Gehälter in Deutschland: vom Azubi zum Aufsichtsrat

Zwischen Mindestlohn-Empfänger und Multi-Millionär: In punkto Gehalt geht die Schere in Deutschland weit auseinander. Junge Frisöre verdienen als Berufseinsteiger mit 19.549 Euro Jahresgehalt nur knapp mehr als den Mindestlohn. Der bestbezahlte Dax-Vorstand kassiert satte 8,5 Millionen Euro im Jahr.

Das Vergleichsportal Gehalt.de hat 28.919 Vergütungsdaten von Berufseinsteigern mit maximal drei Jahren Erfahrung nach ihrer Ausbildung analysiert. Das Ergebnis: Fluglotsen, Piloten und Key Account Manager verdienen nach der Lehre besser als viele Akademiker. Friseure, Kosmetiker und Kellner erhalten ein Gehalt, das knapp über dem Mindestlohn liegt.

Gehälter nach der Ausbildung: vom Mindestlohn bis zu 67.500 Euro

Mit durchschnittlich 67.558 Euro im Jahr belegen Fluglotsen den ersten Rang in der Auswertung. Piloten folgen mit rund 63.000 Euro knapp dahinter. Zu den gut bezahlten Berufen für Einsteiger zählen außerdem das Key Account Management im Dienstleistungssektor mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 39.408 Euro, die Logistik mit 39.175 Euro und die Kundenbetreuung für Finanzdienstleistungen mit 37.091 Euro.

Auszubildende im Friseurbetrieb sollten sich auf ein niedriges Lohniveau einstellen. Ein Berufsanfänger verdient hier in seinen ersten Jahren nach der Lehre durchschnittlich 19.549 Euro. Es folgen Kosmetiker mit 20.083 Euro und Kellner mit 20.626 Euro im Schnitt. Damit beträgt ihr Gehalt nur etwas mehr als der gesetzliche Mindestlohn, der bei umgerechnet rund 17.700 Euro liegt.

Vorstandsgehälter: Im Schnitt 5,1 Millionen

Von ganz unten nach ganz oben: Dax-Vorstände kassieren im Schnitt 50 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter. Immerhin schloss sich die Schere zwischen Vorstandsgehältern und normalen Arbeitseinkommen erstmals seit Jahren leicht. Das ergab eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München.

Während die Vergütung für die Führungskräfte der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex 2015 zum Vorjahr im Schnitt um 1,8 Prozent auf gut 3,3 Millionen Euro sank, stiegen die Bruttolöhne in Deutschland um 4 Prozent. Im Jahr 2014 hatten Dax-Vorstände nach diesen Berechnungen noch 54 Mal so viel verdient wie ihre Angestellten.

Die variable Barvergütung, die in der Regel vor allem an die Gewinnentwicklung der Unternehmen gekoppelt ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf gut 1,5 Millionen Euro. Gestoppt scheint auch der Trend, dass die Unternehmen als Ausgleich für sinkende Boni bei den Festgehältern eine Schippe drauf legten. Die Grundvergütung verringerte sich um 1,4 Prozent auf gut eine Million Euro.

Daimler-Chef ist Spitzenverdiener

Von den Dax-Vorstandschefs kam nach dem Ausscheiden von VW-Boss Martin Winterkorn keiner mehr auf einen zweistelligen Millionenbetrag für das abgelaufene Geschäftsjahr. Spitzenverdiener ist nach der DSW-Rangliste Daimler-Chef Dieter Zetsche mit einer Gesamtvergütung von gut 8,5 Millionen Euro. Auf den Plätzen folgen der inzwischen abgelöste Merck-Chef Karl-Ludwig Kley (knapp 7,9 Mio Euro) und der aktuelle Volkswagen-Lenker Matthias Müller (gut 7,3 Mio Euro). Im Schnitt erhielten die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Konzerne 5,1 Millionen Euro und damit etwas weniger als im Vorjahr (5,3 Mio Euro).

Vergleichsweise wenig verdienen die Personalvorstände. Die durchschnittliche Gesamtvergütung der obersten Personaler in den Dax-30-Unternehmen ist im Geschäftsjahr 2015 auf 2,5 Millionen Euro gesunken.

Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern

Deutlich weniger als Vorstände verdienen Mitglieder der Aufsichtsrats. Das Einkommen deutscher Aufsichtsratschefs ist seit 2011 zwar um rund 25 Prozent auf durchschnittlich 188.000 Euro gestiegen. Damit liegen die Vorsitzenden im europäischen Vergleich allerdings nur auf dem sechsten Platz, wie eine aktuelle Analyse der Korn Ferry Hay Group zeigt.  Die Vergütungstabelle für Aufsichtsratsvorsitzende führt demnach  die Schweiz mit rund 950.000 € an, gefolgt von Großbritannien (460.000 Euro), Italien (238.000 Euro), Frankreich (250.000 Euro), Schweden (197.000 Euro) und Deutschland (188.000 Euro). Am Schluss der Tabelle rangieren Österreich (30.000 Euro) und Norwegen (63.000 Euro). Im Durchschnitt bezieht der Chef eines Aufsichtsgremiums in Europa rund 250.000 Euro, ein einfacher Aufsichtsrat 69.000 Euro. Bei letzterem ist Deutschland überdurchschnittlich. Wer hier Aufsicht über ein Unternehmen führt, erhält als Vergütung durchschnittlich 90.000 Euro. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

Gender Pay Gap auch in Aufsichtsräten und Vorständen

Einen unrühmlichen Platz eins belegt Deutschland allerdings beim Gehaltsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Aufsichtsräten: Männer verdienen ein Viertel mehr als ihre weiblichen Kolleginnen. Damit ist der Gender Pay Gap im Aufsichtsrat größer als die durchschnittliche (unbereinigte) Lohnlücke in Deutschland: Diese beträgt nämlich derzeit 21 Prozent. Der Gender Pay Gap in Dax-Vorständen liegt bei 18 Prozent.

Merkel und Minister mit Gehaltsplus

Vergleichsweise wenig verdienen in Deutschland auch die Bundeskanzlerin und ihre Minister, allerdings profitieren sie just in diesem Jahr von einem satten Gehaltsplus. Ein Regierungsentwurf sieht vor, dass die Bezüge für Mitglieder der Bundesregierung gemäß der Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst rückwirkend zum März um 2,2 Prozent und noch einmal um 2,35 Prozent ab Februar 2017 steigen.

Nach Zahlen des Innenministeriums steigt das Amtsgehalt von Kanzlerin Angela Merke damit in zwei Schritten inklusive Ortszuschlag um 830 Euro auf 18 820 Euro im Monat – das macht, bei zwölf Monatsgehältern – ein Jahresgehalt von 225.840 Euro. Minister (verheiratet, ohne berücksichtigungsfähige Kinder, Ehegatte nicht im öffentlichen Dienst) erhalten künftig 15.280 Euro (183.360 Euro im Jahr), was einem monatlichen Plus von 672 Euro entspricht. Seit dem 1. Juli sind zudem erstmals in einem automatischen Verfahren die Bezüge für Bundestagsabgeordnete auf 9.328 Euro im Monat (111.036 Euro im Jahr) gestiegen, ein Plus von monatlich 245 Euro.

dpa
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