Rz. 133

Eine uneingeschränkte Beiordnung kann auch nicht dahin ausgelegt werden, dass darin eine Einschränkung enthalten sein müsste bzw. der Beiordnungsantrag eines auswärtigen Rechtsanwalts kann nicht (mehr) so verstanden werden, dass der Antrag gleichzeitig einen Verzicht auf Reisekosten darstellt.[268] Die frühere Rechtsprechung des BGH,[269] dass der Beiordnungsantrag eines auswärtigen Rechtsanwalts das Einverständnis zur eingeschränkten Beiordnung enthält, ändert daran nichts.[270] Da nach geltender Rechtslage die notwendigen Reisekosten grundsätzlich zu erstatten sind, kann nicht mehr unterstellt werden, dass der Beiordnungsantrag des auswärtigen Rechtsanwalts einen konkludenten Verzicht auf die Reisekosten enthält (vgl. dazu § 46 Rdn 21). Bei einer uneingeschränkten Beiordnung des auswärtigen Rechtsanwalts kann im Festsetzungsverfahren auch nicht darauf verwiesen werden, dass eine Beiordnung zu den Bedingungen eines ortsansässigen Anwalts oder mit der Maßgabe, dass Reisekosten nur bis zu dem Betrag erstattet werden, der bei zusätzlicher Beiordnung eines Verkehrsanwalts angefallen wäre, kostengünstiger gewesen wäre.[271]

 

Rz. 134

Hatte der auswärtige Rechtsanwalt jedoch sein Einverständnis mit einer eingeschränkten Beiordnung erklärt bzw. sich mit der Beiordnung zu den Bedingungen eines ortsansässigen Anwalts einverstanden erklärt, ist die Einschränkung aber (versehentlich) nicht in den Beschluss aufgenommen worden, ist ausnahmsweise eine Überprüfung durch den Urkundsbeamten nicht ausgeschlossen.[272]

[268] OLG Düsseldorf AGS 2014, 196 = NJW-Spezial 2014, 253; OLG Brandenburg AGS 2009, 237 = MDR 2009, 175; OLG Celle Rpfleger 2007, 403; OLG Düsseldorf Rpfleger 2004, 709; KG MDR 2004, 474; OLG Oldenburg FamRZ 2003, 107; a.A. OLG Naumburg 13.10.2011 – 3 WF 282/11; OLG Karlsruhe FamFR 2010, 541; OLG Rostock FamRZ 2009, 1235; OLG Karlsruhe NJW 2005, 2718; OLG Hamm FamRZ 2000, 1227; OLG Hamburg FamRZ 2000, 1227; OLG Brandenburg FamRZ 2000, 1375.
[270] Vgl. dazu OLG Naumburg AGS 2009, 75 = MDR 2009, 234; OLG Nürnberg AGS 2008, 457 = MDR 2008, 112; a.A. OLG Naumburg 13.10.2011 – 3 WF 282/11; OLG Karlsruhe FamFR 2010, 541; OLG Rostock FamRZ 2009, 1235.
[271] LAG Rheinland-Pfalz 27.10.2006 – 9 Ta 193/06; a.A. OLG Stuttgart FamRZ 2005, 2007; OLG Hamm AGS 2005, 353 = MDR 2005, 538; OLG Naumburg OLGR Naumburg 2001, 486, OLGR Naumburg 2002, 310, noch zu § 126 Abs. 1 S. 2 BRAGO.
[272] OLG Dresden AGS 2009, 451 = JurBüro 2009, 368; OLG Düsseldorf AGS 2004, 296 = Rpfleger 2004, 709; OLG Düsseldorf JurBüro 1993, 689; OLG München Rpfleger 2002, 159.

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