Digitale Disruption: Ein Armband hilft Unternehmen beim Abstandsgebot


Produktentwicklung in der Corona-Krise: Armband von Kinexon

Mut, Agilität und Innovationskraft – Tugenden, die vor allem in Zeiten von Covid-19 gefragt sind. Aufbauend darauf hat Kinexon sein Internet-der-Dinge-Unternehmen (IoT-Unternehmen) in Windeseile um ein neues Produkt erweitert. Das Ziel: Mitarbeiter und Betriebe mit Hilfe eines Armbandes zu schützen und damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Die Corona-Pandemie hat die Welt vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Innerhalb kürzester Zeit wurde das wirtschaftliche und öffentliche Geschehen in seinen Grundfesten erschüttert. Und mitten drin waren auch wir. Kinexon ist ein junges, international aufgestelltes IoT-Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern. Wir entwickeln Sensorik und Software, um die Digitalisierung und Prozessautomatisierung in Fabriken voranzutreiben – beispielsweise bei renommierten Unternehmen wie BMW und Continental.

Kinexon erahnt die weitreichenden Folgen von Corona

Da sich ein Teil unserer Supply Chain auf Asien erstreckt, haben wir sehr frühzeitig von den Auswüchsen von Covid-19 erfahren. Man konnte bereits zum damaligen Zeitpunkt erahnen, wie weitreichend und schwerwiegend die Konsequenzen sein würden, die sich da am Horizont zusammenbrauten. Doch wie reagiert man in einer solchen Ausnahmesituation?

Die Antwort war für uns: mit Entschlossenheit, Angemessenheit und Schnelligkeit! Im Vordergrund stand für uns zuallererst die Sicherheit der Mitarbeiter – sowohl physischer als auch psychischer Natur. Um diese zu schützen, haben wir die Mitarbeiter komplett ins Homeoffice versetzt und den Anteil virtueller Zusammenarbeit umgehend auf 100 Prozent hochgefahren – wohlgemerkt lange bevor der offizielle "Lockdown" in Deutschland und später in den USA verkündet wurde.

Voraussetzungen für digitales Arbeiten wurden frühzeitig geschaffen

Dies war nur möglich, da lange vor dem Ausbruch der Pandemie die verhaltensbezogenen, methodischen und infrastrukturellen Voraussetzungen für digital verteiltes Arbeiten geschaffen wurden. Gleichwohl führte der erste Schock zu einer hohen Verunsicherung der Mitarbeiter. Hierbei galt es, das neuartige Virus für die Mitarbeiter in einen Kontext einzuordnen. Dieser sollte die Frage beantworten, was diese Pandemie für sie und das Unternehmen bedeutet. In diesem Zuge war es wichtig, Sicherheit, Stabilität und Geborgenheit zu vermitteln. Dies gelang durch eine "Über-Kommunikation" mit klaren, ehrlichen und vertrauensbildenden Botschaften, die dem Mitarbeiter eine überzeugende und aktivierende Perspektive für die aktuelle Zeit und darüber hinaus geben sollten.

Kinexon Safezone: Erstes digitales Wearable im Kampf gegen Covid-19

Neben dem Wohlbefinden der Mitarbeiter spielt der gemeinsame "Purpose" eine fundamentale Rolle für den Erfolg von Teams. Dabei geht es darum, die Mitarbeiter auf Ziele einzuschwören, mit denen sie sich aufgrund einer persönlichen Bewandtnis identifizieren können. Auch diesen Punkt konnten wir adressieren, indem wir eine wegweisende Innovation hervorgebracht haben.

Entstanden ist diese durch eine sehr aufmerksame Beobachtung der Pandemie-Entwicklung und der resultierenden Bedürfnisse der Kunden. Wir haben festgestellt, dass gerade produzierende Unternehmen einen hohen Anreiz haben, ihre Mitarbeiter zu schützen und den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Dieses Bedürfnis konnten wir mit unserer Innovation "SafeZone" adressieren.

Armband warnt Mitarbeiter bei Unterschreiten eines Mindestabstands

Kinexon Safezone ist das erste Enterprise Wearable, das Mitarbeiter beim Unterschreiten eines Mindestabstands warnt und bei Infektionen die Rückverfolgung von Kontaktketten ermöglicht. Durch die Verwendung von Ultrabreitband kann das Armband Abstände mit Zentimetergenauigkeit messen – deutlich präziser als mit Bluetooth Low Energy. Das Besondere an Safezone ist der Umstand, dass es für uns die erste Innovation war, die zu 100 Prozent aus dem Homeoffice heraus entstanden ist. Noch dazu war es eine Innovation, die in Rekordzeit – von Konzept bis zur Markteinführung – entstand und die damit einen zeitnahen digitalen Schutz gegen Covid-19 bot. Die motivierende Wirkung auf die Mitarbeiter war ungemein.

Kinexon kommt der Corona-Warn-App zuvor

Im Fokus stand also dabei die Perspektive, das weltweit erste industrielle Wearable im Kampf gegen das Virus auf den Markt zu bringen – und damit einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, Mitarbeiter zu schützen und den laufenden Betrieb zu sichern. Und nichts schweißt ein Team zusammen wie der gemeinsame Erfolg – so heißt es oft. Das bestätigt sich auch bei uns. Seit dem Launch im Mai 2020 setzten zahlreiche renommierte Unternehmen und Organisationen, wie Continental, Oerlikon, die DFL oder die Easycredit Basketball-Bundesliga auf unsere neue Lösung. Damit sind wir im gewerblichen Umfeld der Corona-App der Regierung deutlich zuvorgekommen.


Rückblickend zeigen sich drei Erfolgsfaktoren für digitale Disruptionen in dynamischen Zeiten:

1. Agil sein: mit Flexibilität und Schnelligkeit

Beim Thema Digitalisierung zeigt sich: Nicht die Großen werden die Kleinen fressen, sondern die Schnellen die Langsamen. Diese Erkenntnis zeigt die Bedeutung von Agilität. Für uns bedeutet dies konkret, das Geschehen im Markt aufmerksam zu beobachten und neue Problemstellungen und Bedürfnisse zu erkennen. Anschließend geht es darum, die richtigen Dinge zu tun (Effektivität) und die Dinge richtig zu tun (Effizienz). Dabei ist es unerlässlich, schnell, entschlossen und angemessen zu handeln. Wem das nicht gelingt, der bleibt zurück und wird es zunehmend schwieriger haben, den Anschluss zu halten.

2. Der Kunde im Fokus: über Kunden- und Problemlösungsorientierung

Die Gespräche mit aktuellen und potenziellen Kunden sind das A und O. Das Zuhören und Beobachten ist dabei unverzichtbar. Denn sie sind es, die uns einzigartige Einblicke geben und so Inspiration schenken. Sie sind auch schlussendlich diejenigen, die darüber entscheiden, ob sich digitale Disruptionen durchsetzen oder nicht – der Markt zieht nur nach.

Wir konnten so die Probleme unserer Kunden besser verstehen und uns darauf fokussieren, wie wir diese auf eine schnelle und effektive Art und Weise bedienen können. Bei der Entwicklung von Kinexon Safezone gaben uns Kunden die wertvollen und ausschlaggebenden Denkanstöße. Das half uns dabei, unser Vorhaben der neuen Produktentwicklung schnell und genau "on-time" umzusetzen. Denn der Wettbewerb schläft nicht – einige Firmen versuchten spät nachzuziehen, doch wir hatten einen entscheidenden Vorteil: ein Produkt, das sofort weltweit verfügbar und bereits in verschiedensten Branchen erprobt war.

3. Mutig sein: über Innovation und Risiko

In einer schnelllebigen und digitalen Welt wie heute braucht es eine hohe Innovationskraft. Innovationen sind jedoch immer mit einem gewissen Risiko verbunden, da man sich oft in einem noch unberührten Terrain bewegt. Hier gilt es, Mut und Risikobereitschaft zu zeigen – nicht im Sinne von "Kamikazetum", sondern im Sinne von kalkulierbarem Risiko. Das sollte wiederum die eigenen Stärken einbinden, um das Risiko weitestgehend zu minimieren. Wie man das im Unternehmen auch lebt? Mit einer Unternehmenskultur, die neue Denk- und Handlungsweisen fördert. Es gilt, ein Bewusstsein für die eigenen Stärken zu schaffen, das es uns ermöglicht, an den Stellen "Ja" zu sagen, wo andere "Nein" sagen. Eine nachhaltige Entscheidungskultur kreieren, die zwar viele Meinungen berücksichtigt, ohne diesen allerdings blind zu folgen.


Zum Autor: Dr. Oliver Trinchera ist Mitgründer und Geschäftsführer von Kinexon. Er studierte BWL und Elektrotechnik an der TU München. Parallel studierte er Technologie-Management am Center for Digital Technology and Management (CDTM). Anschließend promovierte er an der TU München.


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