Für das Entstehen der zusätzlichen Verfahrensgebühr Nr. 4141 VV im Revisionsverfahren gelten grds. die allgemeinen Regeln.[48]

Für das Revisionsverfahren ist insbesondere von Bedeutung, dass auch durch eine ggf. im Revisionsverfahren noch erfolgende Einstellung das Verfahren insgesamt erledigt sein muss. Daher führt die Teileinstellung wegen einer einzelnen von mehreren Taten, z.B. nach § 154 StPO durch das Revisionsgericht, nicht zur Verfahrensgebühr gem. Anm. Abs. 1 S. 1 Nr. 1 zu Nr. 4141 VV.[49] Nachdem durch das "Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens" vom 17.8.2017[50] nun auch im Revisionsverfahren die Vorschrift des § 153a StPO anwendbar ist, ist darauf hinzuweisen, dass Nr. 4141 VV nicht angewendet wird, solange die Auflage nicht erfüllt ist.[51]

Nach Anm. Abs. 1 S. 1 Nr. 3 zu Nr. 4141 VV fällt die zusätzliche Verfahrensgebühr an, wenn der Verteidiger die Revision – rechtzeitig – zurücknimmt und es daher nicht (mehr) zu einer Hauptverhandlung im Revisionsverfahren kommt. In Rspr. und Lit wird allerdings darum gestritten, ob im Revisionsverfahren noch weitere Voraussetzungen für das Entstehen der Gebühr gem. Anm. Abs. 1 Nr. 3 zu Nr. 4141 VV vorliegen müssen. Von der inzwischen wohl h.M. wird dazu angenommen, dass es für das Entstehen der Verfahrensgebühr erforderlich sei, dass Revisions-Hauptverhandlung anberaumt ist bzw. zumindest konkrete Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, dass eine Hauptverhandlung durchgeführt worden wäre, wenn nicht die Revision zurückgenommen worden wäre.[52] Teilweise wird in der Rspr. der OLG zwar nicht die Anberaumung eines Hauptverhandlungstermins verlangt, aber darauf abgestellt, dass die Gebühr nach Anm. Abs. 1 S. Nr. 3 zu Nr. 4141 VV nicht entsteht, wenn die Revision nicht zumindest bereits begründet worden war.[53] Eine dritte Auffassung geht schließlich vom Wortlaut aus und macht das Entstehen der Gebühr nicht von weiteren Voraussetzungen abhängig.[54]

Zutreffend ist die Auffassung, die auf den Wortlaut der Vorschrift abstellt.[55] Der Verteidiger muss sich jedoch auf die o.a. abweichende h.M. einstellen. Deshalb sollte er auf jeden Fall sofort bei Einlegung der Revision diese auch, und zwar zumindest mit der allgemeinen Sachrüge, begründen. Dann kann bei einer späteren Rücknahme zumindest die fehlende Begründung dem Entstehen der Befriedungsgebühr nach Anm. Abs. 1 Nr. 3 zu Nr. 4141 VV nicht entgegengehalten werden.

Der o.a. Streit hat keine Bedeutung, wenn es um die Rücknahme der von der Staatsanwaltschaft eingelegten Revision geht, zu der der Verteidiger bereits Stellung genommen hatte. Dann wird die Verfahrensgebühr i.d.R. entstehen wird, da im Fall der Revision der Staatsanwaltschaft i.d.R. eine Hauptverhandlung stattfindet.[56]

[48] Vgl. dazu Burhoff, RVGreport 2015, 3; Ders., RVGreport 2015, 42.
[49] LG Bad Kreuznach AGS 2011, 435 = RVGreport 2011, 226 = StRR 2011, 282 für die teilweise Nichteröffnung; AnwK-RVG/N. Schneider, a.a.O., VV 4141 Rn 26; Burhoff/Volpert/Burhoff, a.a.O., Nr. 4141 VV Rn 50; N. Schneider, DAR 2011, 488, 489.
[50] BGBl I, 3202.
[51] AnwK-RVG/N. Schneider, a.a.O., VV 4141 Rn 40; Gerold/Schmidt/Burhoff, a.a.O., VV 4141 Rn 16, 19; Burhoff, RVGreport 2015, 42, 43; inzidenter BGH NJW 2011, 3166 = AGS 2011, 419 m. teilweise krit. Anm. N. Schneider = StRR 2011, 357 = VRR 2011, 358 = zfs 2011, 524 m. teilw. abl. Anm. Hansens = RVGreport 2011, 385 = DAR 2011, 612 m. Anm. N. Schneider = JurBüro 2011, 584; OLG Celle AGkompakt 2018, 98; AG Bochum RVGreport 2017, 180; AG Hannover RVGreport 2018, 458 = AGS 2018, 561.
[52] Aus der Rspr. der Obergerichte u.a. KG, Beschl. v. 4.5.2006 – 4 Ws 57/06; OLG Brandenburg AGS 2007, 403 = JurBüro 2007, 484; OLG Braunschweig Nds.Rpfl. 2012, 42; OLG Celle, Beschl. v. 20.5.2019 – 2 Ws 141/19, StraFo 2019, 394; OLG Düsseldorf JurBüro 2008, 85; OLG Hamburg RVGreport 2008, 340; OLG Hamm (4. Strafsenat) StraFo 2006, 474 = AGS 2006, 548 = JurBüro 2006, 519 = NStZ-RR 2007, 160; OLG Jena, Beschl. v. 30.11.2006 – 1 Ws 254/06; OLG Koblenz, Beschl. v. 15.5.2008 – 1 Ws 229/08; OLG Köln AGS 2008, 447 = RVGreport 2008, 428 = StRR 2009, 239; OLG München NStZ-RR 2013, 64 = AGS 2013, 174 = StRR 2012, 403 (Ls.); OLG Rostock JurBüro 2012, 301 (Ls.); OLG Saarbrücken JurBüro 2007, 28; OLG Stuttgart RVGreport 2007, 190 = StRR 2007, 78 = JurBüro 2007, 200 = AGS 2007, 402; OLG Zweibrücken AGS 2006, 74; JurBüro 2007, 28; LG Limburg RVGreport 2018, 340 = JurBüro 2018, 357; LG Potsdam JurBüro 2013, 586 = Rpfleger 2013, 648 = RVGreport 2014, 71 = AGS 2014, 17; wegen weiterer Nachw. Gerold/Schmidt/Burhoff, a.a.O., VV 4141 Rn 38; Burhoff/Volpert/Burhoff, a.a.O., Nr. 4141 VV Rn 72 ff.
[53] S. z.B. KG AGS 2005, 434 m. Anm. N. Schneider = RVGreport 2005, 352 = JurBüro 2005, 533; OLG Bamberg, Beschl. v. 22.3.2006 – 1 Ws 142/06; OLG Braunschweig AGS 2006, 232 = RVGreport 2006, 228; OLG Hamm StraFo 2006, 433 = AGS 2006, 600; OLG München, Beschl. v. 11.2.2008 – 4 Ws 008/08 (K); OLG Nürnberg StRR 2010, 443 (Ls.).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge