Personalarbeit: Stärkung der Stellung von HR in der Krise

Personalarbeit erweist sich in der Pandemie als erfolgskritisch und als Garant der Geschäftssicherung. Daraus können Personalprofis jetzt Kapital schlagen. Kommunikation und Haltung sind die Hebel.

Diese Krise verlangt Unternehmen und allen, die in ihnen arbeiten, einiges ab. Besonders im Brennpunkt stehen die Personalabteilungen. Denn ihre Arbeit entscheidet darüber, wie gesund und produktiv die Mitarbeiter sind, ob und welche mitarbeiterbezogenen Förder- und Unterstützungsgelder fließen, wie sich kurz- und mittelfristig die Stimmung im Unternehmen entwickelt.

Das ist eine Mammutaufgabe und eine riesige Verantwortung. Das ist aber auch die Chance für die immer wieder unterschätzte Personalfunktion im Unternehmen, ein für allemal zu beweisen, wie wichtig sie für ein Unternehmen ist. Die meisten Personalabteilungen nutzen daher die Gunst der Stunde, um ihr Ansehen und ihren Einfluss im Unternehmen zu mehren. Sie müssen dazu zweierlei tun: effektiv arbeiten und überzeugend kommunizieren.

Erfahrungen von HR-Profis aus Asien

Wie das geht, zeigen vor allem die Erfahrungen asiatischer Unternehmen, die Europa in Sachen Krisenbewältigung mehrere Wochen voraus sind. Ein Papier der US-amerikanischen Managementorganisation The Conference Board legt davon eindrucksvoll Zeugnis ab ( Managing Through the Coronavirus Crisis: Selected Ideas and Learnings for Asia’s HR Leaders).

Die dortigen HR-Profis haben sich unverzichtbar gemacht, indem sie

  • Krisenreaktionspläne schreiben oder zu ihnen beitragen
  • engmaschig, unaufgeregt, aber fundiert intern über behördliche Anweisungen und neue Verhaltensregeln informieren
  • geprüfte Informationsquellen zu Corona ins Intranet stellen
  • Hotlines betreiben, in denen die zunehmend isoliert arbeitenden Belegschaften ihre Sorgen und Nöte teilen können
  • bei der Auswahl von psychologisch wie sachlich geeigneten Krisenmanagern unterstützen
  • für Hygiene- und Sicherheitsstandards, neue Arbeits- und Anwesenheitsmodelle sorgen
  • Risikogruppen besonders betreuen und begleiten
  • Reiserichtlinien und sich schnell ändernde Reisebestimmungen überwachen und aktualisieren
  • für Personaleinsatz und Personalersatz flexible Lösungen mit freien Mitarbeitern, Interimmanagern und externen Kräften finden
  • mit Rat und Tipps bei Führung und Zusammenarbeit in digitalen Medien unterstützen
  • und vieles mehr.

All das leisten auch deutsche Personalabteilungen. Und das gilt es zu nutzen.  

Kommunikation als Hebel des HR-Managements

Damit diese Beiträge über die Krise hinaus die Wahrnehmung von HR und die Stellung im Unternehmen prägen, sollten Personalabteilungen daher über erfolgreiche Aktionen, hilfreiche Unterstützungsmaßnahmen und pfiffige Ideen im persönlichen Gespräch wie auf offiziellen Kanälen unaufdringlich, aber selbstbewusst informieren.

Zudem sollten Personalprofis in den kommenden Wochen zwei Schwerpunkte setzen:

  • Beziehungsmanagement und
  • Imagepflege.

In der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Personalprofis erleben vom Top-Manager über die Führungskräfte bis hin zu den Mitarbeitern alle den Wert von Personalarbeit täglich und hautnah. Es gibt unzählige Anlässe und Gremien, in denen HR jetzt unerlässlich ist.

Es ist die Stunde von HR – und wer hier eine gute Figur macht, erwirbt sich Beziehungs- und Reputationskapital auf Jahre hin.

Wofür Personalprofis jetzt stehen sollten

Dabei kommt es darauf an, eine klare Haltung und einen klaren Kompass in allem, was man tut oder sagt, an den Tag zu legen. Es geht darum, neu und nachhaltig zu definieren, wofür man als Personalprofi und als Abteilung steht. Es handelt sich um diese beiden Schwerpunkte:

  1. Personalprofis dienen jetzt mehr denn je der Resilienz, also der Überlebens-, Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit ihres Unternehmens UND aller Menschen, die in ihm arbeiten. Beide Dimensionen bedingen sich gegenseitig. Nie aber wird so deutlich wie jetzt, dass HR mehr als nur Arbeit mit und für Menschen ist, sondern knallhart zum Erfolg und Überleben von Unternehmen in schwieriger Zeit beiträgt.
  2. Personalprofis leisten wie kaum ein zweiter Dienst an der Business Continuity, und das auf zwei Ebenen: indem sie akut die Krise bewältigen helfen UND immer schon die Zeit danach, den Aufbruch in eine neue Normalität, mitdenken und mitthematisieren. Das müssen zwar alle anderen Bereiche im Haus auch tun. HR kann und sollte es vorleben.

Wenn Personalprofis diese Aspekte berücksichtigen, können sie zum Gewinner einer Krise werden, von der sie sich wie alle anderen gewünscht hätten, dass sie nie eintritt. Jetzt, wo sie eingetreten ist, sollten sie das Beste daraus machen und auch den Lohn dafür einstreichen.