HR Innovation Award: Zukunftsweisendes für den HR-Bereich

Am 1. Mai startete die Bewerbungsphase für den HR Innovation Award 2020, der von der Zukunft Personal Europe veranstaltet wird und Unternehmen auszeichnet, die neue Wege im HR-Bereich gehen. Weshalb die Qualität im Vordergrund steht, erläutert Professor Stephan Fischer.

Haufe Online-Redaktion: Herr Professor Fischer, der HR Innovation Award wird 2020 zum fünften Mal verliehen. Was ist in diesem Jahr neu?

Stephan Fischer: In der Auftaktsitzung der Jury haben wir uns für Beständigkeit ausgesprochen. Denn die Veränderungen, mit denen wir im Vorjahr experimentiert haben, zum Beispiel ein früherer Start der Bewerbungsphase, waren nicht sehr erfolgreich. Zudem fand die Auftaktsitzung schon während der Corona-Krise statt. Deshalb haben wir gesagt: Wenn es schon so viele disruptive Veränderungen in der Welt gibt, wollen wir den HR Innovation Award möglichst konstant halten.

Lediglich die Bezeichnung einer der Kategorien wurde verändert. Dort haben wir den Zusatz "HR" entfernt, weil alles mit HR zu tun hat. Wie im Vorjahr haben wir die vier Kategorien "Software & Hardware", "Recruiting & Attraction", "Learning & Training" sowie "Transformation & Consulting". Gerade bei der letztgenannten Kategorie bin ich gespannt, wie sie sich in diesem Jahr ausrichten wird, da Transformation aktuell eine besondere Bedeutung erhält. 

HR-Innovationen, die seit September 2019 auf den Markt kamen

Haufe Online-Redaktion: Welche Unternehmen können sich für den Award bewerben?

Fischer: Teilnehmen können alle Unternehmen, die seit September 2019 ein innovatives Produkt oder eine zukunftsweisende Dienstleistung auf den Markt gebracht haben, die in eine der Kategorien passt. Das können sowohl Startups als auch etablierte Unternehmen sein. In jeder der vier Kategorien wird sowohl ein Startup als auch ein etabliertes Unternehmen ausgezeichnet, sofern die Jury zu einem positiven Ergebnis kommt. Es gibt das Gerücht, dass der Award nur an Aussteller der Zukunft Personal verliehen wird. Das stimmt nicht. Der HR Innovation Award wird zwar auf der Zukunft Personal Europe vergeben, die Beteiligung ist aber nicht abhängig von einem Messestand. Im vergangenen Jahr kam mindestens ein Viertel der Bewerbungen von Unternehmen, die keine Aussteller waren.

Haufe Online-Redaktion: Bis wann ist eine Bewerbung möglich?

Fischer: Die Bewerbungsfrist endet am 31. August 2020. Dieser Termin ergibt sich aus der avisierten Preisverleihung auf der Zukunft Personal Europe. Diese findet Mitte Oktober statt, vorbehaltlich von Regierungsentscheidungen zu Versammlungsbeschränkungen. Für den mehrstufigen Bewertungsprozess in der Jury benötigen wir etwa sechs Wochen. So ist rein rechnerisch der 31. August als Bewerbungsschluss zustande gekommen.

Mehrstufiger Bewertungsprozess durch die Jury

Haufe Online-Redaktion: Können Sie mehr über den Bewertungsprozess erzählen? Wie genau kommt die Jury zu ihrer Entscheidung?

Fischer: In dem mehrstufigen Verfahren werden alle Einreichungen zunächst in die zugehörige Kategorie einsortiert. Wir haben insgesamt acht Bewertungsklassen: Die vier genannten Kategorien, in denen jeweils zwei Auszeichnungen erfolgen – für etablierte Unternehmen und Start-ups. Unsere Jurymitglieder sind auf die jeweiligen Kategorien aufgeteilt. Es ist immer gewährleistet, dass mindestens drei Jurymitglieder eine Kategorie ausführlich bewerten. Die meisten der 13 Jurymitglieder sind für zwei Kategorien zuständig und die Gruppen der Bewertenden setzen sich je Kategorie neu zusammen, sodass wir eine hohe Objektivität erreichen.

Haufe Online-Redaktion: Wie errechnen sich aus den jeweiligen Bewertungen die finalen Ergebnisse?

Fischer: Die Bewertungen der einzelnen Jurymitglieder werden verdichtet und von Professor Torsten Biemann statistisch zusammengeführt. Auf dieser Basis werden pro Kategorie Rankings erstellt. Das Besondere der Methode ist, dass sie Verzerrungseffekte in der Bewertung ausgleicht. Denn es gibt Jurymitglieder, die besonders milde sind und über alle Kriterien hinweg gute Noten vergeben, und Personen, die besonders streng sind und eher schlechte Noten vergeben. Am Ende entstehen pro Kategorie Shortlists, die bis zu fünf Unternehmen enthalten. Die finale Jurysitzung hat die Aufgabe, zu prüfen, ob die quantitativ errechneten Rankings auch diejenigen sind, die auch aus qualitativer Sicht prämiert werden sollen. Meine Erfahrung ist, dass rund ein Drittel aller Rankings nochmals hinterfragt werden: Die Jurymitglieder sehen sich die Webseiten an und bringen eigene Erfahrungen ein. Diese Diskussion dauert einen halben Tag oder auch länger.

Haufe Online-Redaktion: Wie kann die Jury in diesem Jahr zu ihrem finalen Urteil kommen, wenn kein persönliches Treffen möglich ist?

Fischer: Als Termin für die diesjährige Jurysitzung haben wir den 28. September festgelegt. An diesem Tag werden wir uns mit Sicherheit treffen – die Frage ist nur, ob virtuell oder analog. Auch bei den Jurysitzungen in den vergangenen Jahren saßen wir nicht alle zusammen in einem Raum. Ich selbst habe die Jurysitzung schon aus der Ferne, aus Südfrankreich, geleitet. Das Entscheidende ist der Dialog und dass wir die Rankings im Detail nochmals anschauen und intensive Diskussionen führen. Das zeichnet für mich die Qualität des Awards aus: Wir vergeben den Preis nicht an den Aussteller mit der größten Fläche, sondern die Jurymitglieder haben den Anspruch, eine qualitativ hochwertige Auswahl vorzunehmen.

Die HR-Arbeit in Zeiten von Social Distancing erleichtern

Haufe Online-Redaktion: Sie hatten vorhin gesagt, dass in diesem Jahr das Thema Transformation durch die Corona-Krise eine besondere Bedeutung erhält. Planen Sie Softwaretools, die die HR-Arbeit in Zeiten von Social Distancing erleichtern, gesondert auszuzeichnen?

Fischer: Bei der Auftaktveranstaltung haben wir diskutiert, ob wir in diesem Jahr einen Sonderpreis vergeben wollen. Wir sind übereingekommen, dass wir keinen offiziellen Sonderpreis ausschreiben möchten. Aber wir wollen uns die Möglichkeit offen halten, ein besonderes Produkt oder eine besondere Dienstleistung innerhalb der HR-Community – das muss nicht zwangsläufig eine Software sein – mit einem Sonderpreis hervorheben. Die Jury möchte der aktuellen Situation gerecht werden, sich aber vorbehalten, eine Entscheidung auf Basis aller Einreichungen zu treffen. Wenn wir der Ansicht sind, dass es ein Angebot gibt, das einen wertvollen Beitrag für die Bewältigung der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie leistet, werden wir das gesondert herausstellen.

Schlagworte zum Thema:  HR-Management, HR-Software, Innovation