Rz. 784

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 825 ff.

 

Rz. 785

Ein Rechtsanwalt darf einen (im Außenverhältnis) bindenden Abfindungsvergleich mit nicht unerheblicher Tragweite regelmäßig nur dann abschließen, wenn sein Mandant (im Innenverhältnis) hierüber belehrt ist und zugestimmt hat.[689] Das Einverständnis des Mandanten zu einem Vergleich hat der Anwalt und nicht der Mandant zu beweisen.[690]

 

Rz. 786

Besteht die Möglichkeit, dass der Mandant sich nicht im Klaren darüber ist, seine Äußerungen könnten als bindendes Vergleichsangebot verstanden werden, hat der Anwalt ihn auch darüber zu belehren.[691] Wie sich der Mandant nach vollständiger Belehrung über die Folgen seiner Entscheidung verhalten hätte, hat ein Gericht nach § 287 ZPO zu beurteilen; dazu sind die Handlungsalternativen aufzuzeigen.[692]

 

Rz. 787

Die Abrechnung der Gebühren aufgrund eines Gebührenabkommens begründet für sich allein genommen regelmäßig keinen Vergleichsabschluss zulasten des Mandanten. Ist die Angelegenheit nicht erledigt, darf der Anwalt einerseits seine Gebühren nicht abkommensgemäß abrechnen, andererseits kann der Mandant weitergehende Ansprüche noch (gerichtlich) verfolgen (siehe Rdn 454).

[689] BGH v. 21.4.1994 – IX ZR 123/93 – DAR 1994, 322 = MDR 1994, 730 = NJW 1994, 2085 = VersR 1994, 1298; BGH v. 14.1.1993 – IX ZR 76/92 – BRAK-Mitt 1993, 178 = DB 1993, 1965 (nur Ls.) = FamRZ 1994, 97 = MDR 1993, 804 = NJW 1993, 1325 = VersR 1993, 1109 = WM 1993, 1197; OLG Saarbrücken v. 18.7.2001 – 1 U 795/00–175 – OLGR 2001, 437 = VersR 2002, 1378.
[690] Siehe auch OLG Oldenburg v. 23.1.1998 – 6 U 236/97 – VersR 1999, 622 (Ausnahme, wenn der Vergleich die einzige ersichtliche Möglichkeit ist, Vermögensschaden vom Mandanten abzuwenden).
[691] BGH v. 17.1.2002 – IX ZR 182/00 – AnwBl 2002, 429 = BGHReport 2002, 275 = BRAK-Mitt 2002, 117 (nur Ls.) (Anm. Grams) = DB 2002, 1502 (nur Ls.) = FamRZ 2002, 878 = MDR 2002, 547 = NJW 2002, 1048 (Anm. Zugehör NJW 2003, 3225) = VersR 2002, 887 = WM 2002, 513 (BVerfG v. 12.8.2002 – 1 BvR 399/02 – BRAK-Mitt 2002, 224 [Anm. Grams] = FamRZ 2002, 1693 = JZ 2003, 419 [Anm. Mäsch] = MDR 2002, 1339 = NJW 2002, 2937 hat Verfassungsbeschwerde nicht angenommen und führt aus: Die anwaltliche Berufsausübung ist durch den Grundsatz der freien Advokatur gekennzeichnet, der einer staatlichen Kontrolle und Bevormundung grundsätzlich entgegensteht. Verfassungsrechtlich bedenklich ist die Auffassung, dass rechtsfehlerhaftes Unterlassen eines Gerichts, das die Folgen eines anwaltlichen Fehlers perpetuiert, haftungsrechtlich unbeachtlich ist, denn auch als "Organe der Rechtspflege" haften Anwälte nicht ersatzweise für Fehler der Rechtsprechung, nur weil sie haftpflichtversichert sind. Die Gerichte sind verfassungsrechtlich nicht legitimiert, den Anwälten auf dem Umweg über den Haftungsprozess auch die Verantwortung für die richtige Rechtsanwendung zu überbürden, indem ihnen angelastet wird, es pflichtwidrig unterlassen zu haben, das Gericht auf dessen falsche Rechtsauffassung hinzuweisen. Die Verurteilung zu Schadensersatz ist gleichwohl verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, wenn der Anwalt es unterlassen hat, seinen Mandanten über die Erfolgsaussicht eines Rechtsmittels zu belehren, nachdem er eine durch Richterspruch verfestigte ungünstige Rechtsposition seines Mandanten mitverschuldet hat und eine Korrektur des Fehlers im vorgesehenen Instanzenzug aber noch zu erreichen war.); BGH v. 13.4.2000 – IX ZR 372/98 – VersR 2001, 641.
[692] BGH v. 21.7.2005 – IX ZR 49/02 – AnwBl 2005, 789 = BRAK-Mitt 2005, 260 (nur Ls.) = (Anm. Chab) = BGHReport 2005, 1581 = MDR 2006, 177 = NJW 2005, 3275 = WM 2005, 2110.

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