Recruiting: Ja zu New Work – aber was ist das eigentlich?

Die Präferenzen der Stellensuchenden haben sich geändert, ermittelte eine Studie von Softgarden. Sie wünschen sich typische Aspekte von New Work wie Selbstverantwortung und freie Wahl des Arbeitsorts. Nur mit dem Begriff "New Work" können viele Jobsuchende nichts anfangen.

Eine Veränderung, die die Coronapandemie für das Recruiting mitgebracht hat, ist offenkundig: Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland wollen vermehrt im Homeoffice arbeiten. Das bestätigt eine doppelperspektivische Umfrage von Softgarden, an der 3.561 Stellensuchende und 251 HR-Verantwortliche teilgenommen haben. 74 Prozent der Stellensuchenden wollen nach Corona unabhängig von einem konkreten Arbeitsort arbeiten.  

Remote Jobs sind verstärkt gefragt

Die Perspektiven der Jobsuchenden und HR-Verantwortlichen unterscheiden sich in diesem Aspekt kaum voneinander. Beide Seiten bewerten diese Veränderung positiv (86 Prozent der Stellensuchenden und 93 Prozent der HR-Verantwortlichen). Was jedoch stark auseinanderdriftet, ist das Verhalten auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite: 71 Prozent der Stellensuchenden recherchierten schon im Sommer 2021 gezielt nach remote Jobs, die sie von überall ausüben können, aber nur 23 Prozent der befragten HR-Verantwortlichen veröffentlichten mehr remote Jobs. Auf diese Weise kann es passieren, dass viele Arbeitgeber langfristig an Attraktivität verlieren.

Digitalisierung im Recruiting kommt nicht recht voran

Ähnlich weit auseinander stehen der Erwartungsdruck an die Digitalisierung von Bewerbungsprozessen und die tatsächliche Umsetzung: Bei etwa drei Viertel der Stellensuchenden ist der Erwartungsdruck hinsichtlich der digitalen Fitness von Unternehmen im Recruitingprozess gestiegen. Sie wünschen sich eine gute technische Ausstattung der Unternehmen – zum Beispiel für digitale Jobinterviews (84 Prozent) – und digitalgerechte Bewerbungsprozesse (84 Prozent). Die HR-Verantwortlichen sind von ihrer Digitalfitness allerdings nicht so richtig überzeugt. Nur 28 Prozent stimmten der Aussage "Unser Unternehmen ist generell gut auf digitale Prozesse im Recruiting eingestimmt" voll zu.

Das wird auch in weiteren Studienergebnissen deutlich: Zwar wurden Jobinterviews in der Pandemie vornehmlich virtuell geführt, aber damit erschöpfte sich vielfach die Digitalisierung der Bewerbungsprozesse. Ein virtuelles Onboarding haben laut Umfrage nur 17 Prozent der Stellensuchenden erhalten.

Widersprüchliche Präferenzen der Stellensuchenden

Für die Umfrage wurden auch die Präferenzen der Stellensuchenden abgefragt. Diese liegen eindeutig in einer offenen Kommunikation im Unternehmen (92 Prozent), einem guten Gesundheitsmanagement (86 Prozent) und einem sicheren Beschäftigungsverhältnis (83 Prozent). Auch die Wünsche der Stellensuchenden nach einer sinnvollen Tätigkeit, einer stärkeren Selbstverantwortung, einem partnerschaftlichen Verhältnis zu den Führungskräften und der Freiheit in der Wahl von Arbeitsort und -zeit haben laut Studie zugenommen. Damit zeigt sich: Typische Aspekte von New Work sind auf der Arbeitnehmerseite stärker gefragt als vor der Pandemie.

Das widerspricht jedoch einem weiteren Studienergebnis: Mit dem Begriff "New Work" können laut Umfrage 41 Prozent der Stellensuchenden nichts anfangen. Vor allem bei Nichtakademikern ist der Begriff unbekannt. Weitere 19 Prozent lehnen New Work schlichtweg ab.

Future of Recruiting: fünf Handlungsfelder für Arbeitgeber

Auf Basis dieser teils widersprüchlichen Ergebnisse haben die Studienautoren fünf Handlungsfelder für Arbeitgeber zur Zukunft des Recruitings formuliert:

  1. Bieten Sie wenn möglich remote Jobs an und kennzeichnen Sie diese als "remote". Einige Jobbörsen bieten diese Möglichkeit schon jetzt.
  2. Digitalisieren Sie Ihre Recruitingprozesse konsequent. Erhöhen Sie die Schnelligkeit ihrer Rückmeldungen an die Bewerberinnen und Bewerber sowie die Transparenz bezüglich des Bewerbungsprozesses.
  3. Verbessern Sie die Qualität der virtuellen Jobinterviews. Die Kommentare der Stellensuchenden zeigen, dass vor allem das Setting, die Technik und das Verhalten in virtuellen Interviews optimierungsfähig sind.
  4. Reagieren Sie auf veränderte Arbeitgeberpräferenzen. Seit der Pandemie legen die meisten Stellensuchenden Wert auf eine gute Risikokommunikation, Gesundheitsmanagement und Jobsicherheit. Darauf sollten Sie reagieren und Ihre Angebote gezielt kommunizieren.
  5. Setzen Sie auf New-Work-Aspekte, aber nicht auf den Begriff "New Work". Aspekte wie Führungskräfte als Enabler, Selbstverantwortung oder freie Wahl des Arbeitsorts sind für Jobsuchende attraktiv, nur mit dem Begriff "New Work" können viele nichts anfangen. 


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