Scrum in der Anwaltskanzlei

Nicht nur der Kanzleinachwuchs ist nach Wirtschaftskrise, Covid-Krise und Ukraine-Krieg auf der Sinnsuche. Flexibler, agiler werden – das hat sich im Rahmen der zu New Work geführten Diskussion zum neuen Ideal entwickelt. Zu Recht?

Scrum als agiles Ideal

Agiles Arbeiten ist „in“. Dabei geht es um ein neues Organisationsmodell mit modernem Mindset, und der viel beschworene Scrum (englisch für Zusammenballung oder Gedränge) gehört zu seinen wichtigsten Elementen.

Ausgangspunkt des Ganzen ist die sogenannte VUCA-Welt, ein Umfeld, das von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz bzw. Ambiguität geprägt ist. Darauf gilt es flexibler und eigenverantwortlicher zu reagieren als bisher. Um dadurch nicht ein großes Durcheinander zu erzeugen, ist für die allseitige Kooperation ein Rahmenwerk zu schaffen. Im Vorgehensmodell des entsprechend „Scrum Framework“ genannten Abschnitts geschieht genau das.

Unterschiedliche Verantwortungen

Um eine tendenziell erst einmal unübersichtliche Gemengelage zu ordnen, kennen Scrum Frameworks unterschiedliche Führungszuständigkeiten. Den Stakeholdern – allen betroffenen bzw. interessierten Dritten – tritt ein Team aus wirtschaftlich, technisch und organisatorisch Verantwortlichen gegenüber. Als dienende Führungskraft fungiert dabei ein sogenannter Scrum Master. Er ist derjenige, der für das konstruktive  Rahmenwerk als solches verantwortlich ist. Den wirtschaftlichen, monetären Erfolg wiederum sichert der Product Owner. Einzig die Entwickler scheren aus diesem denglischen Kanon aus – früher hätte man sie vielleicht die operativ tägigen Qualitätsverantwortlichen genannt.

Events statt Meetings

In bestimmten Zeitabschnitten oder (neudeutsch:) Timeboxen treffen die Beteiligten zusammen. Das wiederum geschieht in Events (oder Ereignissen), nicht etwa in den üblichen Meetings.

Diese Wortwahl unterstreicht, dass es um mehr als um einen gegenseitigen Sachstandsaustausch geht. Es werden nicht nur Ergebnisse und Ideen vorgebracht, es wird unmittelbar während des Events gemeinsam gearbeitet. Das Ganze geschieht im Sprint, einem bestimmten Arbeitsblock von beispielsweise zwei Wochen, der das Voranschreiten verbindlich durchtaktet. In einem sogenannten Sprint Backlog werden die Arbeitsschritte außerdem in kürzere Schritte heruntergebrochen, beispielsweise nach Arbeitstag in einen Daily Scrum.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Tatsächlich ist zügiges, effizientes wie effektives Arbeiten für uns Juristinnen und Juristen seit jeher nichts Neues. Etwas Besonderes ist aber der hohe Strukturierungsgrad, der auch für unsere fristengetriebene Branche nicht uninteressant ist. Zwar kommt das agile Arbeiten in Scrums ursprünglich aus der IT-Welt. Nicht ohne Grund haben sich aber mittlerweile selbst große DAX-„Tanker“ wie BMW, Mercedes oder etwa die Allianz agile Arbeitsformen ins Pflichtenbuch geschrieben. Grund genug, dieses Konzept nicht vom Tisch zu wischen ….

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