Rz. 592

 

Hinweis

Dazu auch in Kapitel 16 (siehe § 16 Rn 32 ff.).

 

Rz. 593

Nach § 127 AFG n.F. erfolgt der Forderungsübergang auf die Arbeitsverwaltung wie bei § 116 SGB X im Unfallzeitpunkt oder aber später mit der ersten Beitragsentrichtung. Die frühere Rechtslage (§ 127 a.F. AFG), wonach der Rechtsübergang erst mit Bewilligung der Leistung erfolgte, gilt seit dem 1.7.1983 nicht mehr fort.[378]

 

Rz. 594

Auch soweit der Verletzte im Unfallzeitpunkt noch nicht beitragspflichtig zur Arbeitslosenversicherung war (z.B. Unfälle von Kindern, Schülern und Studenten; andere nicht-sozialversicherungspflichtige Personen wie Beamte), ist ein Forderungsübergang auf die Bundesagentur für Arbeit für solche Leistungen, die nicht von vorheriger Beitragszahlung abhängig sind, trotz vorangegangener Abfindung des unmittelbar Verletzten unter bestimmten Voraussetzungen möglich, insbesondere dann, wenn bereits zum Zeitpunkt des Abfindungsvergleiches künftige Reha-Leistungen ernsthaft in Betracht zu ziehen waren (siehe § 7 Rn 70 f.; § 11 Rn 66 f.).[379]

 

Rz. 595

Der frühe Forderungsübergang beschränkt sich allerdings auf diejenigen Leistungen der Arbeitsverwaltung, die nicht von vorheriger Beitragszahlung abhängig sind (z.B. Weiterbildung, Umschulung). Soweit Leistungen die vorherige Beitragsentrichtung voraussetzen (z.B. Arbeitslosengeld), erfolgt der Forderungsübergang nicht vor Zahlung des ersten Beitrages an die Arbeitslosenversicherung.[380]

 

Rz. 596

Da der Forderungsübergang auf die Arbeitsverwaltung zu einem Zeitpunkt erfolgt, den in der Praxis eigentlich niemand voraussehen kann ("Orakel")[381], ist die außergerichtliche Regulierung von Unfallschäden für den Schadenersatzleistenden mit einem erheblichem Risiko behaftet, wenn beide Parteien (Verletzter, Ersatzpflichtiger) eine in die Zukunft gerichtete Erledigung gemeinsam anstreben oder der Verletzte auf einer Kapitalisierung besteht. Ähnliche Probleme bereitet der Forderungsübergang auf den SHT (siehe Rn 1123 f.; § 16 Rn 14 ff.).

[378] BGH v. 20.9.1994 – VI ZR 285/93 – BGHZ 127, 120 = BB 1995, 50 (nur Ls.) = DAR 1994, 493 = HVBG-Info 1995, 180 = MDR 1995, 366 = NJW 1994, 3097 = NZV 1994, 476 = r+s 1995, 19 = SP 1995, 9 = VersR 1994, 1450 = zfs 1994, 441, BGH v. 19.9.1989 – VI ZR 344/88 – BB 1990, 216 (nur Ls.) = BGHZ 108, 296 = DB 1990, 1472 = MDR 1990, 144 = NJW 1989, 3158 = NJW-RR 1990, 37 = NZV 1990, 22 = r+s 1989, 402 (nur Ls.) = VersR 1989, 1212 = VRS 78, 36 = zfs 1989, 407 (Vorinstanz OLG München v. 15.11.1988 – 5 U 6246/87 – VersR 1990, 544 = zfs 1990, 225).
[379] Siehe dazu im Einzelnen: BGH v. 20.9.1994 – VI ZR 285/93 – BB 1995, 50 (nur Ls.) = DAR 1994, 493 = MDR 1995, 366 = NJW 1994, 3097 = r+s 1995, 15 = SP 1995, 9 = VersR 1994, 1450 = zfs 1994, 441.
[380] BGH v. 24.4.2012 – VI ZR 329/10 – GesR 2012, 475 = jurisPR-SozR 13/2012 Anm. 6 (Anm. Dahm) = jurisPR-VerkR 14/2012, Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2012, 840 = NJW 2012, 3639 (Anm. Giesen NJW 2012, 3609) = NJW-Spezial 2012, 394 = NZS 2012, 752 (nur Ls.) = NZV 2012, 577 (Anm. Dahm NZV 2012, 575) = r+s 2012, 414 = SP 2012, 284 = VersR 2012, 924 = VRS 123, 167.
[381] Ein später angerufenes Gericht hat es hier mit seiner späteren Rückschau natürlich einfach.

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