Rz. 825

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 446, 794, 950.

 

Rz. 826

Wer eine Willenserklärung in fremder Sprache unterzeichnet, die er im Detail nicht versteht, trägt das entsprechende Risiko grundsätzlich selbst und kann aus diesem Grunde nicht (z.B. wegen Irrtums) anfechten.[723] Siehe auch Rdn 555 ff.

 

Rz. 827

Als Vertragsurkunde hat die Abfindungserklärung zunächst die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit für sich.[724] Darlegungs- und beweisbelastet für vom schriftlich Fixierten abweichende Abreden zwischen den Parteien ist derjenige, der hieraus für sich einen Vorteil herleiten möchte.[725]

 

Rz. 828

Der beim Vergleichsabschluss mitwirkende Anwalt hat für eine vollständige und richtige Niederlegung des Mandantenwillens im Vergleichskontext und für einen möglichst eindeutigen (und nicht erst der Auslegung bedürftigen) Wortlaut zu sorgen, siehe Rdn 755 ff.

 

Rz. 829

Der Umfang der Abfindung wird nicht allein durch den Inhalt des Abfindungsformulars bestimmt, sondern auch durch die begleitende Korrespondenz.[726] Bei Widersprüchlichkeiten zwischen Abfindungsformular und Begleitschreiben einer am Abfindungsvergleich beteiligten Partei kommt regelmäßig dem auf den Einzelfall abgestellten Text des Schreibens der Vorrang für die Ermittlung des Parteiwillens zu.[727]

[723] LG Limburg v. 21.12.2005 – 1 O 160/03 – SP 2006, 313 (Nur ausnahmsweise Nichtigkeit oder Teilnichtigkeit wegen § 138 BGB [Sittenwidrigkeit]).
[724] BGH v. 5.7.2002 – V ZR 143/01 – DB 2002, 2646 (nur Ls.) = EWiR 2002, 983 (nur Ls.) (Anm. Mayer-Maly) = MDR 2002, 1361 = NJW 2002, 3164 = ZIP 2002, 1809; BGH v. 5.2.1999 – V ZR 353/97 – VersR 1999, 1373; BGH v. 2.3.1970 – II ZR 59/69 – BB 1970, 685; KG v. 22.12.1998 – 6 U 307/97 – VersR 2000, 1145; OLG Hamburg v. 7.4.2000 – 14 U 263/99 – SP 2001, 86; OLG Koblenz v. 18.2.1991 – 12 U 1646/89 – VersR 1996, 232; OLG München v. 6.8.2004 – 10 U 2004/04 – VersR 2005, 1150 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.7.2005 – VI ZR 228/04 –) (Wird der Verdienstausfall in einem Vergleich nach der modifizierten Nettolohntheorie berechnet, sind i.d.R. Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ohne entsprechenden Vorbehalt nicht mehr gesondert zu erstatten); OLG Saarbrücken v. 21.3.2006 – 4 U 24/05 – SP 2006, 233.
[725] BGH v. 5.7.2002 – V ZR 143/01 – DB 2002, 2646 (nur Ls.) = EWiR 2002, 983 (nur Ls.) (Anm. Mayer-Maly) = MDR 2002, 1361 = NJW 2002, 3164 = ZIP 2002, 1809 (Die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit einer Urkunde ist begründet, wenn der Urkundstext nach Wortlaut und innerem Zusammenhang unter Berücksichtigung der Verkehrssitte einen bestimmten Geschäftsinhalt zum Ausdruck bringt. Zur Widerlegung der Vermutung kann auf außerhalb der Urkunde liegende Mittel der Auslegung [Begleitumstände des Geschäfts, Äußerungen der Parteien außerhalb der Urkunde u.a.] zurückgegriffen werden.).
[726] BSG v. 8.2.2001 – B 11 AL 21/00 R – FEVS 52, 494 = SGb 2001, 381 = NVwZ 2002, 1544 (nur Ls.) (Wer einen behördlichen Bescheid erhält, muss diesen auch lesen und dabei Unrichtigkeiten zur Kenntnis nehmen, die – auch ihm – ins Auge springen müssen); BSG v. 26.8.1987 – 11a RA 30/86 – BSGE 62, 103.
[727] KG v. 23.10.1969 – 12 W 6556/69 – VersR 1970, 350 (Anm. Sack VersR 1970, 746); KG v. 30.8.1966 – 12 W 2005/66 – VersR 1966, 1165.

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