Rz. 19

Allgemein ist darauf hinzuweisen/zu achten, dass

auch in Bußgeldsachen den Urteilsgründen regelmäßig zu entnehmen sein muss, ob und wie sich der Betroffene in der Hauptverhandlung eingelassen hat und ob der Tatrichter der Einlassung gefolgt ist oder ob und inwieweit er sie für widerlegt angesehen hat. Dies gilt auch, wenn die Feststellung eines Verkehrsverstoßes auf einem standardisierten Messverfahren beruht. Denn auch dann besteht die Möglichkeit, dass sich der Betroffene z.B. bezüglich der Fahrereigenschaft, der Messung oder der näheren Umstände der Verkehrsordnungswidrigkeit in eine bestimmte Richtung substantiiert verteidigt hat und nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Tatrichter die Bedeutung dieser Einlassung verkannt oder rechtlich unzutreffend gewürdigt hat (vgl. u.a. – teilweise auch zum Strafverfahren – BGH, Beschl. v. 12.12.2019 – 5 StR 444/19, NStZ 2020, 625; OLG Bamberg, DAR 2009, 655 [Ls.]; VA 2015, 120; DAR 2017, 383; KG, Beschl. v. 28.1.2021 – 3 Ws (B) 18/21; Beschl. v. 12.1.2022 – 3 Ws (B) 8/22; OLG Celle, VA 2010, 192 = VRR 2010, 432; Beschl. v. 9.4.2020 – 1 Ss (OWi) 4/20, VRS 139, 211 = VA 2020, 122; OLG Düsseldorf, Beschl. v. 13.7.2020 – IV-4 RBs 46/20, VA 2020, 199; OLG Karlsruhe, DAR 2017, 395; VA 2016, 209; OLG ­Koblenz, VA 2010, 197 [Ls.]; OLG Köln, DAR 2011, 150 = NZV 2011, 513 [Ls.] = VA 2011, 51 für Trunkenheitsfahrt; weitere Nachw. bei Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3840),
auch in Bußgeldsachen den Urteilsgründen zu entnehmen sein muss, welche Feststellungen der Tatrichter zu den objektiven und subjektiven Tatbestandselementen getroffen hat und welche Erwägungen der Bemessung der Geldbuße und der Anordnung oder dem Absehen von Nebenfolgen zugrunde liegen (§ 267 Abs. 1 und 3 StPO i.V.m. § 71 OWiG). Sind die tatrichterlichen Feststellungen zur inneren Tatseite unvollständig, unklar oder widersprüchlich sind oder lassen sie den Unrechts- und Schuldgehalt der Tat nicht erkennen, ist das Urteil aufzuheben (vgl. z.B. OLG Bamberg, VRR 2010, 323 = VA 2010, 177 m.w.N. aus der Rspr.; VRR 2014, 110 = VA 2014, 33 = NStZ-RR 2014, 58; weit. Nachw. bei Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3835).
 

Hinweis

Auch im Bußgeldverfahren darf in den Gründen des amtsgerichtlichen Urteils nicht auf die Akten und/oder den Bußgeldbescheid Bezug genommen werden (OLG Bamberg, NZV 2008, 417; Beschl. v. 7.3.2018 – 3 Ss OWi 284/18, DAR 2018, 279 [Bezugnahme auf Eichschein]; OLG Bremen, DAR 1996, 32; OLG Hamm, VRS 104, 370 = NZV 2003, 295 für Begründung des Rechtsfolgenausspruchs; DAR 2008, 102 = VRS 113, 348 = VA 2008, 18 [Ls.]; OLG Jena, Beschl. v. 21.9.2020 – 1 OLG 151 SsBs 72/20 m.w.N.; OLG Köln, VRR 2007, 403 [Ls.]; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 8.1.2020 – 1 OWi 2 SsBs 117/19, VA 2020, 51).

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