Rn 2

§ 829 betrifft nach seinem Wortlaut lediglich Fälle der §§ 823–826. Weitgehende Einigkeit besteht aber darüber, dass die Vorschrift auch für die Modifikationen dieser Haftungstatbestände in §§ 830 ff, also insb für §§ 831, 833 2, 834, 836–838 (Hamm VersR 77, 531, 532) sowie für §§ 844 f (RGZ 94, 220, 221 f) gilt (zB MüKo/Wagner § 829 Rz 4 mwN; NK-BGB/Katzenmeier § 829 Rz 2). Wenn man §§ 827 f auch für Gefährdungshaftung, die auf einer Haltereigenschaft beruht, heranzieht (§ 827 Rn 2), ist § 829 ebenso anzuwenden (so auch zB MüKo/Wagner § 829 Rz 4; NK-BGB/Katzenmeier § 829 Rz 2; Erman/Wilhelmi § 829 Rz 1; aA Waldkirch Zufall und Zurechnung im Haftungsrecht 18, 195). Nicht anwendbar ist § 829 auf vertragliche Ansprüche (Umkehrschluss aus § 276 I 2, s insb Deutsch JZ 64, 86, 89; Böhmer NJW 67, 865; MüKo/Wagner § 829 Rz 6 mwN; aA insb Weimar MDR 65, 263 f). Str ist die Anwendung bei Anspruchskonkurrenz: Beim Zusammentreffen mit einem Vertragsanspruch sollte § 829 bei Deliktsansprüchen iS einer echten Anspruchskonkurrenz angewandt und nicht die Deliktshaftung durch das Vertragsrecht modifiziert werden (str, wie hier zB MüKo/Wagner § 829 Rz 6; Soergel/Spickhoff § 829 Rz 6; NK-BGB/Katzenmeier § 829 Rz 3; Böhmer NJW 67, 865; aA zB BeckOK/Spindler § 829 Rz 10 f; Erman/Wilhelmi § 829 Rz 1), bei Konkurrenz mit Gefährdungshaftung ist § 829 auch anwendbar (BGHZ 23, 90, 98 f; 127, 186, 193; MüKo/Wagner § 829 Rz 4), aber wohl nur ausnahmsweise (s Soergel/Spickhoff § 829 Rz 7). IRd § 254 ist § 829 als Konsequenz der Heranziehung der §§ 827 f analog anzuwenden (zB BGHZ 37, 102, 106; NJW 69, 1762; 73, 1795; MüKo/Wagner § 829 Rz 5; NK-BGB/Katzenmeier § 829 Rz 2); ob die Mithaftung eines geschädigten Kindes wegen seines Anspruchs gegen die Eltern aus § 832 entfällt, ist str (dagegen zB Celle NJW 69, 1632, 1633; Grüneberg/Sprau § 829 Rz 1; dafür zB BeckOK/Spindler § 829 Rz 12); der besondere Regelungszweck des § 829 spricht eher für eine Anwendung. Weiterhin wird § 829 auf folgende Fälle ausgedehnt: Fehlen einer Handlung als Anknüpfungspunkt für einen Deliktstatbestand, sofern noch irgendein tatsächlicher Ansatzpunkt für die Zurechnung des Verhaltens gegeben ist (RGZ 146, 213, 215; BGHZ 23, 90, 98 f; aA Esser/Weyers § 55 III 2), fehlende Steuerungsfähigkeit (und damit kein Verschulden) eines an sich verschuldensfähigen Minderjährigen (BGHZ 39, 281, 284 f; dagegen Böhmer MDR 64, 278, 280), nicht hingegen Verhalten eines Zurechnungsunfähigen, das auch einen Zurechnungsfähigen nicht zum Ersatz verpflichten würde, zB wegen Beachtung der erforderlichen Sorgfalt (RGZ 146, 213, 215 f; BGH NJW 62, 2201, 2202 [BGH 26.06.1962 - VI ZR 152/61]; NK-BGB/Katzenmeier § 829 Rz 5) und auch keine analoge Anwendung iRd § 5 II StrEG (KG BeckRS 22, 6008).

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