Rn 15

Der Kl braucht den Gerichtskostenvorschuss nicht von sich aus mit der Klage bzw dem Mahnbescheidsantrag einzuzahlen, sondern er kann die Aufforderung durch das Gericht abwarten (BGH NJW 15, 3101 Rz 19 mN; NJW 16, 568 Rz 13; NJW-RR 16, 650 Rz 13). Bleibt eine Aufforderung aus, muss der Kl allerdings innerhalb von 3 Wochen nachfragen, einzahlen oder einen Antrag nach § 14 GKG stellen (BGHZ 69, 361, 364 = NJW 78, 215, 216; NJW-RR 92, 470; NJW 16, 568 Rz 13; anders bei gleichzeitiger Einreichung eines PKH-Antrags, BGH WM 14, 2314 Rz 16). Nach Aufforderung muss der Kl idR binnen einer Woche den Vorschuss einzahlen (BGH NJW-RR 16, 650 [BGH 26.02.2016 - V ZR 131/15] Rz 13; BGH MDR 18, 177 Rz 9). Maßgeblich ist letztlich, um wie viele Tage sich die Klagezustellung infolge nachlässigen Verhaltens des Klägers verzögert (BGH NJW 15, 2666 [BGH 10.07.2015 - V ZR 154/14] Rz 6 mN; NJW 15, 3101 Rz 19). Individuelle Besonderheiten können dabei berücksichtigt werden (BGH Urt v 29.9.17 aaO; vgl auch Hamm NJW 77, 2364 für eine größere Behörde). Wird die Gerichtskostenvorschussrechnung dem Anwalt zur Vermittlung der Zahlung zugesandt, ist der für die Prüfung der Kostenforderung und deren Weiterleitung an die Partei erforderliche Zeitaufwand dieser nicht als Zustellungsverzögerung anzulasten (BGH MDR 18, 177 [BGH 29.09.2017 - V ZR 103/16] Rz 13f). Auf eine Vorschusszahlung durch seinen Rechtsschutzversicherer darf der Kl nicht untätig warten (BGH VersR 68, 1062, 1063; Saarbr OLGR 08, 557). Eine Verzögerung, die durch die Zahlung mittels Scheck eingetreten ist, ist unschädlich (BGH NJW-RR 93, 429 [BGH 02.12.1992 - IV ZR 268/91]). Die Zustellung der Klage in einem anderen EU-Mitgliedstaat erfolgt ›demnächst‹, wenn der Kläger sie mit einer durch das Gericht einzuholenden Übersetzung beantragt und den vom Gericht angeforderten Auslagenvorschuss unverzüglich einzahlt (BGH NJW 21, 1598 [BGH 25.02.2021 - IX ZR 156/19] Rz 39). Zum Eintritt der PKH-Bedürftigkeit nach Zahlungsaufforderung s BGH NJW 15, 3101 [BGH 03.09.2015 - III ZR 66/14].

 

Rn 16

Mängel der Klageschrift, die die Zustellung verzögern, beruhen idR auf einem Versäumnis des Klägers. Das gilt etwa für die Angabe eines falschen Vornamens (BGH NJW 92, 1820, 1822) oder einer falschen Adresse (BGH FamRZ 88, 1154; MDR 15, 1284). Etwas anderes gilt, wenn der Irrtum auf einem Verhalten des Beklagten beruht (BGH NJW 88, 411, 413 [BGH 15.06.1987 - II ZR 261/86]) oder wenn der Kl mit einer Anschriftenänderung des Beklagten nicht zu rechnen brauchte (BGH NJW 93, 2614, 2615). Das Nichtbeifügen der erforderlichen (beglaubigten) Abschriften ist nachlässig (BGH VersR 74, 1106; Karlsr WM 15, 1816). Soll die Klage im Ausland zugestellt werden, braucht der Kl die erforderlichen weiteren Exemplare der Klageschrift nicht beizufügen und die förmliche Zustellung zu beantragen (BGH NJW 03, 2830 [BGH 11.07.2003 - V ZR 414/02]; aA Brand NJW 04, 1138, 1139f). Zu einem vorgeschalteten PKH-Verfahren vgl § 204 I Nr 14 Hs 2 BGB. Für die Einlegung der Beschwerde gegen die Verweigerung der PKH darf der Kl die Monatsfrist des § 127 II 3 ausschöpfen (BGH NJW 12, 612 [BGH 30.11.2011 - IV ZR 143/10] – unter Aufgabe früherer abweichender Rspr).

 

Rn 17

Die Rückfrage des Gerichts wegen einer fehlenden Streitwertangabe ist nicht vorwerfbar (BGH NJW 72, 1948, 1949 [BGH 06.04.1972 - III ZR 210/69]), es sei denn, dass der Zeitraum, der bei zügiger Bearbeitung erforderlich ist, um mehr als 14 Tage überschritten wird (BGH NJW 94, 1073). Verzögerungen durch unnötige Rückfragen des Gerichts sind dem Kl nicht vorzuwerfen (BGH NJW 84, 242 [BGH 29.09.1983 - VII ZR 31/83]). Der ProzBev kann sich zur Beantwortung von Anfragen des normalen Postwegs bedienen; eine telefonische Beantwortung ist nicht erforderlich (BGH VersR 92, 433).

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