Anwälte sollten mehr Wettbewerbsintelligenz entwickeln

Viele der etwa 160.000 Anwälte in Deutschland vernachlässigen die Analyse ihrer unmittelbaren Wettbewerber im Rechtsmarkt. Zwar beobachten die meisten Anwälte ihre Wettbewerber und den Rechtsberatungsmarkt. Allerdings werden die relevanten Markt- und Wettbewerbsinformationen von der breiten Mehrheit nicht in einem System archiviert und noch viel weniger weitergehend analysiert. Ein Fehler!

Dieser "Blindflug" erstaunt um so mehr, da diese Marktdaten für die strategische Ausrichtung und Positionierung jeder Anwaltskanzlei eigentlich unverzichtbar sind.

Bedarf für viele Rechtsgebiete dort doppelt und dreifach gedeckt

Dass sich zahlreiche Anwälte trotz des starken Wettbewerbsdrucks schwer damit tun, von ihrem beruflichen Selbstverständnis her als Unternehmer zu agieren und damit betriebswirtschaftliches Basiswissen anzuwenden, ist eine Schwachstelle in dieser Branche. Und es erklärt,  warum, wie allein der Blick in die Gelben Seiten der Großstädte zeigt, der Bedarf für viele Rechtsgebiete dort doppelt und dreifach gedeckt ist.

Wettbewerbsanalyse vor allem für junge Anwälte wichtig

Eine genaue Analyse des geplanten Standortes sollten aber auch Berufsanfänger durchführen, von denen nur eine Minderheit vom Start weg von den Einnahmen aus der Anwaltstätigkeit ordentlich leben kann. 

Eine wesentliche Ursache: Die jungen Anwälte wissen nicht, wie sie sich im Markt positionieren sollen. Ihnen fehlt ein Gen, das erfolgreiche Anwaltsunternehmer auszeichnet: die Wettbewerbsintelligenz.

Kanzleistrategien auskundschaften

Besonders interessant und wichtig ist es dabei, die Strategie der Hauptkonkurrrenten vor Ort in Erfahrung zu bringen und sich näher mit Stärken und Schwächen der Positionierung der Konkurrenz zu beschäftigen.

In diesem Zusammenhang sind natürlich die Spezialisierungen der Konkurrenten wichtig. Gut zu wissen ist auch, wer ihre Mandanten sind, welche Stundensätze sie aufrufen, welches Marketing sie betreiben, welchen Ruf sie genießen und welche Ziele sie haben.

Warum überhaupt den Wettbewerb beobachten?

Natürlich sollte sich jeder Anwalt auf die eigenen Stärken konzentrieren. Aber die verpuffen leicht, wenn die Nachfrage aufgrund erdrückend hoher Konkurrenz gleich Null ist.

Mit der besseren Marktpositionierung kommen auch die eigenen Vorzüge besser zur Geltung und lassen sich Chancen und Risiken der Selbstständigkeit besser abschätzen. Auch für etablierte Kanzleien lohnt der Aufbau von mehr Wettbewerbssinn, lassen sich aus den Erkenntnissen doch Frühwarnsysteme entwickeln, die dann Alarm auslösen, wenn die Konkurrenz zu stark punktet und man selber schwächelt. Last but not least lassen Wettbewerbsanalysen Rückschlüsse auf die Zufriedenheit der eigenen Mandanten und der Klienten der Wettbewerber zu.

Fazit

Keine Frage: Zu wissen, in welche Richtung konkurrierende Anwälte hinsteuern, welche Umsätze sie machen, wie viel finanzielle Polster sie haben - das alles sind wichtige Parameter, um die eigene berufliche Zukunft mit den richtigen strategischen Antworten zu sichern. Im Übrigen reicht die Wettbewerbsbeobachtung allein natürlich nicht aus. Vielmehr müssen deren Ergebnisse mit einer Analyse der potenziellen Mandanten in der jeweiligen Region in Beziehung gesetzt werden.