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Roundtable zur Transformation: Forderungen an die Politik

Die Regierung hat zu Beginn der Corona-Pandemie schnell Entscheidungen getroffen und Maßnahmen ergriffen. Jetzt gilt es, an den richtigen Stellen nachzubessern und Überregulierungen zu vermeiden. In einem Roundtable des Personalmagazins formulierten HR-Experten Forderungen an die Politik.

Workforce Transformation und die dafür benötigten Rahmenbedingungen und Instrumente waren Thema eines Roundtable-Gesprächs des Personalmagazins. Teilgenommen haben Dr. Charlotte Beissel, Leiterin Personal der Stadtwerke Düsseldorf, Oliver Maassen, Leiter Personal- und Sozialwesen der Trumpf Gruppe, Oliver Burkhard, Arbeitsdirektor und Vorstand Personal der Thyssenkrupp AG, und Sophia von Rundstedt, geschäftsführende Gesellschafterin bei von Rundstedt.

Roundtable zur Workforce Transformation: Forderungen an die Politik

Im Roundtable äußerten sie Lob für die Entscheidungen, die in Deutschland zu Beginn der Corona-Pandemie getroffen wurden, obwohl anfangs nur geringes Wissen über die möglichen Folgen des Virus vorhanden war. Sie formulierten aber auch Forderungen an die Politik und sprachen Warnungen aus.

"Überregulierungen vermeiden"

Die HR-Experten warnten in erster Linie vor zu starken Überarbeitungen und Reglementierungen von Maßnahmen, die im Frühjahr 2020 schnell und unbürokratisch ermöglicht wurden. Um die Krise zu bewältigen, seien für die Unternehmen weiterhin schnelle Entscheidungswege notwendig, die mit weniger – und nicht mehr – Bürokratie verbunden seien, forderte Burkhard.

Er thematisierte unter anderem die Gefahr, dass für die Arbeit im Homeoffice unmäßig viele Vorschriften erlassen werden. "Ich habe Sorge, dass das mobile Arbeiten irgendwann der Telearbeit gleichgesetzt wird und wir einen Rattenschwanz an Verordnungen bekommen. Telearbeit ist nicht gleich mobiles Arbeiten", sagte er.

"Kurzarbeit mit Qualifizierung verknüpfen"

Die Ausweitung der Kurzarbeit ist ein weiteres Gefahrenpotenzial, vor dem die Roundtable-Teilnehmer abrieten. Für Unternehmen, die eine Transformation brauchen, um zukunftsfähig zu werden, sei eine Verlängerung der Kurzarbeit auf 24 Monate der falsche Weg. "Für diese Unternehmen wird Kurzarbeit das Leiden nur nach hinten schieben – vielleicht sogar in eine Zeit, in der es noch schwieriger für die Beschäftigten sein wird, einen Anschlussjob zu finden", sagte Burkhard.

Beissel regte daher eine stärkere Verknüpfung von Kurzarbeit und Qualifizierung an: "Die Frage ist, ob wir es uns überhaupt leisten können, dass die Aufstockung für weitere zwölf Monate aufrechterhalten wird. Eine Lösung könnte sein, diese stärker an Qualifizierungsauflagen zu knüpfen", gab sie zu bedenken.

"Das Qualifizierungschancengesetz überarbeiten"

Als "bürokratisches Monster" sieht Maassen das Qualifizierungschancengesetz an, weil die Auswahl der Bildungsträger sehr aufwendig ist und lediglich Einzelmaßnahmen möglich sind. Er forderte deshalb, die Qualifizierung stärker in Unternehmenshand zu geben sowie die Qualifizierung von Mitarbeitergruppen sowie ganzen Einheiten und Betrieben zuzulassen. "Dann gehen wir mit diesem Gesetz meiner Meinung nach in die richtige Richtung", so Maassen.

Hoffnung setzt Sophia von Rundstedt auf das Arbeit-von-morgen-Gesetz, das auch Sammelanträge für Qualifizierungen ermöglicht. Sie berichtet von zahlreichen Unternehmen, die derzeit darüber diskutieren, wie sie Qualifizierungsbetriebe einrichten können.

"Transformationsgesellschaften unterstützen"

"Dabei ist manchmal von Transformationsgesellschaften die Rede. Hierbei geht es nicht um die klassische Transfergesellschaft, sondern darum, dass die Mitarbeitenden oder zumindest ein Teil davon wieder im eigenen Betrieb eingesetzt wird", so Sophia von Rundstedt. Ihrer Beobachtung nach sind Transformationsgesellschaften ein Zukunftsmodell und sollten Unterstützung erfahren.

In solchen Gesellschaften könnten Beschäftigte ausgegliedert, qualifiziert, vermittelt oder auch wieder zurückgeholt werden. "Für die Unternehmen ist das ein gutes Flexibilisierungsinstrument", sagte Sophia von Rundstedt.


Einen ausführlichen Beitrag zum Roundtable finden Sie in Personalmagazin 12/2020. Dort kommen auch die vier Teilnehmer Charlotte Beissel, Oliver Burkhard, Oliver Maassen und Sophia von Rundstedt in Interviews zu Wort. Lesen Sie die gesamte Ausgabe auch in der Personalmagazin-App.


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