Welchen Einfluss der Umstand hat, dass dem Kostenschuldner, gegen den der auf die Landeskasse übergegangene Betrag geltend gemacht wird (hier: gegen den Antragsteller), PKH oder VKH bewilligt worden ist, ist seit jeher sowohl zu § 59 RVG als auch zur Vorgängerregelung in § 130 BRAGO umstritten:

Nach einer Auffassung steht der Geltendmachung des Forderungsübergangs nicht entgegen, dass dem erstattungspflichtigen Gegner PKH bzw. VKH bewilligt worden ist (so BGH JurBüro 1997, 648 = NJW-RR 1998, 70 zu § 130 BRAGO; OLG Dresden FamRZ 2010, 583; OLG Karlsruhe FamRZ 2005, 2002; OLG Zweibrücken FamRZ 2008, 2140; OLG Köln NJW-RR 2004, 439; OLG Nürnberg FamRZ 2019, 1080; OLG Hamm AGS 2017, 237 = RVGreport 2017, 136 [Hansens]; OLG Celle Nds. Rpfl. 2014, 275, OLG Nürnberg FamRZ 2019, 1080; Thomas/Putz/Seiler, ZPO, 43. Aufl., § 122 ZPO Rn 1; Zöller/Schultzky, ZPO, 33. Aufl., 2021, § 122 ZPO Rn 5; AnwKomm-RVG/Fölsch/Volpert, 9. Aufl., 2021, § 59 Rn 51).
Nach der Gegenauffassung kann die Staatskasse den auf sie übergegangenen Anspruch gegen den erstattungspflichtigen Gegner, dem ebenfalls PKH bzw. VKH bewilligt worden ist, nur unter Berücksichtigung der von dem Prozessgericht im Rahmen der PKH-/VKH-Bewilligung getroffenen Anordnungen geltend machen (so bisher OLG München JurBüro 2001, 310 und AGS 2014, 84 = RVGreport 2013, 435 [Hansens]; OLG Hamburg JurBüro 1983, 612; OLG Braunschweig JurBüro 1990, 508, beide vorgenannten Gerichte zu § 130 BRAGO). Ist dem Gegner ratenfreie PKH/VKH bewilligt worden, kann auch die Staatskasse den auf sie übergegangenen Anspruch nicht gegen ihn geltend machen.

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