Konservative Recruiter – wagen sie etwas Neues?

Der Fachkräftemangel mischt die Stellenmärkte auf. Recruiter müssen die neuen Instrumente und Trends kennen. Was sich auf dem Markt tut, beobachtet unsere Expertin Daniela Furkel. In ihrer monatlichen Kolumne bewertet sie die Trends. Heute: Wie Recruiter die besten Jobportale nutzen sollten.

Die besten Jobportale 2012 stehen fest. Am 25. September erfolgte die Preisverleihung auf der Fachmesse Zukunft Personal: Bei den allgemeinen Jobbörsen siegte Stepstone vor Jobware und Kalaydo. Auf den weiteren Top-10-Plätzen folgten Meinestadt.de, Gigajob, Xing, Stellenanzeigen.de, die Jobbörse der Arbeitsagentur und jobs.de. Alles nicht sehr überraschend.

Für die Ermittlung der diesjährigen Rangliste hatten die Initiatoren von "Die besten Jobportale 2012" die Kriterien Nutzungshäufigkeit, Zufriedenheit und Ergebnisqualität in unterschiedlichen Gewichtungen zugrunde gelegt. Das heißt: Nutzungshäufigkeit (gemessen anhand des Alexa-Rankings) ging mit 35 Prozent in die Wertung ein, Zufriedenheit (ermittelt anhand der Cross-Pro-Research-Studie unter Bewerbern und der Profilo-Studie unter Personalern) mit 45 Prozent und Ergebnisqualität (ebenfalls Cross-Pro-Research-Studie und Profilo-Studie) mit 20 Prozent. Wäre diese Gewichtung etwas anders gestaltet, würde die Reihenfolge der Top-10-Stellenmärkte vielleicht etwas anders aussehen. Aber nur marginal.

Traditionsbewusstsein oder Trägheit?

Denn seit Jahren schon prägen mehr oder weniger dieselben Online-Jobbörsen das Geschehen in Deutschland – trotz der weiter wachsenden Zahl an Anbietern und Angeboten.

Deshalb stellte es eine große Überraschung dar, als Moderator Wolfgang Brickwedde auf der Preisverleihung bekannt gab, dass Jobpilot die Rangliste in diesem Jahr leider verlassen musste. Jobpilot hatte erstmals nicht mehr die Mindestanzahl an Bewertungen auf der Arbeitgeberseite erreicht – acht Jahre, nachdem das Portal von Monster übernommen worden war! Obwohl Jobpilot seit Jahren schon die identischen Inserate wie Monster führte, setzten einige Recruiter lieber weiterhin auf die gewohnte Marke. Stellt sich die Frage, ob dies aus Traditionsbewusstsein oder einfach nur aus Trägheit geschah? 

Ähnlich konservativ zeigten sich bislang auch die Inserate in den Online-Jobbörsen: Während in anderen Ländern Textanzeigen auf den Online-Portalen dominieren, beharrten die Recruiter in Deutschland auf gestalteten Stellenanzeigen, wie sie ihnen aus Tageszeitungen und Fachzeitschriften vertraut waren. Die Jobangebote wurden bislang in der vertrauten Aufmachung mit Foto und den Bulletpoints "Ihre Aufgaben" und "Ihr Profil" in die Portale gestellt, obwohl im Internet ganz andere Kriterien für die Auffindbarkeit und Nutzung von Stelleninseraten gelten als in Printmedien.

Neuer Wind durch Interaktivität

Doch mit dieser Gewohnheit könnte es in Zukunft vielleicht vorbei sein. Wie die Messe Zukunft Personal zeigte, bieten immer mehr Online-Stellenmärkte und Dienstleister interaktive Stellenanzeigen an. Das heißt Stellenanzeigen, die zusätzliche Informationen über den Job, das Unternehmen, das Arbeitsumfeld oder die Region ermöglichen, beispielsweise über spezielle Reiter oder Links. Und diese interaktiven Inserate scheinen nicht einfach nur neue und hübsche Produkte darzustellen, sondern sie werden offenbar tatsächlich in der Praxis eingesetzt. Monster beispielsweise berichtete von einer "äußerst guten Nachfrage" seines neuen Formats, das seit Juli als "Stellenanzeige Service Employer Branding" angeboten wird. Und Stepstone nannte zweistelligen Zuwachsraten bei der "Stellenanzeige Plus", die seit dem Frühjahr im Portfolio ist. "Ich persönlich gehe davon aus, dass dieses Format in zwei bis drei Jahren der Standard sein wird", sagte Marketingleiter Dr. Sascha Knorr.

Diese aktuellen Entwicklungen machen Hoffnung, dass nicht nur einige Vorreiterunternehmen die eingefahrenen Recruiting-Schienen verlassen, sondern dass sich immer mehr Arbeitgeber Gedanken über moderne Formen der Mitarbeitersuche machen werden. Auch wenn diese mehr Investitionen erfordern. Doch das ist beim Zugfahren nicht anders: Natürlich kostet eine Fahrt mit dem ICE Sprinter mehr als die Reise mit der Regionalbahn. Aber diese Züge haben auch eine ganz unterschiedliche Geschwindigkeit – und sie sprechen verschiedene Zielgruppen an. Ähnlich könnte das mit den neuen Stellenanzeigenformaten funktionieren: Interaktive Anzeigen für die anspruchsvollen Zielgruppen, die sich schnell möglichst umfassend über einen potenziellen Arbeitgeber und eine Stelle informieren wollen. Traditionelle oder ungestaltete Anzeigen für Zielgruppen, die in ihrer Region nach einfachen Jobs oder Aushilfstätigkeit suchen.

Schlagworte zum Thema:  Stellenmarkt, Jobbörse, Recruiting