Studie: Datenflut verhindert Entscheidungen in Unternehmen

Wichtige Geschäftsentscheidung bleiben zwei Drittel aller Manager zufolge liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des amerikanischen Softwareherstellers Oracle. Die zunehmende Menge an Daten entpuppt sich dabei in vielen Unternehmen in Deutschland als Hemmnis für Entscheidungen.

Die wachsende Datenflut entpuppt sich in vielen Unternehmen eher als Belastung denn als Hilfestellung. Viele Betriebe scheitern daran, Daten aus unterschiedlichen Quellen und Systemen zusammenzuführen und für die Entscheidungsfindung aufzubereiten. Die aktuelle Studie "The Decision Dilemma" (deutsch: das Entscheidungsdilemma) zeigt: Führungskräfte und Mitarbeitende verfallen zunehmend in eine Art Entscheidungsparalyse und schieben geschäftskritische Entscheidungen vor sich her.

Für die Studie wurden im Januar 2023 in Deutschland insgesamt 1.000 Personen befragt, 500 Geschäftsentscheider und 500 Mitarbeitende. Zentrales Ergebnis: Die Anzahl der Entscheidungen, die Menschen täglich unter Zeitdruck treffen, vervielfacht sich, schafft neue Herausforderungen und wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus. 61 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Zahl der Entscheidungen, die sie täglich treffen müssen, in den letzten drei Jahren verzehnfacht hat. Vier von fünf Befragten werden bei diesen Entscheidungen mit einer stetig wachsenden Menge an Daten und Quellen konfrontiert.

Entscheidungsdruck: Bauchgefühl statt Datenbasis

Für 85 Prozent der Befragten macht die Datenmenge Entscheidungen in ihrem persönlichen und beruflichen Leben komplizierter. 55 Prozent geben zu, dass sie mehr als einmal am Tag vor einem Entscheidungsdilemma stehen und nicht wissen, welche Entscheidung sie treffen sollen. 43 Prozent zweifeln, welchen Daten oder Quellen sie vertrauen sollen, und 69 Prozent haben schon einmal eine Entscheidung vermieden, weil sie von der Datenmenge überwältigt waren.

Vier von Fünf Befragten geben an, dass diese Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, negative Folgen hat – von Angstzuständen (25 Prozent) und verpassten Chancen (35 Prozent) bis hin zu unnötigen finanziellen Ausgaben (27 Prozent). Die Folge: 90 Prozent haben in den vergangenen drei Jahren ihre Taktik für Entscheidungen geändert. 35 Prozent hören nur noch auf Quellen, denen sie vertrauen, und 31 Prozent verlassen sich ausschließlich auf ihr Bauchgefühl. Beides birgt Risiken. Während Bauchgefühl nachweislich nicht immer die besten Ergebnisse produziert, sind auch vermeintlich seriöse Quellen inzwischen manipulierbar und "Fake News" allgegenwärtig.

Entscheidungsnot macht Organisationen träge

Dennoch wissen Führungskräfte um das Potenzial von Daten, die den Erfolg ihrer Unternehmen positiv beeinflussen können. Bei der Verfügbarkeit notwendiger Instrumente sehen sie sich allerdings im Hintertreffen – und das mindert ihr Vertrauen und ihre Fähigkeit, zeitnahe Entscheidungen zu treffen. Drei Viertel der Führungskräfte befanden sich der Studie zufolge schon einmal in Entscheidungsschwierigkeiten. Während diese Tatsache allein kaum verwunderlich ist, sondern vielmehr der Tätigkeit geschuldet sein dürfte, überrascht ein weiterer Befund:  71 Prozent der Befragten gaben an, dass die schiere Menge an Daten und ihr mangelndes Vertrauen sie schon einmal davon abgehalten hat, überhaupt Entscheidungen zu treffen. Neun von zehn glauben, dass die wachsende Zahl von Datenquellen den Unternehmenserfolg beschränken könnte. Als Gründe nennen sie eine verlangsamte strategische Entscheidungsfindung, zusätzliche Fehlerquellen und wachsenden administrativen Aufwand in der Datenerfassung und -pflege.

Datenbasierte Entscheidungssysteme helfen nur bedingt

Trotzdem wünschen sich die befragten Führungskräfte datengestützte Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig bemängeln sie jedoch, dass vorhandene Informationssysteme wenig hilfreich seien und lediglich für IT-Experten oder Datenwissenschaftler nutzbar. Das eröffnet zwei Möglichkeiten: Einerseits dürften Anbieter bestrebt sein, die Nutzerfreundlichkeit ihrer Systeme zu erhöhen. Andererseits werden Führungskräfte und Beschäftigte nicht umhinkommen, ihre Fähigkeiten zur Datenanalyse zu verbessern.

Dafür spricht, dass acht von zehn Managern angeben, Entscheidungen zu treffen und erst danach nach Daten zu suchen, um diese zu rechtfertigen. Dieses Vorgehen birgt zweifellos Risiken. Denn angesichts wachsender Mengen an Daten und Quellen lässt sich am Ende wohl für jedes Bauchgefühl der passende Beleg finden. Gleichzeitig bemängeln Beschäftigte, dass Unternehmen häufig die Meinung der höchstbeszahlten Person über die Daten stellen würden. Oder noch drastischer: 73 Prozent sind der Meinung, dass die Entscheidungen im Unternehmen nicht rational getroffen würden. Doch was heißt das nun für einen Betrieb, der bislang erfolgreich nach Bauchgefühl wirtschaftete?

Investitionen in Mensch und Maschine

Um die Datenanalyse werden auch diese Unternehmen nicht mehr herumkommen. Das legt zumindest die Studie nahe. Denn trotz teilweiser Frustration rund um Daten wissen die Menschen, dass ihre Entscheidungen ohne Daten weniger genau (40 Prozent), weniger erfolgreich (18 Prozent) und fehleranfälliger (42 Prozent) wären. Sie glauben zudem, dass ein Unternehmen, das Technologie für datengestützte Entscheidungen einsetzt, vertrauenswürdiger (80 Prozent) und erfolgreicher (78 Prozent) ist. Das spricht dafür, sowohl in die Datenerfassung und -pflege als auch in maschinelle Entscheidungssysteme und menschliche Entscheidungskompetenz zu investieren.


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