Tipps zur Selbständigkeit in Anwaltskanzleien

Unabhängig davon, ob Sie sich als Einzelkanzlei oder im Rahmen einer Partnerschaft in einer größeren Kanzlei etablieren wollen, erfordert der Schritt in die Selbständigkeit neben organisatorischen auch eine Vielzahl strategischer Überlegungen.

1. Kümmern Sie sich um die Rahmenbedingungen

Auch wenn Sie Ihre Zulassung schon lange in der Tasche haben, fit im Datenschutzrecht sind und die Berufsordnung aus dem Effeff kennen: Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit ändern sich Ihre Rahmenbedingungen nicht nur im Hinblick auf Akquise. Sie müssen sich auch wie nie zuvor um die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen Ihrer Existenz kümmern. Betreiben Sie konsequentes Risikomanagement! Das fängt beim Abschluss neuer Versicherungen an und hört beim Anlegen von Mandantenkonten noch lange nicht auf. Arbeiten Sie effektiv und effizient? Gilt das auch für mögliche Mitarbeiter und Netzwerkpartner? Wie gehen Sie mit Schwächen und Risiken um? Welche Risiken lassen sich vermeiden oder reduzieren? Wo können Sie Herausforderungen delegieren, womit können (und/oder müssen) Sie leben?

2. Erobern Sie eine Marktnische

Sie machen – um nur ein Beispiel zu nennen: Arbeitsrecht. Ein weites Feld. Dennoch ist es verzwickt: Eher oder nur individual oder auch kollektiv Arbeitsrecht? Nur für Arbeitnehmer oder auch/vor allem/ausschließlich für Arbeitgeber national (und international)? Im „gesamten Arbeitsrecht“ werden Sie sich kaum positionieren können – von der Rundumbetreuung als „Einer für alle Rechtsgebiete“ ganz zu schweigen. Nur Ihre ganz spezielle USP-Kombination verhindert Ihre Austauschbarkeit!

Analysieren Sie deshalb Ihren potenziellen Markt genau:

  • Wo liegen Ihre ganz besonderen Interessen und Stärken?
  • Wo lassen sich passende Bereiche mit Wachstumspotenzial oder geringerer Konkurrenz identifizieren?

3. Erstellen Sie einen Geschäftsplan und halten Sie ihn nach

Entscheidend für Ihren Erfolg ist ein gut durchdachter und ständig weiterentwickelter Geschäftsplan. Er sollte Ihre Geschäftsziele ebenso umfassen wie Ihre (potenziellen) Mandanten und andere Stakeholder. Marketingstrategien sollten ebenso enthalten sein wie eine realistische Finanzplanung. Außerdem sollte er langfristige Wachstumsstrategien aufzeigen. Ein entsprechend solider Plan dient nicht nur als Leitfaden für den Start und die Entwicklung Ihrer Kanzlei. Er überzeugt auch potenzielle Investoren und Finanzierungspartner, falls Sie für die Infrastruktur Ihrer Kanzlei mehr Geld benötigen. Außerdem verhindert er, dass Sie später vom Weg abkommen.

4. Bauen Sie sich ein Netzwerk auf und pflegen Sie es

Knüpfen Sie Kontakte zu Kollegen, Mandanten und Multiplikatoren, nicht nur im Umfeld der eigenen Kanzlei. Andere Blickwinkel erweitern den Horizont. Auch Fachleute aus verwandten Branchen bereichern die eigene Expertise, seien es Steuerberaterinnen, IT-Experten oder Complinace-Sachverständige. Sie bringen neben speziellem Fachwissen oft einen ganz neuen, erweiterten Blickwinkel mit. Mitgliedschaften in Berufsverbänden wie der aHa-Kanzleireihe tun ein Übriges, um Ihnen zusätzliche Experten und Tipps zu vermitteln.

5. Seien Sie präsent

Und schließlich: Nehmen Sie regelmäßig an Branchenveranstaltungen wie dem Deutschen Anwaltstag teil. Gehen Sie dorthin, wo Sie potenzielle Mandanten vermuten – sei es zu den Rotariern oder zu einem Vortrag in der örtlichen Handwerkskammer. Pflegen Sie Ihren Social-Media-Auftritt. Und wenn es nur ein schnelles „Like“ auf fremde Beiträge bei LinkedIn ist: Schon das trägt dazu bei, Ihr berufliches Netzwerk zu stabilisieren und Ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.

Oder was meinen Sie? Wie immer freuen wir uns auf Ihre Rückmeldungen!

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