Rz. 68

 

Zum Thema

Jahnke/Thinesse-Wiehofsky, Unfälle mit Kindern und Arzthaftung bei Geburtsschäden, 1. Aufl. 2013, §2 Rn 163ff., 316ff.

 

Rz. 69

Bei Schwerverletzten ist der SHT häufig zuständig für die Unterbringung des Geschädigten in einer beschützenden Werkstatt (näher dazu siehe §4 Rn 814; ergänzend zu §179 Ia SGB VI siehe §4 Rn 1778).

 

Rz. 70

Soweit dieses unfallkausal geschieht, erfolgt der Forderungsübergang (§116 SGB X) nicht stets im Unfallzeitpunkt, sondern erst dann, wenn mit der Leistungspflicht des SHT ernsthaft zu rechnen ist ("Orakel").[44] Die Voraussehbarkeit muss sich auch auf die Bedürftigkeit erstrecken.[45]

 

Rz. 71

Nach den konkreten Einzelfallumständen können Sozialleistungen zwar bereits im Unfallzeitpunkt ernsthaft in Betracht zu ziehen sein. Diese Umstände können sich aber auch erst im weiteren Verlauf der Schadenabwicklung (wenn z.B. eine die Sicherheit des Arbeitsplatzes bedrohende Verschlimmerung der Verletzungen anfangs noch gar nicht erkennbar bzw. vorhersehbar ist[46]) zeigen, u.U. auch erst nach Abschluss des Regulierung mit dem unmittelbar Anspruchsberechtigten (siehe auch §11 Rn 66f.).[47]

 

Rz. 72

Für den Schwerverletzten werden Sozialversicherungsbeiträge, insbesondere aber Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung abgeführt. Hiermit wird eine eigene Rentenversorgung für Erwerbsminderung und im Alter aufgebaut, die schadenrechtlich Berücksichtigung findet. Dieser Schutz gilt auch für Personen, die vor dem 1.7.1983 verletzt wurden.[48]

[44] BGH v. 24.4.2012 – VI ZR 329/10 – GesR 2012, 475 = jurisPR-SozR 13/2012 Anm. 6 (Anm. Dahm) = jurisPR-VerkR 14/2012, Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2012, 840 = NJW 2012, 3639 (Anm. Giesen NJW 2012, 3609) = NJW-Spezial 2012, 394 = NZS 2012, 752 (nur Ls.) = NZV 2012, 577 (Anm. Dahm NZV 2012, 575) = r+s 2012, 414 = SP 2012, 284 = VersR 2012, 924 = VRS 123, 167; BGH v. 4.3.1997 – VI ZR 243/95 – MDR 1997, 937 = NJW 1997, 2943 = NZV 1997, 302 = r+s 1997, 371 = SP 1997, 245 = VersR 1997, 751 = VRS 97, 269 = zfs 1997, 250; BGH v. 9.7.1996 – VI ZR 5/95 – BGHZ 133, 192 = EWiR 1996, 899 (nur Ls.) (Anm. Plagemann) = FamRZ 1996, 1211 (nur Ls.) = HVBG-Info 1996, 2315 = JR 1997, 192 (Anm. Schmitt) = MDR 1996, 1120 = NJW 1996, 2933 = NJW-RR 19966, 1365 (nur Ls.) = NVwZ 1996, 1245 (nur Ls.) = NZV 1996, 445 = r+s 1996, 398 = SGb 1997, 343 (Anm. Wank) = SP 1996, 345 = VerkMitt 1997, Nr. 44 = VersR 1996, 1258 (Anm. Rischar VersR 1998, 27) = VRS 92, 93 = WI 1996, 171; BGH v. 25.6.1996 – VI ZR 117/95 – NJW 1996, 2508 = NZV 1996, 402 = r+s 1996, 404 = SP 1996, 312 = VersR 1996, 1126 = zfs 1996, 140; BGH v. 13.2.1996 – VI ZR 318/94 – BGHZ 132, 39 = DAR 1996, 357 = JR 1996, 505 (Anm. Fuchs) = LM BGB §844 Abs. 2 Nr. 93 = MDR 1996, 799 = NJW 1996, 1674 = NJWE-VHR 1996, 110 = NVwZ 1996, 824 (nur Ls.) = NZV 1996, 229 = r+s 1996, 311 = SGb 1996, 328 = SP 1996, 168 = VersR 1996, 649 = VRS 91, 267; BGH v. 12.12.1995 – VI ZR 271/94 – BGHZ 131, 274 = FamRZ 1996, 279 = HVBG-Info 1996, 516 = JR 1997, 14 (Anm. Müller/Steinmeyer) = MDR 1996, 799 = NJW 1996, 726 = NJW-RR 1996, 1306 = NVwZ 1996, 515 (nur Ls.) = NZV 1996, 110 = r+s 1996, 102 = SP 1996, 79 = VersR 1996, 349 = VRS 90, 358 = WI 1996, 34 = zfs 1996, 90; BGH v. 20.9.1994 – VI ZR 285/93 – BB 1995, 50 (nur Ls.) = DAR 1994, 493 = MDR 1995, 366 = NJW 1994, 3097 = r+s 1995, 15 = SP 1995, 9 = VersR 1994, 1450 = zfs 1994, 441; siehe auch BGH v. 16.10.2007 – VI ZR 227/06 – BGHReport 2008, 1162 = FamRZ 2008, 35 = MDR 2008, 209 = r+s 2008, 83 = VersR 2008, 275 = VRS 114, 229.
[45] OLG Hamm v. 17.8.2009 – I-13 U 109/08, 13 U 109/08 – VersR 2010, 1058 (Der gesetzliche Forderungsübergang auf einen Sozialhilfeträger erfolgt erst, sobald infolge des schädigenden Ereignisses aufgrund konkreter Anhaltspunkte, auch für die Bedürftigkeit der geschädigten Person, mit der Leistungspflicht des Sozialhilfeträgers ernsthaft zu rechnen ist. Durch einen zwischen dem Geschädigten und dem Haftpflichtversicherer des Schädigers geschlossenen Abfindungsvergleich und infolge der Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Vergleichs- und Abfindungserklärung mit der Leistungspflicht des Sozialhilfeträgers noch nicht ernsthaft zu rechnen war, ist der Anspruchsübergang auf den Sozialhilfeträger ausgeschlossen. Neben den Zahlungen, die dem Verletzten bis zur Abfindungserklärung mit Schadenersatzpflichtigen zugeflossen sind, bezog und bezieht diese eine monatliche BG-Rente und daneben die monatlichen Zahlungen, zu denen sich der Schädiger verpflichtet hat. Es ist davon auszugehen, dass der Verletzte hierdurch in ähnlicher Weise seinen Lebensunterhalt bestreiten kann wie dies der Fall gewesen wäre, wenn er seine Ausbildung zum Schlosser hätte abschließen und in das Berufsleben hätte eintreten können.).
[46] BGH v. 20.9.1994 – VI ZR 285/93 – BB 1995, 50 (nur Ls.) = DAR 1994, 493 = MDR 1995, 366 = NJW 1994, 3097 = r+s 1995, 15 = SP 1995, 9 = VersR 1994, 1450 = zfs 1994, 441 Lang jurisPR-VerkR 17/2009, Anm. 2 (Anm. zu BGH v. 5.5.2009 – VI ZR 208/08 –).

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