten Religions- und Weltanschauungsgesellschaften beigefügt. Die Voraussetzungen für den Abzug wie Kirchensteuer sind vom Steuerpflichtigen nachzuweisen oder glaubhaft zu machen. Dies gilt insbesondere für den Nachweis, dass eine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts vorliegt. Soweit ein Steuerpflichtiger den Abzug von freiwilligen Zahlungen an eine der in den Anlagen aufgeführten Religions- bzw. Weltanschauungsgemeinschaften beantragt, gilt dieser Nachweis als erbracht. In Zweifelsfällen bitte ich zu berichten (ggf. telefonisch).

Religionsgemeinschaften in Hessen mit dem Rechtsstatus einer Körperschaft des öffentlichen Rechts

Name der Religions-/Weltanschauungsgemeinschaft Tag der Verleihung sowie Fundstelle im Staatsanzeiger
   
1. Evangelische Kirche  
a) Evangelische Kirche in Hessen und Nassau[1]  
b) Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck[2]  
c) Evangelische Kirche im Rheinland[3]  
   
2. Römisch-katholische Kirche  
a) Diözese Fulda[4]  
b) Diözese Limburg[5]  
c) Diözese Mainz  
d) Erzdiözese Paderborn  
   
3. Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen 17.12.1948
   
4. Jüdische Gemeinden in  
a) Bad Nauheim[6] 23.1.1956
  (StAnz. 1956 S. 126)
b) Darmstadt[7] 10.3.1949
c) Frankfurt/M.[8] 10.3.1949
d) Fulda 16.7.1996
  (StAnz. 1996 S. 3162)
e) Gießen[9] 20.2.1980
  (StAnz. 1980 S. 484)
f) Kassel[10] 23.8.1982
g) Offenbach[11] 3.6.1953
  (StAnz. 1953 S. 1618)
h) Wiesbaden 4.5.1950
  (StAnz. 1950 S. 670)
   
5. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden in  
a1) Allendorf Kreis Gießen 12.7.1955
  (StAnz. 1955 S. 826)
a2) Allendorf Kreis Wetzlar 12.7.1955
  (StAnz. 1955 S. 826)
b) Frankfurt/M. 19.1.1959
  (StAnz. 1959 S. 157)
c) Frankfurt/M. 12.7.1955
(Dreieinigkeitsgemeinde) (StAnz. 1955 S. 825)
d) Frankfurt am Main-Nordwest 3.5.1967
  (StAnz. 1967 S. 653)
e) Kassel-Möncheberg 20.10.1954
  (StAnz. 1954 S. 1090)
f) Kassel-Oberzwehren 20.10.1954
  (StAnz. 1954 S. 1248)
g) Limburg (Johannisgemeinde) 12.7.1955
  (StAnz. 1955 S. 825)
h) Steeden/Lahn (Zionsgemeinde) 12.7.1955
  (StAnz. 1955 S. 825)
i) Wiesbaden 12.7.1955
(Dreieinigkeitsgemeinde) (StAnz. 1955 S. 826)
   
6. Selbständige Evangelische-Lutherische Gemeinden in  
a) Balhorn 7.4.1955
  (StAnz. 1955 S. 498)
b) Berge Unshausen 7.4.1955
  (StAnz. 1955 S. 498)
c) Dreihausen-Heskem 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 995)
d) Frankfurt/M. 4.4.1984
  (StAnz. 1984 S. 995)
e) Homburg 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
f) Kassel 7.4.1955
  (StAnz. 1955 S. 498)
g) Korbach 1866
h) Marburg 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
i) Melsungen 7.4.1955
  (StAnz. 1955 S. 498)
j) Oberursel 29.11.1974
  (StAnz. 1974 S. 2376)
k) Reichelsheim 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
l) Rotenberg/Odenwald 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
m) Sand 7.4.1955
  (StAnz. 1955 S. 498)
n) Usenborn 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
o) Widdershausen 2.6.1955
  (StAnz. 1955 S. 659)
p) Wildeck-Obersuhl 30.6.1998
  (StAnz. 1998 S. 2138)
   
7. Freireligiöse Landesgemeinde Hessen 27.11.1952
  (StAnz. 1998 S. 153)
   
8. Freireligiöse Gemeinden in  
a) Darmstadt 14.5.1969
  (StAnz. 1969 S. 982)
b) Mainz[12] vor 1945
c) Offenbach[13] 27.11.1951
  (StAnz. 1951 S. 153)
d) Rüdesheim 27.11.1951
  (StAnz. 1951 S. 153)
e) Wiesbaden 6.11.1957
  (StAnz. 1957 S. 1203)
   
9. Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirchen 4.9.1973
„Kirchenbezirk Hessen-Süd” (StAnz. 1973 S. 1721)
10. Selbständige Evangelische- Lutherische Kirche 31.5.1974
„Kirchenbezirk Hessen-Nord” (StAnz. 1974 S. 1085)
   
11. Bund Fre...

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