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Workforce Transformation: Interview mit Sophia von Rundstedt

In einer Studie hat die Outplacement-Beratung von Rundstedt untersucht, welche Instrumente Unternehmen brauchen, um die Workforce Transformation voranzutreiben. Im Interview mit dem Personalmagazin spricht die geschäftsführende Gesellschafterin Sophia von Rundstedt über konkrete Maßnahmen, auf welche Fachbereiche am meisten Arbeit zukommt – und die Rolle von HR.

Personalmagazin: Frau von Rundstedt, Sie haben eine Studie zu Workforce Transformation durchgeführt, für die 540 Personalverantwortliche online befragt wurden und qualitative Interviews mit acht HR-Experten stattfanden. Können Sie sagen, in welchem Umfang sich die Jobs verändern?

Sophia von Rundstedt: Von den Studienergebnissen waren wir einigermaßen überrascht, denn der größte Veränderungsdruck liegt laut den Personalverantwortlichen im Bereich Mindset. 51 Prozent der Unternehmen, die wir befragt haben, sehen den größten Entwicklungsbedarf in der Veränderungsfähigkeit. Aber auch beim agilen Arbeiten sehen die Befragten große Defizite. Natürlich müssen ebenfalls das berufsspezifische Wissen und IT-Anwenderkenntnisse auf den neuesten Stand gebracht werden.

Workforce Transformation: Welche Bereiche am stärksten betroffen sind

Personalmagazin: Welche Fachbereiche sind von den Veränderungen der Jobs am stärksten betroffen?

von Rundstedt: An erster Stelle ist natürlich der IT-Bereich zu nennen, aber interessanterweise sind auch Führungskräfte und Management stark von Veränderungen betroffen. Sie haben die Aufgabe, den Wandel im Unternehmen zu begleiten und zu kommunizieren. Die Veränderungsdynamik in den Unternehmen ist hoch, bedingt durch Faktoren wie Digitalisierung, agiles Arbeiten oder die Corona-Pandemie. Daher brauchen die Unternehmen einen neuen Typ von Führungskraft mit hoher kommunikativer Kompetenz. Die Veränderungen, die durch Automatisierung und Technologieeinsatz getrieben werden, betreffen alle Bereiche, von der Verwaltung bis zum Vertrieb.

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Personalmagazin: Treibt HR die Veränderung?

von Rundstedt: Wir denken, dass HR hier eine federführende Rolle zukommt. Als Dirigent der Veränderungen muss HR gemeinsam mit dem jeweiligen Fachbereich herausarbeiten, welche Skills mit Blick auf die Business-Strategie in der Zukunft benötigt werden. Wo gibt es Lücken? Welche Qualifizierungsstrategie empfiehlt sich für das Unternehmen? Darüber hinaus hat HR die Aufgabe, die Veränderungsbereitschaft in der Belegschaft zu wecken. Es gibt viele Beispiele von Unternehmen, die tolle Learning-Management-Systeme installiert haben, doch diese werden von den Beschäftigten kaum genutzt. Das hat damit zu tun, dass die Lern- und Veränderungsbereitschaft in der Belegschaft nicht so ausgeprägt ist, wie sie eigentlich sein sollte. Es geht um die Veränderung des Mindsets.

Konzepte für die Zukunft: Blended Learning und Job Rotation

Personalmagazin: Können Sie anhand Ihrer Studienergebnisse sagen, welches die besten Zukunftskonzepte sind, um neue Berufsbilder zu erarbeiten und die Mitarbeitenden zu qualifizieren?

von Rundstedt: Das war natürlich eine der Fragen, die wir in der Studie gestellt haben. Viele halten an klassischen Schulungsmaßnahmen fest. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen: "Trainings sind tot, wir brauchen andere Formen des Lernens." In den Unternehmen ist viel von Blended Learning die Rede. Es geht um die Frage, wie Technologie dazu eingesetzt werden kann, um den Mitarbeitenden zum Beispiel kleine Wissens-Nuggets situationsbezogen zur Verfügung zu stellen. Auch auf diese Weise können schrittweise digitale Kompetenzen aufgebaut werden. Darüber hinaus ist diese Form der Qualifizierung kostenseitig ganz interessant. Ich glaube, die Unternehmen müssen eine ausgewogene Kombination von Maßnahmen "off the Job" und "on the Job" finden.

Personalmagazin: Welche weiteren Maßnahmen halten Sie für sinnvoll?

von Rundstedt: In der Studie haben wir ebenfalls erfragt, wie sich Beschäftigte weiterentwickeln können, indem sie zum Beispiel an Job Rotation teilnehmen oder gezielt in verschiedenen Projekten eingesetzt werden. Es gibt auch Modelle wie Talent Swaps, bei denen Mitarbeitende, die besondere Kompetenzen haben, mit anderen Unternehmen getauscht werden. Solche Modelle eignen sich sehr gut dazu, den Mindset Change hinzubekommen. Gerade die Metakompetenzen wie Veränderungsfähigkeit und Flexibilität werden dadurch gefördert.

Einen ausführlichen Studienbericht mit detaillierten Handlungsempfehlungen können Sie hier herunterladen.


Dieses Interview ist in Personalmagazin 12/2020 mit dem Schwerpunkt "Workforce Transformation" erschienen. Dort finden Sie auch einen ausführlichen Beitrag zum Roundtable des Personalmagazins sowie Interviews mit den weiteren Teilnehmern Charlotte Beissel, Oliver Burkhard und Oliver Maassen. Lesen Sie die gesamte Ausgabe auch in der Personalmagazin-App.